Schmelzender Eisberg im Wasser als Symbol für die Klimastrategie
17.04.2024

Schritt für Schritt zur Net Zero: So entwickeln Sie eine Klimastrategie für Ihr Unternehmen

Die Klimastrategie für Ihr Unternehmen steht an. Aber wie anfangen – und wo? Lesen Sie in diesem Beitrag, wie Sie Schritt für Schritt eine passende Strategie zur gezielten Dekarbonisierung entwickeln!

Nachhaltigkeit ist in den vergangenen Jahren stärker in den Fokus von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft gerückt. Mit dem Pariser Klimaabkommen, dem European Green Deal und seinen verschiedenen Umsetzungsstrategien wie CBAM, EU-Klimagesetz, CSRD oder CSDDD gibt es eine ganze Bandbreite von Zielen, Vorgaben und Richtlinien auch zum Klimaschutz. Trotzdem werden Warnungen laut, dass der aktuelle Kurs nicht ausreicht und dass wir das 1,5°-Ziel verfehlen.

Also lieber den Kopf in den Sand stecken, weil es ja eh nichts bringt? Nein – umso wichtiger ist es jetzt, dass alle mit anpacken. Besonders Unternehmen stehen hier in der Verantwortung. Nur: Wie und wo anfangen? Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Entwickeln einer Dekarbonisierungsstrategie für Ihr Unternehmen!

1. Herausforderung anerkennen: Die Klimastrategie mit der richtigen Motivation angehen

55 % der befragten deutschen Führungskräfte einer Capgemini-Studie gaben an: In den nächsten zehn Jahren wird der Klimawandel die größten Herausforderungen für das Geschäftsmodell bringen. Der Klimawandel steht nicht mehr nur vor der Tür – er steht schon mit beiden Beinen im Hausflur. Bei den ersten Unternehmen ist er sogar schon im Wohnzimmer angekommen und zerschlägt das feine Porzellan in der Vitrine. Denn der Klimawandel wirkt sich längst auf erste Lieferketten und Geschäftsmodelle aus. Die Herausforderung ist also klar: Strategien und Pläne erarbeiten, um die Emissionen des eigenen Unternehmens zu senken.

Wir bei VERSO finden es wichtig, nicht nur die Herausforderung anzuerkennen – sondern auch die richtige Motivation zu finden, um fokussiert loszulegen und hartnäckig dranzubleiben. Deshalb eine Frage an Sie:

Was ist Ihre Motivation hinter dem Entwickeln einer Klimastrategie? 

Vielleicht ist es bei Ihnen ganz klassisch der regulatorische Druck. Zum Beispiel, weil Sie durch die CSRD zum Offenlegen Ihrer Klimastrategie verpflichtet sind. Vielleicht liegt Ihnen die Sache aber auch unabhängig von Gesetzen am Herzen – weil Sie die Vorteile einer Klimastrategie erkannt haben oder Ihr Unternehmen zukunftssicher machen wollen. Möglicherweise möchten Sie sich auch gegen steigende Kosten durch CBAM und den EU-Emissionshandel wappnen, der wachsenden Nachfrage nach nachhaltigen Produkten begegnen oder Ihr Employer Branding stärken.

Was es auch ist: Eine klare Motivation bringt Commitment im gesamten Unternehmen und sorgt dafür, dass Ihr Dekarbonisierungsplan nicht nur an trockenen Zahlen ausgerichtet ist.

2. CO₂-Bilanz oder THG-Bilanz erstellen: Die Basis Ihrer Klimastrategie

Ganz ohne trockene Zahlen geht es aber nicht. Ist das Commitment geklärt, legen wir im zweiten Schritt das Fundament für Ihre Dekarbonisierungsstrategie. Dafür braucht es zunächst eine Bestandsaufnahme in Form einer CO₂-Bilanz. Orientierung bietet Ihnen dabei das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol). Das ist der am weitesten verbreitete Standard für die Bilanzierung von Treibhausgasemissionen.

Wichtig beim Ermitteln Ihrer Emissionen: Gehen Sie wirklich in die Tiefe und holen Sie so viele Daten wie möglich ein – aus so vielen Quellen wie möglich!

Wie ist Ihr Unternehmen strukturiert? Welche Emissionsquellen gibt es in Ihrem Unternehmen? Welche dieser Quellen sind echte Emissions-Hotspots? Wie viele Emissionen entstehen jährlich? Arbeiten Sie sich Schritt für Schritt durch Ihre Prozesse, Produkte und Tätigkeiten – bis in Scope 3 hinein. Denn auch wenn für Scope 1 und Scope 2 die Datensammlung leichter fällt: Scope-3-Emissionen aus der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette machen bis zu 80 % der Gesamtemissionen eines Unternehmens aus! Tools wie unser Climate Hub und Supply Chain Hub erleichtern Ihnen das genaue, übersichtliche Erfassen aller Klimadaten.

Überblick zu den einzelnen Scopes: Scope 1 umfasst direkte Emissionen eines Unternehmens, Scope 2 umfasst indirekte Emissionen eines Unternehmens und Scope 3 umfasst alle Emissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen.

Übrigens: Wer es noch genauer wissen möchte, kann sämtliche Treibhausgasemissionen seines Unternehmens bilanzieren. Eine vollständige THG-Bilanz erfasst neben CO₂ sechs weitere Gase mit Treibhausgaspotenzial – darunter z.B. Methan und Lachgas.

3. Ziele für die Dekarbonisierungsstrategie vorgeben

Der Status quo ist abgehakt. Jetzt kann die Reise losgehen. Aber – wohin eigentlich? Legen Sie im nächsten Schritt eindeutige Klimaziele für Ihr Unternehmen fest. Am besten natürlich in SMARTer Form:

  • Spezifisch
  • Messbar
  • Ambitioniert
  • Realistisch
  • Terminiert

Binden Sie hier unbedingt Stakeholder Ihres Unternehmens ein – denn Ziele über die Köpfe der Mitarbeitenden hinweg festzulegen, die diese am Ende umsetzen müssen, kann schnell nach hinten losgehen.

Hier eine kleine Checkliste für die Ziele Ihrer Klimastrategie:

  • Unsere Klimaziele sind wissenschaftsbasiert (Unterstützung bieten z.B. die Sektor-Leitfäden der SBTi)
  • Unsere Klimaziele unterstützen das 1,5°-Ziel des Pariser Klimaabkommens
  • Wir haben ein Ausgangsjahr festgelegt, um unsere Fortschritte abzugleichen
  • Wir haben einen klaren zeitlichen Rahmen für unsere Klimaziele vereinbart

Unterscheiden Sie beim Planen Ihrer Reduktionsziele außerdem nach:

  • Langfristigen Klimazielen, die mit tiefgreifenden strukturellen Veränderungen in Ihrem Unternehmen einhergehen
  • Kurzfristigen Klimazielen, mit denen Ihr Unternehmen schnell erste Erfolge erzielt
  • Absoluten Klimazielen; d.h. quantitative Ziele, die bis Zeitpunkt X erreicht werden
  • Relativen Klimazielen; d.h. die CO₂-Reduktion abhängig von Kennzahlen wie Mitarbeitendenzahl oder Produktionszahlen

4. Maßnahmen zur Umsetzung der Klimastrategie planen

Sie kennen Emissionen und Klima-Hotspots Ihres Unternehmens und haben sich klare Dekarbonisierungsziele gesetzt. Ziele allein bremsen den Klimawandel aber leider nicht aus. Also geht’s in Schritt 4 an die Strategieplanung, damit Sie ins Handeln kommen.

Vier Tipps dazu von unserer Seite:

  1. Beziehen Sie hier wieder wichtige Stakeholder ein, um möglichst viele Ansätze und Hebel zu finden.
  2. Auch externe Consultants sind eine Überlegung wert – so decken Sie noch das ein oder andere versteckte Potenzial zur Emissionsreduktion auf.
  3. Achten Sie darauf, dass die Maßnahmen machbar sind. Niemandem ist geholfen, wenn Sie ambitionierte Ziele und radikale Maßnahmen erarbeiten, die dann aber leider nicht mit der Realität vereinbar sind.
  4. Verschaffen Sie sich ein Bild der Reifegrade Ihrer Stakeholder. Ein Beispiel: Um die Klimaziele in der Supply Chain zu erreichen, sollen die Lieferanten zu 100 % mit erneuerbaren Energien produzieren. Lieferant A hat Nachhaltigkeit schon lange auf der Agenda stehen und erfüllt diese Voraussetzung mit links. Lieferant B hatte mit Nachhaltigkeit bislang nicht viel am Hut, will den Umstieg aber schaffen – hier kann Ihr Unternehmen mit Schulungen oder Unterstützung helfen.

Ist Ihre Beschaffung bereit für die ESG-Anforderungen?

Bereiten Sie sich mit dieser Checkliste optimal auf alle neuen Anforderungen vor!

5. Emissionen reduzieren

Richtig geplant, sollte Ihre Klimastrategie wie ein Kreislauf funktionieren: Nach der ersten Bestandsaufnahme mit Zielsetzung und Maßnahmenplanung folgt eine „Arbeitsphase“, in der Sie Ihre Maßnahmen wirken lassen und Ihre Ziele verfolgen. Nach einem Jahr ziehen Sie Bilanz und passen Ihre Strategie an, um noch ein bisschen mehr Effizienz herauszuholen.

Hier gilt: Gut Ding will Weile haben. Soll die Dekarbonisierungsstrategie echten Impact schaffen, kann sie in großen Unternehmen mit umfangreichen Prozessen und Lieferketten auch schon mal zehn Jahre oder länger laufen!

6. Unvermeidbare Emissionen ausgleichen

Seien wir ehrlich – CO₂-Kompensation ist ein Streitthema. Die einen befürworten es, die anderen sehen darin Greenwashing. Grundsätzlich sollte die Kompensation wirklich nur dann eine Option darstellen, wenn Sie sämtliche Potenziale zur Emissionsminderung vollständig ausgeschöpft haben. Entscheiden Sie sich im Rahmen Ihrer Klimastrategie für den Ausgleich nicht-vermeidbarer Emissionen, möchten wir Ihnen einen wichtigen Tipp mitgeben: Greifen Sie auf seriöse Kompensationsprojekte zurück, die

  1. auf Ihr Unternehmen abgestimmt sind und
  2. deren Wirkung messbar ist.

Der freiwillige Kohlenstoffmarkt (Voluntary Carbon Market) wird bisher nicht staatlich reguliert und ist ziemlich intransparent. Statt rechtlich verbindlicher Kriterien zur Validierung von CO₂-Ausgleich gibt es nur eine Reihe privater Standards und Register mit unterschiedlichen Qualitätskriterien. Die Folge: Große Qualitätsunterschiede innerhalb der Klimaschutzprojekte, die den sogenannten CO₂-Gutschriften zugrunde liegen. Schauen Sie also genau hin.

Besonders gegen die Kompensation durch Waldprojekte und Wiederaufforstung klagte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bereits mehrfach erfolgreich (und öffentlichkeitswirksam!), etwa weil die veranschlagte Waldfläche die ausgestoßene CO₂-Menge gar nicht ausgleichen konnte oder das Projekt nicht lang genug lief, um mit der Lebensdauer von CO₂ in der Atmosphäre mitzuhalten.

7. Klimastrategie optimieren – und gerne kommunizieren!

Eben hatten wir es schon kurz angeschnitten: Die Dekarbonisierungsstrategie ist kein Einmalprojekt. Ist sie einmal ins Rollen gekommen, läuft sie viele, viele Jahre. Schließlich haben wir mit dem Klimawandel noch einiges vor uns. Und in diesen Jahren kann viel passieren.

Überprüfen Sie regelmäßig den Fortschritt. Was läuft nach Plan, wo hakt es, wo tut sich gar nichts? Gleichen Sie ab, ob Sie Ihre Ziele im vereinbarten Zeitrahmen erreichen werden. Sprechen Sie mit Ihren Stakeholdern, wo noch Potenziale bestehen. Und bewerten Sie bitte ehrlich, ob Ihre aktuelle Strategie tatsächlich auch dem Stakeholder etwas nützt, an dem letzten Endes alles hängt: der Natur!

Last but not least: Fehler gehören dazu – genauso wie das Feiern von Erfolgen. Kommunizieren Sie Ihre Fortschritte, aber geben Sie auch offen zu, wo Sie sich vielleicht verschätzt haben. Zeigen Sie, was Ihr Unternehmen erreichen will, wo Sie nachbessern wollen. Transparenz, Ehrlichkeit und Commitment sind die Treiber der Nachhaltigen Transformation!

Finden wir Ihren Weg in Richtung Net Zero

Neben der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist das Planen und Umsetzen der Klimastrategie eines der aufwendigsten To-dos. In die Berechnung des CO₂-Fußabdrucks fließen mitunter tausende Datenpunkte und Emissionsfaktoren aus der gesamten Wertschöpfungskette ein.

Viele davon stehen Ihnen nicht direkt zur Verfügung und müssen erst einmal eingeholt werden. Wer die Kalkulation korrekt (d.h. im Einklang mit internationalen Standards wie dem GHG Protocol) durchführen will, braucht Durchblick und Durchhaltevermögen. Und dann sind da noch Zweifel wie: Sind unsere Klimaziele überhaupt sinnvoll? Bewirken unsere Maßnahmen was? Darf ich diesen und jenen Meilenstein für unser Produkt jetzt so kommunizieren, oder hagelt es dann Greenwashing-Vorwürfe? 

Ihr Überblick zur neuen Green Claims Directive

Neue Pflichten für alle, die mit Begriffen wie „klimaneutral“ werben: Die Anti-Greenwashing-Richtlinie setzt Schranken. Was Sie jetzt wissen sollten.

Gerade die erste Klimastrategie ist eine echte Herausforderung. VERSO hilft Ihnen, reinzukommen – und Ihren Dekarbonisierungsplan langfristig sicher umzusetzen. Interessiert? Dann schauen Sie sich gern an, wie wir Sie bei Ihrer Klimastrategie unterstützen:

* Bei diesen Informationen handelt es sich um redaktionell zusammengefassten Content, der nicht als Rechtsberatung zu verstehen ist. VERSO übernimmt keine Haftung. 

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LKW-Fahrer als Symbolbild für die Lieferkette
04.03.2024

Lieferkette dekarbonisieren: So erreichen Unternehmen ihre Klimaziele entlang der Supply Chain

Ca. 80 % der Gesamtemissionen entstehen entlang der Lieferkette – der Weg zur Net Zero braucht daher auch klare Klimaziele für die Lieferkette. Aber Ziele allein sind nicht alles. Wie Sie diese auch umsetzen, lesen Sie hier.

Zahlreiche Unternehmen haben in den vergangenen Jahren deutlich gespürt, dass ihre Lieferketten krisenanfällig sind. Immer mehr Unternehmen verschrieben sich daraufhin einer Nachhaltigen Transformation ihres Geschäftsmodells. Schon bald kam außerdem „von ganz oben“ der Push zum Nachhaltigen Wirtschaften: Mit dem Europäischen Green Deal gibt die EU das ambitionierte Ziel der Klimaneutralität bis 2050 vor.

Transparenz über den eigenen Tellerrand hinaus

Eine der Säulen des Green Deal ist die CSRD, die Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Heißt: Unternehmen müssen detaillierte Daten zum Status quo, ihren Zielen und ihren Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit offenlegen. Mit den ESRS wurde dafür eigens ein Regelwerk eingeführt, das diese Daten gezielt abfragt. Doch für lückenlose Nachhaltigkeitsberichte braucht es vor allem eins: 100-prozentige Transparenz. Und zwar weit über den eigenen Tellerrand hinaus.

Allein schon LkSG, EUDR und CBAM verlangen von Unternehmen Lieferkettentransparenz. Zusätzlich fordert speziell der Standard ESRS E1 („Klimaschutz und Klimawandel“) eine klare Zielsetzung und Strategieplanung sämtlicher Emissionen, die mit Ihrem Unternehmen in Verbindung stehen – bis in Scope 3 hinein.

Überblick zu den einzelnen Scopes: Scope 1 umfasst direkte Emissionen eines Unternehmens, Scope 2 umfasst indirekte Emissionen eines Unternehmens und Scope 3 umfasst alle Emissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen.

Mit durchschnittlich 80 % der Gesamtemissionen entsteht der Großteil der Emissionen eines Unternehmens entlang der Lieferkette. Scope-3-Emissionen haben in der CO2-Bilanz den größten Impact.

Die ESRS im Überblick

Die EU führt mit der neuen Berichtspflicht CSRD auch einheitliche europäische Standards für vergleichbare Nachhaltigkeitsberichte ein – die ESRS. Verschaffen Sie sich im Factsheet einen Überblick!

Ihr Unternehmen benötigt also eindeutige Antworten, wie es um die Emissionen entlang der Supply Chain steht – und wie Sie Ihre Lieferkette gezielt dekarbonisieren können.

Haben Ihre Lieferanten ihre Emissionen im Blick, oder ist es ihnen egal? Können sie Ihnen Daten dazu liefern? Und wenn nicht – haben sie zumindest vor, die benötigten Daten zukünftig bereitzustellen? Können Sie sie dazu bewegen, gemeinsam mit Ihrem Unternehmen Nachhaltigkeit voranzutreiben?

Fragen über Fragen. Wie Sie an Antworten kommen, schauen wir uns jetzt an.

4 Schritte zur Dekarbonisierung Ihrer Lieferkette

Schritt 1: Scope-3-Emissionen abschätzen

Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre Lieferanten und stellen Sie sich eine Liste der Ausgaben und Warengruppen zusammen. Daraus können Sie Lieferanten-Emissionen abschätzen. Fehlen Ihnen genaue Daten, können Sie dafür zunächst auf Durchschnittsdaten der Branche zurückgreifen. Präzisieren Sie die Verteilung, sobald Ihnen Primärdaten der Lieferanten zur Verfügung stehen.

Schritt 2: Scope-3-Hotspots erfassen und Klimareifegrad der Lieferanten bewerten

Kategorisieren Sie Ihre Lieferanten dann nach ihrem Klimareifegrad. Supply-Chain-Tools wie der VERSO Supply Chain Hub ermöglichen das über direkte Anfragen.

  • Kein Reifegrad vorhanden: Dekarbonisierungsstrategie oder -maßnahmen fehlen gänzlich.
  • Geringer Reifegrad: Erste Schritte zur CO2-Reduktion wurden unternommen, aber noch kein systematisches Vorgehen.
  • Fortgeschrittener Reifegrad: Konkrete Reduktionsmaßnahmen werden umgesetzt, sind aber noch nicht in den Geschäftsprozessen verankert.
  • Hoher Reifegrad: Der Lieferant setzt die Dekarbonisierung systematisch um, Reduktionsmaßnahmen sind fest in die Unternehmensstrategie integriert.
  • Sehr hoher Reifegrad: Nachhaltigkeit steht schon lange auf der Agenda. Mit innovativen Herangehensweisen und hohen Standards geht der Lieferant als Paradebeispiel voran.

Anhaltspunkte hierfür sind bspw. die Rohstoffherkunft, Energie- und Ressourceneffizienz, der Einsatz erneuerbarer Energien in Produktion und Transport oder verifizierte (!) CO2-Kompensationsprojekte. Ein weiterer Pluspunkt wäre bspw. das freiwillige Bereitstellen eines Nachhaltigkeitsberichts.

Sie wissen nun, wie hoch die Emissionslast pro Lieferant/Produkt ist und wie ernst Ihre Lieferanten das Thema Nachhaltigkeit schon nehmen. Das verschafft Ihnen einen Überblick, welche Lieferanten besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung benötigen, wenn Sie später die Strategie zum Erreichen Ihrer Dekarbonisierungsziele implementieren.

Schritt 3: Klimaziele festlegen, Lieferanten onboarden

Legen Sie klare, wissenschaftsbasierte Klimaziele für Ihre Lieferkette fest, die mit den Ergebnissen der Klimaforschung übereinstimmen und das Pariser Klimaabkommen (Beschränkung der Erderwärmung auf 1,5 °C) unterstützen. Branchenspezifische Hilfestellungen finden Sie z.B. bei der Science Based Targets Initiative (SBTi).

Dann geht es an die eigentliche Dekarbonisierung der Lieferkette. Die SBTi empfiehlt hierzu folgendes Vorgehen:

  1. Kommunikation
  2. Zusammenarbeit
  3. Unterstützung
  4. Überwachung
  5. Verstärkung

Informieren Sie nun also Ihre Lieferanten über Ihre Klimaziele für die Lieferkette und motivieren Sie sie zur Zusammenarbeit.

Unser Tipp: Erhöhen Sie die Chance auf eine gute Zusammenarbeit, indem Sie Ihre Supplier von Anfang an in die Zielsetzung einbeziehen. Net Zero ist Teamwork!

Schritt 4: Klimastrategie implementieren

Langfristig erreichen Sie Ihre Klimaziele in der Lieferkette nur, wenn Sie dann auch weiterhin im engen Austausch bleiben und ihre Lieferanten bei der Umsetzung der Ziele unterstützen.

Das könnte z.B. so aussehen:

  • Spezifische Maßnahmen durchsetzen – Walmart hat seine Lieferanten etwa beim Umstieg auf erneuerbare Energien unterstützt, was dazu beitrug, dass der Konzern seine Supply-Chain-Emissionsziele 6 Jahre früher als geplant erreichte.
  • Mit Wissen oder Ressourcen supporten – steigern Sie bspw. durch Schulungen das Nachhaltigkeits-Know-how und somit auch den Klimareifegrad Ihrer Lieferanten.
  • Wettbewerb unter den Lieferanten anregen – 2024 werden laut einer BDC-Studie 92 % der Unternehmen ESG-Daten von ihren Lieferanten verlangen; in den kommenden 5 Jahren werden sie außerdem die Anzahl der Kriterien erhöhen, zu denen Lieferanten berichten müssen.

Helfen Sie Ihren Lieferanten auch, Prozesse zu optimieren oder gar komplett neue Wege zu gehen. Überprüfen Sie kontinuierlich den Fortschritt und machen Sie die Klimaziele zum festen Punkt auf der Agenda Ihrer Lieferantengespräche.

Denn echte Nachhaltigkeit braucht einerseits Transparenz und Ehrlichkeit. Aber sie braucht auch Konsequenz. Geben Sie Ihren Lieferanten also auch zu verstehen: Wer nicht mitmacht, fliegt über kurz oder lang raus. Besonders Lieferanten mit geringem Reifegrad werden nicht von heute auf morgen umsteigen können. Dennoch sollten sie langfristig den Willen zeigen, Produktion und Transport nachhaltig zu gestalten. Schließlich hilft das nicht nur dem Klima – sondern auch der eigenen Unternehmensresilienz.

Wie kann ich die Klimaziele für meine Lieferkette möglichst einfach erreichen?

Je komplexer Ihre Lieferkette ist, desto schwieriger ist es auch, alle notwendigen Daten zu sammeln, den Status quo zu ermitteln und den Fortschritt zu überwachen. In Gesprächen zeigt sich unseren Supply-Chain-Consultants immer wieder: Fehlende Ressourcen und umherfliegende, lückenhafte Daten machen dem Einkauf das Leben schwer.

Wie erreichen Sie Ihre Klimaziele in der Lieferkette also möglichst einfach und automatisiert? Mit den richtigen Tools! Die Kombination von VERSO Climate Hub und VERSO Supply Chain Hub hilft Ihnen beim strategischen Management Ihrer Klimaziele nach SBTi oder ESRS:

  • Der VERSO Climate Hub vereinfacht Ihnen die Berechnung Ihres CO2-Fußabdrucks unter Berücksichtigung der einzelnen Scopes.
  • Mit dem VERSO Supply Chain Hub können Sie den Klimaschutz-Reifegrad Ihrer Lieferanten automatisiert abfragen und spezifische CO2-Fußabdrücke einholen. Diese wiederum helfen Ihnen, Ihre Klimastrategie im Climate Hub zu verfeinern und Einsparungen transparent zu machen.
  • Mit der Reporting-Funktion erstellen Sie anschließend im Handumdrehen qualifizierte Berichte gemäß GRI/CSRD für das CDP oder die SBTi.
Übersicht: So gelingt die Lieferketten-Dekarbonisierung mit den Tools von VERSO. VERSO deckt die Scope-3-Priorisierung, die Klimadatenerfassung, die Maßnahmen und das Klimareporting für die Lieferkette ab.

Schreiben Sie uns. Gemeinsam finden wir eine Lösung, damit Ihr Unternehmen seine Net-Zero-Ziele erreicht!

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CSR, ESG oder Nachhaltigkeit: Wo liegen die Unterschiede?
29.01.2024

CSR, ESG, Nachhaltigkeit – Was ist der Unterschied?

CSR, ESG, Nachhaltigkeit: Was auf den ersten Blick nach ein und derselben Sache klingt, unterscheidet sich tatsächlich. Klären wir in diesem Beitrag den Unterschied zwischen den Begriffen „ESG“, „CSR“ und „Nachhaltigkeit“!

In diesem Beitrag vergleichen wir Äpfel mit Birnen, die auf den ersten Blick alle wie Äpfel aussehen – denn es geht um die recht ähnlichen Begriffe „CSR“, „ESG“ und „Nachhaltigkeit“. Sie lesen, was hinter diesen Wörtern steckt und inwiefern sie sich unterscheiden.

Was heißt CSR?

„CSR“ können Sie sich als eine Art moralische, ethische Basis für die Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens vorstellen. CSR steht für „Corporate Social Responsibility“. Und obwohl hier das Wörtchen „Social“ drinsteckt, ist hier nicht nur der soziale Aspekt von Nachhaltigkeit gemeint. CSR bezieht sich gleichfalls auf Umwelt und Unternehmensführung. Vielleicht sind Sie schon einmal über die Abkürzung „CR“ gestolpert – die steht für „Corporate Responsibility“ und klammert „Social“ bewusst aus, um Verwirrung zu vermeiden.

CSR oder CR damit ist sozusagen der Vorläufer von ESG. Oder, um es mit einer englischen Redewendung zu beschreiben: CSR walked so that ESG could run.

Die EU-Kommission hat CSR bereits 2011 wie folgt definiert:

„[E]in Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu integrieren.“

Wenn wir es genau nehmen, bezieht sich CSR also vorrangig auf das Bewusstwerden eines Unternehmens, welchen Einfluss es – aktiv oder passiv – auf Gesellschaft bzw. Umwelt nimmt. Ihrer Verantwortung begegnen Unternehmen im Sinne der CSR, indem sie qualitative Maßnahmen über das gesetzliche Minimum (z.B. CSRD, LkSG) hinaus ergreifen.

Whitepaper: Die ESRS im Überblick

Mit der CSRD wurden neue Standards für Nachhaltigkeitsberichte eingeführt. Erfahren Sie im Whitepaper alles Wichtige zu den European Sustainability Reporting Standards (ESRS).

Was heißt ESG?

„ESG“ ist die Abkürzung von „Environmental, Social, Governance“ – zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Im Gegensatz zu CSR ist ESG eher ein pragmatischer, detailorientierter Ansatz für Nachhaltigkeitsbestrebungen. Der Begriff umfasst Auswirkungen von Unternehmensstrategie und -praktiken auf diese drei Bereiche:

  • Environmental: Umweltkriterien wie z.B. Energieverbrauch, Klimastrategie oder Ressourcenmanagement
  • Social: Kriterien in Bezug auf Stakeholder (über Investoren hinaus) wie z.B. Arbeitsbedingungen entlang der Wertschöpfungskette, Diversity oder Gender Pay Gap
  • Governance: Kriterien der ethischen Unternehmensführung, wie z.B. Korruptionsprävention, Hinweisgeberschutz oder Lieferantenauswahl

ESG orientiert sich dabei quantitativ. So fordern etwa die ESRS, das Rahmenwerk für Nachhaltigkeitsberichte nach der CSRD, überwiegend eindeutige Kennzahlen.

Zugrunde liegt ESG die sogenannte „triple bottom line“. Die ist Ihnen vielleicht auch als „3-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit“ bekannt – ein Ansatz, nach dem nachhaltige Entwicklung nur dann möglich ist, wenn umweltbezogene, gesellschaftliche und wirtschaftliche Nachhaltigkeitsziele gleichberechtigt verfolgt werden.

Praxisleitfaden zur CSRD

Mit unserem Praxisleitfaden, inklusive Checkliste, bereiten Sie sich auf die Berichterstattung nach CSRD. Erfahren Sie, welche Herausforderungen es gibt und wie Sie diese meistern.

Und was ist dann Nachhaltigkeit?

Kommen wir damit zum letzten Punkt unserer Unterscheidung von ESG, CSR und Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit oder auch Sustainability ist sozusagen ein Dachbegriff für ESG und CSR. Ohne CSR und ESG kann Nachhaltigkeit nicht existieren.

Lassen Sie uns eine kleine Reise ins Erzgebirge des frühen 18. Jahrhunderts unternehmen. In der Bergbauregion war Holz eine so wichtige Ressource als Brenn- und Baustoff sowie zur Erzverhüttung, dass es langsam knapp wurde. Hans Carl von Carlowitz, der damals u.a. Leiter des Oberbergamtes Freiberg war und die Holzversorgung zu verantworten hatte, formulierte damals erstmalig die Nachhaltigkeitsdefinition, dass dem Wald nur so viele Bäume entnommen werden dürften, wie auch nachwachsen. Schon im 19. Jahrhundert etablierte sich diese Definition auch in anderen Bereichen.

Zoomen wir hinaus aufs große Ganze, bedeutet Nachhaltigkeit also: Systeme – ganz gleich welcher Art – dürfen nur so weit belastet werden, wie sie es ohne Schaden aushalten. Ressourcennutzung darf nur in diesem Umfang stattfinden.

Heute, im Jahr 2024, ist uns allen aber mehr als bewusst: Die meisten unserer Systeme sind bereits an ihre Grenzen gestoßen oder werden schon weit über ihre Grenzen hinaus genutzt. Ob Überfischung oder Entwaldung, der Abbau seltener Erden oder Ölförderung, Luftverschmutzung oder Ausbeutung von Menschen: Wir müssen den Nachhaltigkeitsgedanken wieder stärker fördern und jetzt handeln, um auch für künftige Generationen eine lebenswerte Zukunft zu schaffen.

Unternehmen obliegt beim Thema Nachhaltigkeit als Umsetzer von Verbraucherbedürfnissen, als Ermöglicher gewohnter Bequemlichkeiten und Lebensstandards die Hauptrolle. Indem sie sich ihrer Verantwortung bewusst werden (CSR) und ihre Geschäfsstrategien sowie Lieferketten umstellen (ESG), haben sie die Nachhaltige Transformation in der Hand.

Überfordert mit der CSRD?

Machen Sie sich die CSRD so leicht wie möglich: Unsere neue CSRD Suite liefert Tools und Support für jede Etappe der CSRD Compliance.

Fazit: Ist ESG oder CSR wichtiger?

Und um abschließend noch die oft gestellte Frage zu beantworten, ob ESG oder CSR wichtiger sei: Beides greift ineinander. Nur hat sich ESG heute als gängiger Begriff für eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie etabliert.

CSR stellt den Grundgedanken, den es für die Nachhaltige Transformation der Wirtschaft braucht: Das Bewusstsein, dass Unternehmen Verantwortung tragen und entsprechend handeln müssen. ESG wiederum gibt Möglichkeiten vor, um gezielt zu handeln. So werden aus Verantwortungsbewusstsein messbare, wirkungsvolle Aktionen.

 

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Nachhaltigkeit auf der Website kommunizieren
18.12.2023

So kommunizieren Sie Ihre Nachhaltigkeit auf der Website

Ihr Unternehmen ist nachhaltig – aber wissen potenzielle Kund:innen das auch? In diesem Beitrag finden Sie 6 Tipps, um Ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen glaubwürdig auf der Website zu kommunizieren.

Immer mehr Konsument:innen wählen Unternehmen gezielt nach Nachhaltigkeitsaspekten aus – und immer mehr Unternehmen müssen mit Inkrafttreten des LkSG genau darauf achten, dass in ihrer Lieferkette alles mit rechten Dingen zugeht.

Nachhaltigkeit wird zunehmend zum wichtigen Kriterium bei Kauf- und Partnerschafts-Entscheidungen. Und welche bessere Möglichkeit als die eigene Website gibt es, um potenzielle Kunden und Partner über Ihre Bemühungen im Bereich Nachhaltigkeit zu informieren? Höchste Zeit also, die Nachhaltigkeitsbestrebungen Ihres Unternehmens ins Rampenlicht zu rücken.

Aber wie machen Sie das am besten?

6 Tipps, um Nachhaltigkeit glaubhaft auf der Website zu kommunizieren

Tipp 1: Transparenz und messbare Daten

Fakten, Fakten, Fakten: Solide Zahlen wirken noch immer am glaubwürdigsten. Daher lautet unser erster Tipp auch: Stellen Sie auf Ihrer Website einen detaillierten Nachhaltigkeitsbericht bereit – z.B. als eigenständige Seite oder als downloadbares pdf-Dokument. Der Bericht zeigt bestehende Maßnahmen auf, aber beschreibt auch, was Ihr Unternehmen zukünftig umsetzen wird.

Zeigen Sie darüber hinaus prominent und separat zum Bericht, welche Ziele Sie sich gesetzt haben und mit welchen Maßnahmen Sie diese erreichen wollen. Geben Sie dabei auch offen an, wo es noch Handlungsbedarf gibt.

Ab 2024 sind durch die CSRD rund 15.000 Unternehmen ohnehin zu einem Nachhaltigkeitsbericht verpflichtet. Doch auch ein freiwilliger Bericht ist eine gute Sache für alle Unternehmen, die ganz klar zeigen wollen: „Wir nehmen Nachhaltigkeit ernst!“

CSRD: Neue Vorgaben für Nachhaltigkeitsberichte

Im Rahmen des Green Deal treibt die EU zahlreiche Maßnahmen für die Nachhaltige Transformation voran – u.a. die CSRD. Alle Einzelheiten inklusive der aktuellen Neuerungen erhalten Sie in unserem Factsheet.

Tipp 2: Auszeichnungen von unabhängigen Stellen

Wurde Ihr Unternehmen für Nachhaltigkeitsmaßnahmen zertifiziert? Dann platzieren Sie entsprechende Siegel und Zertifikate unbedingt auf Ihrer Seite! Externe Bestätigungen Ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen stärken die Glaubwürdigkeit enorm.

Wichtig hierbei:

  1. Verstecken Sie Ihre Auszeichnungen nicht in einem kleinen Abschnitt auf einer Unterseite, die nicht einmal im Menü verlinkt ist. Ob als Banner auf der Startseite oder als eigener Menüpunkt: Wer Gutes tut, darf das ruhig zeigen!
  2. Setzen Sie auf Auszeichnungen anerkannter, unabhängiger Stellen. Zertifikate und Siegel, die sich jedes Unternehmen mit genügend Geld einfach erkaufen kann, bergen Greenwashing-Gefahr.

Apropos Greenwashing: Wie Sie die häufigsten Stolpersteine umgehen, lesen Sie im Beitrag „Die fünf größten Greenwashing-Fallen und wie man sie vermeidet“.

Tipp 3: Kooperationen vorstellen

Woher beziehen Sie Ihre Rohstoffe oder Waren? Mit welchen Unternehmen arbeiten Sie zusammen – und wie nachhaltig sind die? Gibt es Kooperationen mit Umwelt- und Tierschutz-, oder auch Menschenrechtsorganisationen, mit denen Ihr Unternehmen über den eigenen Tellerrand hinaus Impact schafft? In welchen Projekten ist Ihr Unternehmen aktiv?

All das sind interessante Punkte, die Sie keinesfalls unter den Teppich kehren sollten! Zeigen Sie, wie Sie sich engagieren und durch Ihre Verantwortung den Wandel zur Nachhaltigkeit aktiv mitgestalten. Achten Sie aber auch hier darauf, nicht in Greenwashing-Fallen zu tappen.

Nachhaltigkeit erfolgreich und sicher kommunizieren

Dos und Don’ts sowie Rahmenbedingungen der Nachhaltigkeitskommunikation und mehr: Im Kurs „ESG-Management in der Praxis“ zeigt Ihnen Nuvia Maslo (CMO/CCO bei VERSO), wie Sie Ihre Nachhaltigkeit wirkungsvoll kommunizieren.

Tipp 4: Commitment zeigen

Dass Sie 2020 eine Blühwiese neben der Firmenzentrale angelegt haben, waren die letzten News in Sachen Nachhaltigkeit? Hoffentlich nicht! Wer die Nachhaltigkeit seines Unternehmens wirklich glaubhaft kommunizieren will, sollte langfristig planen – am besten auf Grundlage einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie.

Schildern Sie in jedem Fall, was Ihr Unternehmen bisher schon erreicht hat. Führen Sie auf, wie Nachhaltigkeit aktuell gelebt wird. Zum Beispiel auch durch ein gesundes Arbeitsumfeld für Ihre Mitarbeitenden oder faire Bezahlung in Ihrer eigenen Lieferkette. Nachhaltigkeit bezieht sich schließlich nicht allein auf die Umwelt.

Zeigen Sie aber auch, was Sie sich für die Zukunft vornehmen. Präsentieren Sie auf Ihrer Website langfristige Nachhaltigkeitsziele mit klaren Meilensteinen. Machen Sie Nachhaltigkeit zum festen Bestandteil des Purpose Statements Ihres Unternehmens. Teilen Sie Fortschrittsberichte. Mit Kontinuität und Engagement zeigen Sie immer noch am besten, dass Nachhaltigkeit bei Ihnen mehr als eine kurzfristige Marketingmaßnahme war.

Tipp 5: Ehrlich sein

Ehrlichkeit währt am längsten. Das gilt auch für die Nachhaltigkeitskommunikation. Kein Unternehmen ist zu 100 % nachhaltig – also versuchen Sie nicht, Nachhaltigkeitsmaßnahmen aus der Luft zu greifen. Stellen Sie Ihre bisherigen Maßnahmen und Erfolge vor, aber geben Sie auch offen und ehrlich zu, wo es vielleicht noch hakt. Das lässt Sie nicht schlecht dastehen – im Gegenteil! Es zeigt, dass in Ihrem Unternehmen ernsthaft über Nachhaltigkeit nachgedacht wird.

Tipp 6: Nachhaltigkeit mit einer nachhaltigen Website demonstrieren

Last but not least ein Punkt, den man auf den ersten Blick schnell vergisst: Wer die Nachhaltigkeit seines Unternehmens unterstreichen will, sollte unbedingt auch seine Website unter die Lupe nehmen! Tools wie der Website Carbon Calculator berechnen Ihnen im Handumdrehen den CO2-Fußabdruck Ihrer Seite.

CO2-Fußabdruck der Seite verso.de

Ihre Seite ist eher im globalen Durchschnitt angesiedelt? Dann halten Sie Ausschau nach Spezialist:innen für Green Webdesign, um das volle Nachhaltigkeits-Potenzial Ihrer Seite auszuschöpfen.

Bis dahin helfen Ihnen erste einfache Tipps wie diese, um Ihre Website ohne Design- oder Coding-Kenntnisse nachhaltiger zu machen:

  • Reduzieren Sie Dateigrößen (Bilder und Videos).
  • Prüfen Sie, ob Ihre Seite mit Kohle betrieben wird – ganz schnell gelingt das z.B. mit dem Tool der Green Web Foundation. Wechseln Sie andernfalls zu einem Webhosting-Anbieter mit transparent nachverfolgbarem Ökostrom.
  • Gestalten Sie Ihre Website barrierefrei, um auch sozialer Nachhaltigkeit gerecht zu werden – ein erster Schritt wären hier z.B. beschreibende Texte für Bilder.
  • Entrümpeln Sie einmal beherzt, damit veraltete Inhalte und überflüssige Tools nicht weiterhin grundlos Energie verschwenden.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg – und sind gern für Sie da, wenn Sie Unterstützung in der Nachhaltigkeitskommunikation brauchen!

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Dr. Saskia Juretzek, Head of Sustainability bei der Tengelmann-Gruppe
06.09.2022

Interview mit Dr. Saskia Juretzek: Wie wird man CSR-Manager:in?

Warum dieser Beruf in Zukunft so wichtig wird, wie der Karriereweg aussieht und welche Kompetenzen angehende ESG-Manager:innen mitbringen sollten.

Der Beruf Nachhaltigkeitsmanager:in boomt. Während CSR-Manager:innen früher oft als reine Idealisten abgetan wurden, werden sie heute von Unternehmen händeringend gesucht. Der Klimawandel, das Artensterben, soziale Ungleichheiten, vor allem aber die wachsende Regulatorik haben zu diesem Wandel geführt.

Im Interview sprechen wir mit Dr. Saskia Juretzek über diese Entwicklung. Sie ist seit über zehn Jahren als CSR-Managerin in Großkonzernen aktiv, seit Juni 2022 Head of Sustainability bei der Tengelmann Twenty-One KG und Referentin in unserer VERSO Academy. Zusammen mit Sandra Broschat hat sie das Buch „Nachhaltige Karriere – mit dem richtigen Job die Welt verändern. Anregungen für den Ein- und Umstieg in die Nachhaltigkeit.“ herausgebracht. Wir gehen mit Dr. Saskia Juretzek den Fragen nach, wie man CSR-Manager:in wird, welche Kompetenzen man mitbringen sollte und welche Karrierewege möglich sind.

Nachhaltige Karriere

Saskia, der Titel eures Buches lautet: “Nachhaltige Karriere – mit dem richtigen Job die Welt verändern. Anregungen für den Ein- und Umstieg in die Nachhaltigkeit.” Mach uns doch bitte ein bisschen Lust auf den Beruf Nachhaltigkeitsmanager:in!

Aus meiner Sicht ist es ein Job, der Spaß bringt, weil man etwas in der Welt in die richtige Richtung bewegt. Als Nachhaltigkeitsmanager:in trifft man meist auf sehr positiv gestimmte Menschen im Unternehmen, die auch Lust darauf haben, Nachhaltigkeit miteinander voranzutreiben, und wissen, dass es etwas Wichtiges und Richtiges ist. Das sind zum Beispiel Menschen aus anderen Fachabteilungen mit verschiedenen Hintergründen und unterschiedlichen Alters, die privat schon teilweise nachhaltig leben, aber noch gar nicht wissen, wie sie das mit ihrem Job verknüpfen können.

CSR-Manager:in ist ein recht junges Berufsbild. Aus welchem Grundberuf kommen Nachhaltigkeitsmanager:innen?

Sustainability Manager waren bisher vor allem Quereinsteiger:innen wie beispielsweise Betriebswirt:innen, Sozialwissenschaftler:innen, Ingenieur:innen und Kommunikator:innen. Auf der einen Seite sind das Menschen wie ich, die über das Thema Nachhaltigkeit im positiven Sinne stolpern und merken, das ist genau das, was ich machen möchte. Auf der anderen Seite werden Menschen oft aus der Kommunikations- oder Marketingabteilung auf die Stelle gesetzt. Denen wird gesagt, wir müssen da etwas zum Thema CSR machen, könnt ihr das nicht irgendwie mitmachen. Ich finde es allerdings schade, wenn Mitarbeiter:innen für Nachhaltigkeit zuständig sind, die gar keine Lust darauf haben, nach “Schema F” arbeiten und dadurch nicht die volle Wirkung erzielen können.

Heute gibt es aber auch viele gut ausgebildete Personen, die das studiert haben und letztlich nach solchen Rollen im Unternehmen suchen.

CSR-Weiterbildungen in der VERSO Academy

Dr. Saskia Juretzek ist eine der Top-Referent:innen der VERSO Academy, die Sie im Kurs „ESG-Management in der Praxis“ im kompletten ESG-Managementprozess schulen.

Aus welchem Antrieb heraus ergreift man diesen Beruf?

Eine Rolle spielt hier, ein gewisses Mindset zu haben und dass man sich vielleicht privat mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Nachhaltigkeitsmanager:innen haben meist gewisse Werte in der Erziehung oder aus dem Umfeld mitbekommen. Sie halten es für sinnvoll, nicht zu Lasten von anderen Menschen, Tieren und Umwelt zu wirtschaften, sondern auf eine Weise, dass es allen dabei gut geht.

Aber Hand aufs Herz: Was verdient man als Nachhaltigkeitsmanager:in?

Nachhaltigkeitsmanager:innen verdienen ein Gehalt, das vergleichbar ist mit anderen Funktionen in einem Unternehmen. Es fällt mir aber schwer, eine Hausnummer zu nennen. Ein Beispiel: Ein Kollege ist vor ein paar Jahren mit 45.000 Euro und eine Kollegin etwas später mit 60.000 Euro in den Job eingestiegen. Das Gehalt hängt dabei extrem vom Unternehmen, der Unternehmensgröße, Branche und Berufserfahrung ab. Anders ist es bei NGOs (Nicht-Regierungsorganisationen), Sozial- oder Umweltorganisationen, bei denen man in einem niedrigeren  Gehaltsgefüge weniger verdient.

Wie wird man Nachhaltigkeitsmanager:in?

Zum einen ist eine Spezialisierung über ein Studium möglich – zum Beispiel mit einem Master in Sustainability Management, mit einem Vertiefungsschwerpunkt im Studiengang oder einem MBA (Master of Business Administration) in diesem Bereich. Zum anderen ist für Quereinsteiger eine Weiterbildung zu empfehlen. Das Wichtigste ist am Ende die Berufserfahrung, aber ich benötige natürlich auch das theoretische Wissen, damit ich das in den Beruf einbringen kann.

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Welche Kompetenzen sollte man mitbringen?

Was Sustainability Manager als Basis benötigen, ist das Fachwissen. Daneben sind aber soziale, kommunikative und Persönlichkeits-Kompetenzen viel wichtiger. Das Ergebnis meiner Doktorarbeit war, dass man in bestimmten Dingen gut sein sollte, um seinen Job auch gut zu machen. Bei Nachhaltigkeitsmanager:innen sind das Kompetenzen wie Glaubwürdigkeit und Authentizität – dass ich vorlebe, was ich von anderen erwarte. Es geht aber auch um das Thema Beziehungsmanagement – ich muss gut darin sein, Beziehungen intern aufzubauen, das Vertrauen von anderen Menschen zu gewinnen und Interaktionen zu führen. Man benötigt auch Konfliktlösungskompetenz und Kompromissfähigkeit – man muss mit Zielkonflikten umgehen können, wenn man mit seinen sozialen und ökologischen Zielen und Themen auf ein Unternehmen trifft, das ja klassischerweise eher auf Finanzzahlen ausgerichtet ist. Sehr wichtig sind darüber hinaus Beharrlichkeit und Geduld – auch wenn ich eigentlich ein ungeduldiger Mensch bin, muss ich immer überlegen, wann für ein Nachhaltigkeitsthema der richtige Zeitpunkt ist und der Mensch mir gegenüber dafür offen ist.

Nachhaltigkeitsmanagement ist in den vergangenen Jahren essentiell für Unternehmen geworden. Warum sind Unternehmen erst jetzt darauf gekommen, etwas ändern zu wollen?

Die Regulatorik spielt eine große Rolle – vor allem für die Unternehmen, die Nachhaltigkeit davor nicht richtig ernst genommen haben. Viele Unternehmen wollen sich erst damit beschäftigen, wenn die Rahmenbedingungen für alle gelten. Ich persönlich halte das nicht für klug, weil es bei Nachhaltigkeit auch um die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens geht. Es gibt aber auch viele Unternehmen, die sich aus einer Werteüberzeugung oder einer langfristigen Sichtweise heraus schon länger mit dem Thema auseinandersetzen. Häufig hängt das mit der Führungsmannschaft zusammen, die vom Thema Nachhaltigkeit überzeugt ist. Außerdem merkt man aktuell überall auf der Welt, dass der Klimawandel vor der Tür steht, und das bringt auch viele zum Umdenken und Aufwachen.

Inwiefern hat sich damit die Stellung der Nachhaltigkeitsmanager:innen im Unternehmen verändert?

Die Wahrnehmung hat sich in vielerlei Hinsicht geändert. Den Unternehmen ist klar geworden, dass sie Ressourcen benötigen, um ein Nachhaltigkeitsmanagement wirksam umzusetzen. Auch in kleineren Unternehmen kann das keine One-Man- oder One-Woman-Show sein. Das Thema Nachhaltigkeit ist komplex und interdisziplinär, deswegen werden mehrere Expert:innen benötigt. Interessant ist auch, dass der Beruf Nachhaltigkeitsmanager:in auch intern im Unternehmen inzwischen mehr als Karrieremöglichkeit wahrgenommen wird. Und natürlich wird man mehr und mehr ernst genommen im Unternehmen, statt belächelt und in die soziale oder Öko-Ecke gestellt zu werden, wie das vielleicht früher mal der Fall war. Auch inhaltlich haben sich die Rollen verändert, es geht neben sozialem Engagement und dem Umweltmanagement nun stark um die Kerngeschäftstätigkeit des Unternehmens.

Ist das Thema Nachhaltigkeit damit angekommen, wo es hingehört: Im Zentrum eines Unternehmens, in der Unternehmensstrategie?

In der Masse ist es dort noch nicht angekommen. In Unternehmen, die sich seit 10 oder 15 Jahren mit Nachhaltigkeit beschäftigen oder Nachhaltigkeit über ihr Werteverständnis schon immer auf der Agenda haben, fließt es in die Unternehmensstrategie ein. Bei großen, börsennotierten Unternehmen passiert das ebenfalls immer öfter, aber bei ganz, ganz vielen ist das noch nicht der Fall.

Welche Aufgaben haben Nachhaltigkeitsmanager:innen?

Das hängt von der Unternehmensgröße ab. In kleinen Unternehmen ist das oft eine One-Woman- oder One-Man-Show und Nachhaltigkeitsmanager:innen machen einfach alles. In großen Unternehmen herrscht dagegen eine größere Spezialisierung, da gibt es eine oder sogar mehrere Personen, die für ein oder zwei Themen zuständig sind.

Als erste Aufgabe schaue ich mir an, welche Nachhaltigkeitsthemen für mein Unternehmen strategisch relevant sind – bei einem produzierenden Gewerbe ist das vielleicht die Dekarbonisierung. Grundlage dafür sind klassische Analysen wie Stakeholder-Befragungen und Wesentlichkeitsanalysen, anhand derer man sieht, wie die strategische Ausrichtung sein soll. Außerdem kann ich mich mit den Sustainable Development Goals befassen und schauen, wie und zu welchen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen das Unternehmen beiträgt.

Als nächstes kommt das Reporting, das ein wichtiges, jährlich wiederkehrendes und zeitintensives Thema ist. Mit der Berichterstattung erfasse ich, wie der Status quo ist, welche Kennzahlen ich in Ableitung der Strategie messen und was ich alles in den Nachhaltigkeitsbericht packen will.

Eine weitere Aufgabe ist die interne und externe Kommunikation. Da geht es beispielsweise um die Fragen: Wie nehme ich die Kolleg:innen mit? Wie schaffe ich Multiplikatoren und Change Agents im Unternehmen? Und wie bilde ich Mitarbeiter:innen weiter? Externe Kommunikation geht in Richtung: Wie möchte ich Transparenz schaffen zu dem, was wir da tun? Und wie möchte ich mich dazu aus einer Marketing- und Branding-Sicht positionieren?

Außerdem muss ich mich inhaltlich um die Themen kümmern. Man muss beispielsweise analysieren, welche Auswirkungen das Unternehmen auf die Umwelt hat und wie man sie reduzieren kann, und auf dieser Basis Maßnahmen definieren und umsetzen. Analog läuft das auf der sozialen Seite und betrifft dort beispielsweise Mitarbeiterzufriedenheit, Diversity bis hin zu Menschenrechte in der Lieferkette. Im Bereich Corporate Citizenship kann ich mich um soziale Projekte wie Kooperationen, zum Beispiel mit SOS-Kinderdörfern, kümmern.

In einem börsennotierten Unternehmen geht es auch darum, die Rating-Anfragen zu beantworten und zusätzlich zum Nachhaltigkeitsbericht weitere Informationen und Daten zur Verfügung zu stellen, damit man extern bewertet werden kann.

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Das Thema Nachhaltigkeit ist sehr vielfältig – bei den Karrierewegen sieht es ähnlich aus. Welche Karrierewege kann man als CSR-Manager einschlagen?

Da sollte man zunächst in sich hineinhören und schauen, was einen im Bereich Nachhaltigkeit am meisten interessiert. Sind es eher die sozialen Themen oder will ich dem Klimawandel begegnen? Dann geht es noch um die Organisationsform, in der man arbeiten möchte. Ist es die kleine NGO oder der große Konzern, in dem man eher ein kleines Rädchen ist, das aber große Auswirkungen haben kann? Eine Möglichkeit ist auch die Politik, in der man wahnsinnig viel bewegen kann.

Deswegen würde ich empfehlen, mit Leuten in diesen Positionen zu reden. Im Idealfall kann man seine neue Rolle mit dem verknüpfen, was man davor schon gemacht hat. Zum Beispiel: Ein Controller kann sein Wissen im Bereich Umwelt- oder soziales Controlling einbringen. Auch im Marketing oder der Kommunikation kann man sich gut weiterbilden und es gibt viele Schnittstellen bei Ingenieur:innen.

Wie wird sich das Berufsbild Nachhaltigkeitsmanager:in in den nächsten Jahren weiterentwickeln?

Aktuell ist eine extreme Boomphase, Nachhaltigkeitsmanager:innen werden händeringend gesucht. Ich gehe davon aus, dass das noch eine ganze Weile so weitergehen wird, weil sich mit der Regulatorik, dem sich verstärkenden Klimawandel und der Biodiversitäts-Krise viel bewegt. Meine Hoffnung ist, dass Nachhaltigkeit in der Zukunft so in Unternehmen integriert ist, dass man nicht mehr so viele Nachhaltigkeitsmanager:innen in eigenen Abteilungen benötigt, sondern dass diese Leute direkt in den einzelnen Fachabteilungen sitzen und Maßnahmen umsetzen. Idealerweise hat jeder Lieferketten-Experte, jeder Ingenieur sowie jeder in der Entwicklung und Produktion Ahnung von Nachhaltigkeit und denkt das gleich mit. Ich glaube allerdings, dass wir noch relativ lange selbstständige Nachhaltigkeits-Abteilungen haben werden, weil sie alles strategisch steuern und hier auch meist das Reporting zusammenläuft.

Dr. Saskia Juretzek

ist Head of Sustainability bei der Tengelmann-Gruppe. Seit über zehn Jahren ist sie als CSR-Managerin in Nachhaltigkeitsabteilungen von Großkonzernen aktiv. Sie hat im Bereich Nachhaltigkeit promoviert und bringt sich an diversen Hochschulen und Universitäten in die Lehre ein. Dr. Saskia Juretzek ist darüber hinaus Mitgründerin der Initiative „futurewoman“, die Frauen im  Nachhaltigkeitsbereich vernetzt. Außerdem gibt sie in der VERSO Academy ihr umfangreiches Wissen weiter und spricht als Referentin über die Themen CSR-Strategie und CSR in der Organisation.

Dr. Saskia Juretzek, Head of Sustainability bei der Tengelmann-Gruppe

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Wander-Wegweiser als Symbolbild für den Vergleich verschiedener Nachhaltigkeits-Standards
10.08.2022

Nachhaltigkeitsbericht: Welche Standards gibt es?

Durch die neue Berichtspflicht CSRD sind etwa 15.000 Unternehmen in Deutschland berichtspflichtig. Was ist der richtige Standard für Ihren CSR-Bericht? Um Ihnen die Auswahl leichter zu machen, stellen wir Ihnen die wichtigsten Standards vor. Außerdem finden Sie am Ende dieses Blogposts ein Factsheet, in dem Sie sehen, welcher Standard sich für welche Unternehmen eignet.

UN Global Compact: Für den Einstieg geeignet, nur Minimalanforderungen

Der United Nations Global Compact, kurz UNGC, wurde im Jahr 2000 auf Initiative des ehemaligen Generalsekretärs der Vereinten Nationen Kofi Annan von Georg Kell gegründet. Ziel war und ist eine gerechte, umwelt- und sozialverträgliche Ausgestaltung der Globalisierung. Der UNGC ist die weltweit größte und wichtigste Initiative für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung. Über 19.000 Unternehmen und Organisationen haben ihn unterzeichnet – davon sind mehr als 800 in Deutschland.

Das Rahmenwerk formuliert zehn soziale und ökologische Prinzipien in den Bereichen Menschenrechte, Arbeit, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung, zu denen sich die teilnehmenden Unternehmen und Organisationen bekennen. Darüber hinaus basiert der UN Global Compact auf den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs).

SFDR – der Standard für den Finanzsektor

Die EU hat die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) speziell für den Finanzdienstleistungssektor entwickelt – betroffen sind allerdings auch einige Unternehmen. Wie, verrät Ihnen unser Factsheet.

DNK: Guter Einstieg, gut anwendbar, für deutschsprachigen Raum

Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) ist im Jahr 2011 eingeführt worden. Ziel ist es, dass Unternehmen über ihre Leistungen im Bereich Nachhaltigkeit informieren und somit eine Vergleichbarkeit geschaffen wird. Etwa 800 Unternehmen haben inzwischen eine DNK-Erklärung veröffentlicht.

Der Standard umfasst 20 Kriterien, zu denen berichtet werden muss. Sie sind in die Themenbereiche Strategie, Prozessmanagement, Umweltbelange, Gesellschaft unterteilt. Bei der Berichterstattung können Unternehmen entweder das Leistungsindikatorenset nach GRI (Global Reporting Initiative) oder nach EFFAS (European Federation of Financial Analysts Societes) auswählen.

GRI: International am etabliertesten, hoher Aufwand

Die Global Reporting Initiative (GRI) ist eine Stiftung, die 1997 gegründet wurde. Die Leitlinien der GRI gelten weltweit als der wichtigste Standard für Nachhaltigkeitsberichte. Das Ziel der globalen Standards ist es, Nachhaltigkeitsberichte durch einheitliche Anforderungen besser vergleichbar zu machen. In einem Dialogprozess mit Unternehmen und Organisationen der Zivilgesellschaft werden die Richtlinien kontinuierlich weiterentwickelt.

Unternehmen, die nach den GRI-Standards ihren Nachhaltigkeitsbericht erstellen, müssen umfangreiche Angaben zum Unternehmen, zum Managementansatz sowie zu ökonomischen, ökologischen und sozialen Standards machen.

Die Global Reporting Initiative hat inzwischen ihre Standards ein weiteres Mal aktualisiert. Die aktuellen Neuerungen gelten für alle Berichte, die ab 1. Januar 2023 veröffentlicht werden. Alle Infos zu den Änderungen finden Sie im Factsheet „Neue GRI-Standards ab 2023“.

SDG: Rahmenwerk mit den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen

Die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen haben im September 2015 die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung beschlossen. Bestandteil sind die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele oder Sustainable Development Goals, kurz SDGs, die alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit umfassen: Umwelt, Soziales und Wirtschaft. Die globalen Ziele sollen bis 2030 von allen Staaten erreicht werden, um die Welt gerechter, gesünder, friedlicher und sozialer zu gestalten.

Das SDG-Rahmenwerk dient als Orientierung für Unternehmen, die über ihre Nachhaltigkeitsleistungen berichten wollen. Um die Implementierung der 17 Sustainable Development Goals und der Unterziele in die Lieferketten zu erreichen, stehen Richtlinien wie die Global Reporting Initiative (GRI) und der UN Global Compact zur Verfügung. Beide Richtlinien schlagen Indikatoren und Kennzahlen zur Messung der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen für die einzelnen SDGs vor.

ISSB: globaler Standard für kapitalmarktorientierte Unternehmen, in der Entwicklung

Die International Financial Reporting Standards Foundation entwickelt aktuell globale Standards für den Nachhaltigkeitsbericht von kapitalmarktorientierten Unternehmen. Dazu gründete die gemeinnützige IFRS-Stiftung das International Sustainability Standards Board (ISSB) in Frankfurt. Der künftige Standard hat großes Potenzial das international führende Framework zu werden.

Ziel des ISSB ist es, Mindeststandards für eine glaubwürdige, transparente und vergleichbare Berichterstattung im Bereich der ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) festzulegen. Unternehmen sollen beispielsweise angeben, mit welchen Kennzahlen sie nachhaltigkeitsbezogene Risiken und Chancen messen und überwachen und mit welcher Strategie sie diese bewältigen wollen.

Wie erstelle ich einen Nachhaltigkeitsbericht?

Einen aussagekräftigen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Leichter geht es mit unserem praxisorientierten Playbook „In 7 Schritten zum Nachhaltigkeitsbericht“.

ESRS: europaweit einheitlicher Standard, wird im Zuge der CSRD entwickelt

Im Zuge der neuen Berichtspflicht CSRD, Corporate Sustainability Reporting Directive, wird auch ein einheitlichen Standard eingeführt. Die Berichte sollen dadurch aussagekräftiger und vergleichbarer werden. Damit wächst allerdings auch der Aufwand.

Die European Financial Reporting Advisory Group, kurz EFRAG, ist damit beauftragt, die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) zu erstellen. Alle Informationen zu den ESRS gibt es in unserem Factsheet. 

CSRD-Compliance leicht gemacht

Von den CSRD-Grundlagen bis zum fertigen Bericht: Unser praktisches Softwarepaket führt Sie Schritt für Schritt zur CSRD Compliance!

ISO 14001: guter Standard für Umwelt-Management

Die ISO 14001 ist ein weltweit anerkannter Standard für Umweltmanagementsysteme, der 1996 veröffentlicht wurde. Ziel der internationalen Norm ist es, dass Unternehmen ihre Umweltleistungen verbessern und Umweltziele erreichen. Weltweit sind etwa 300.000 Unternehmen nach ISO 14001 zertifiziert – davon sind rund 8000 aus Deutschland.

Das Umweltmanagementsystem basiert auf vier Säulen: der Planung von Umweltzielen, der Umsetzung der festgelegten Maßnahmen, der Kontrolle und der Verbesserung.

ISO 26000: Leitfaden für gesellschaftlich verantwortliches Handeln

Die ISO 26000 wurde im Jahr 2010 herausgegeben und ist ein Leitfaden, der gesellschaftlich verantwortliches Handeln definiert. Da bei der Norm keine Zertifizierung vorgesehen ist, ist er nicht so weit verbreitet wie beispielsweise die ISO 14001.

Der Standard formuliert zahlreiche Handlungsempfehlungen zu Kernthemen der gesellschaftlichen Verantwortung. Dazu gehören die Themen Umwelt, Menschen-, Arbeitnehmer- und Kundenrechte sowie Gesellschaft.

Zusätzliche Infos auch in der VERSO Academy

Praxisorientierte Informationen zu den verschiedenen Standards erhalten Sie auch von unseren Referent:innen in der VERSO Academy – ein 12-wöchiger Onlinekurs zur Weiterbildung als CSR-Manager:in.

EMAS: aufwändigerer Standard für Umwelt-Management

Das Eco-Management und Audit Scheme, kurz EMAS, wurde von der Europäischen Union entwickelt und 1995 in Deutschland eingeführt. Es ist ein Gemeinschaftssystem aus Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung. Ziel ist es, Unternehmen zu helfen, die ihre Umweltleistungen verbessern wollen. In Europa sind rund 4000 Organisationen nach EMAS registriert – über 1100 davon sind aus Deutschland.

Unternehmen müssen eine Umwelterklärung veröffentlichen, in der sie unter anderem ihre Auswirkungen auf die Umwelt, ihre Umweltleistung und ihre Umweltziele offenlegen. In diesen Prozess sind die Beschäftigten mit einzubeziehen. Das EMAS deckt die Inhalte der ISO 14001 ab und geht noch darüber hinaus.

TCFD: Empfehlungen an die Finanzbranche und kapitalmarktorientierte Unternehmen

Die auf Initiative der G20-Staaten gegründete Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) hat im Jahr 2017 Empfehlungen für die freiwillige und konsistente Berichterstattung über die Auswirkungen des Klimawandels erstellt. Die Empfehlungen richten sich an die Finanzbranche und kapitalmarktorientierte Unternehmen. Weltweit haben sich über 1000 Unternehmen zu ihrer Umsetzung verpflichtet.

Ziel ist es, Unternehmen und Investoren entscheidungsrelevante Informationen über materielle klimabedingte finanzielle Risiken und Chancen zu geben. Laut den Empfehlungen sollen Angaben zu Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele gemacht werden.

Welcher Standard für welches Unternehmen?

Im Factsheet haben wir Ihnen kurz zusammengefasst, welcher Standard sich für welches Unternehmen eignet.

Wir helfen Ihnen bei Ihrem Nachhaltigkeitsbericht

Der erste Nachhaltigkeitsbericht ist eine Herausforderung, nicht alles wird auf Anhieb glatt laufen. Wichtig ist, dass Sie die ersten Schritte starten und sich mit den entsprechenden Standards weiterentwickeln. Wir begleiten Sie auf diesem Weg.

Wir helfen Ihnen beim Aufbau einer Nachhaltigkeitsstrategie und bei der Berichterstattung. Mit unserer CSR Management Software sammeln Sie schnell und übersichtlich alle relevanten Nachhaltigkeitsdaten. Und mit unseren Weiterbildungen holen Sie sich neuen Input und werden zum CSR-Profi.

* Bei diesen Informationen handelt es sich um redaktionell zusammengefassten Content, der nicht als Rechtsberatung zu verstehen ist. VERSO übernimmt keine Haftung. 

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Gespiegelte Blätter – Symbolbild für die doppelte Wesentlichkeit
23.05.2022

Was bedeutet doppelte Wesentlichkeit?

Die EU hat die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) eingeführt. 15.000 Unternehmen in Deutschland müssen nun Nachhaltigkeitsberichte erstellen. Deren Inhalte werden durch das Wesentlichkeitsprinzip bestimmt. Mit der Einführung der CSRD wird die doppelte Wesentlichkeit, oder auch die doppelte Materialität, verankert. Lesen Sie, was dahinter steckt.

Definition: Was bedeutet doppelte Wesentlichkeit?

Doppelte Wesentlichkeit bedeutet:

Es muss angegeben werden,
wie einerseits Nachhaltigkeitsaspekte das Unternehmen beeinflussen (Outside-in-Perspektive)
UND
wie sich andererseits das Unternehmen auf die Gesellschaft und die Umwelt auswirkt (Inside-out-Perspektive). 

Die doppelte Wesentlichkeit wird das vor allem in Deutschland zugrunde gelegte Wesentlichkeitsprinzip ändern und dazu führen, dass deutlich mehr Angaben berichtsrelevant und die CSR-Berichte dadurch aussagekräftiger werden.

Künftig müssen Unternehmen also beide Perspektiven – unabhängig voneinander – im Nachhaltigkeitsbericht angeben. Bisher mussten beide Aspekte gleichzeitig erfüllt sein.

Bei der Outside-in-Perspektive („finanzielle Wesentlichkeit”) müssen Angaben gemacht werden, die für das Verständnis des Geschäftsverlaufs, des Geschäftsergebnisses oder der Lage der Gesellschaft notwendig sind. Häufig wird, gerade in der Finanzwelt, heute nur diese Perspektive betrachtet und von „ESG” oder „ESG-related Risks” gesprochen – also lediglich die Risikoperspektive aus Nachhaltigkeitsaspekten betrachtet.

Bei der Inside-out-Perspektive („ökologische und gesellschaftliche Wesentlichkeit“) müssen Angaben gemacht werden, die für ein Verständnis der Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf die Nachhaltigkeitsaspekte notwendig sind. Kurz gesagt muss dargelegt werden: Welchen Impact hat mein Unternehmen auf den Planeten und die Gesellschaft?

Infografik: Erklärung doppelte Wesentlichkeit der CSRD Outside-In Materialität (finanziell): Interessengruppe sind primäre Investoren. Inside-Out Materialität (gesellschaftlich & ökologisch): Interessengruppen sind Gesellschaft, Mitarbeitenden, Investoren, Umwelt und Sozialverbände, ... alle auf diesem Planeten.

Die ESRS Standards im Überblick

Die EU führt mit der neuen Berichtspflicht CSRD auch einheitliche europäische Standards für vergleichbare Nachhaltigkeitsstandards ein – die ESRS. Verschaffen Sie sich im Factsheet einen Überblick.

Die Outside-in-Perspektive

Viele Unternehmen haben sich bisher auf die Outside-in-Perspektive konzentriert, da sie eine Art Risikomanagement darstellt. Auch in Zukunft wird dieses Feld abgedeckt. Die Informationen richten sich vor allem an Investor:innen.

Aus der Outside-in-Perspektive müssen Unternehmen folgende Informationen offenlegen:

  • Wie beeinflussen externe Entwicklungen unter anderem das Geschäftsmodell, die Strategie und den Umsatz? Mit externen Entwicklungen sind hier beispielsweise unerwartete Wetterereignisse, aber auch eine strengere Regulatorik
  • Auch branchenspezifische Themen spielen eine Rolle: Gibt es Nachhaltigkeitsaspekte, die bereits von Mitbewerbern, Kunden oder Lieferanten identifiziert wurden?
  • Was sind die Hauptrisiken für das Unternehmen, ein Produkt oder eine Dienstleistung? Und wie werden sie gesteuert beziehungsweise gemindert?

Wie erstelle ich einen Nachhaltigkeitsbericht?

Einen aussagekräftigen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Leichter geht es mit unserem praxisorientierten Playbook „In 7 Schritten zum Nachhaltigkeitsbericht“.

Die Inside-out-Perspektive

Durch die Inside-out-Perspektive wird der Blick deutlich geweitet. Ansprechpartner sind nicht nur Investor:innen, sondern auch Mitarbeiter:innen, Verbraucher:innen sowie Umwelt- und Sozialverbände.

Aus der Inside-out-Perspektive müssen Unternehmen offenlegen, wie sich ihre Tätigkeit auf die Gesellschaft und die Umwelt auswirkt. Hier soll auch der Einfluss der Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsbeziehungen (einschließlich der Lieferkette) genannt werden. Gefordert werden Angaben unter anderem zu:

Umweltbelange:

  • Klimaauswirkungen
  • Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung
  • Umweltauswirkungen der Energienutzung
  • Biodiversität

Soziales:

  • Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
  • Vielfalt und Gleichbehandlung
  • Menschenrechte
  • soziales Engagement

Governance:

  • Führungs- und Kontrollprozesse
  • Bekämpfung von Korruption und Bestechung

Zusätzliche Infos auch in der VERSO Academy

In 12 Wochen zum/zur ESG-Manager:in – die VERSO Academy führt Sie durch den kompletten ESG-Managementbericht. Von Standards bis doppelte Wesentlichkeit.

Das Ziel der doppelten Wesentlichkeit

Die Europäische Union möchte mit der Einführung der neuen CSR-Berichtspflicht CSRD den Umfang der Nachhaltigkeitsangaben erhöhen. Die CSR-Berichte werden dadurch aussagekräftiger und vergleichbarer.

Außerdem wird der Impact des Nachhaltigkeitsberichts gesteigert, weil die doppelte Materialität zu einem Wandel von einer Shareholder- zu einer Stakeholder-Perspektive beiträgt.

Der CSR-Bericht richtet sich an Investor:innen, aber auch an Mitarbeiter:innen, Kund:innen und die Gesellschaft.

Wir helfen Ihnen bei Ihrem Nachhaltigkeitsbericht

Von der neuen CSR-Berichtspflicht CSRD werden nicht nur mehr Unternehmen betroffen sein. Sie werden durch die doppelte Wesentlichkeit zudem vor einer großen Herausforderung stehen. VERSO begleitet Sie durch den Bericht.

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16.06.2021

Nachhaltigkeitsbericht erstellen: 5 Tipps fürs ESG-Reporting

Bei Nachhaltigkeit wird zunehmend genauer hingeschaut – der eigene Anspruch, die gesellschaftlichen Erwartungen sowie die gesetzlichen Anforderungen bei den ESG-Themen wachsen rapide. Hier kommen 5 Tipps für glaubwürdige Nachhaltigkeitsberichte.

Ob verpflichtet oder nicht – Sie tun gut daran, jetzt schon zu starten. Mit diesen 5 Tipps erstellen Sie einen aussagekräftigen Nachhaltigkeitsbericht:

1. Commitment von höchsten Entscheidern einholen

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Ihre Geschäftsführung das Thema Sustainability als strategisch wichtiges Thema begreift. Einerseits, weil Ihrem Unternehmen schnell Greenwashing vorgeworfen werden kann. Das kann bis zur persönlichen Haftung des Managements führen. Andererseits, weil Ihre Kunden, Ihre Geschäftspartner und Ihre Mitarbeitenden intelligente Wesen sind. Sie bemerken, ob es authentisch ist, was die Geschäftsführung sagt, und ob diese tatsächlich soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit anstrebt.

Sollte Ihre Geschäftsführung nicht mit an Bord sein, haben Sie noch ein zweites Problem, wenn Sie den Nachhaltigkeitsbericht erstellen. Sie brauchen sehr viele Menschen im Unternehmen, die Ihnen Daten liefern. Das werden diese häufig nur dann priorisieren, wenn sie wissen, dass es von oben gewollt ist und von den Führungskräften und den Vorständen mitgetragen wird.

Sie sollten nicht vergessen, dass ESG eine Schnittstellenfunktion ist, bei der Sie auf alle wichtigen Abteilungen im Unternehmen zählen können müssen. Holen Sie sich zu Beginn das Commitment für Nachhaltigkeit von der höchsten Entscheiderebene, um eine solide Basis für Ihren ESG-Bericht zu legen.

2. Planen Sie ausreichend Zeit für den Nachhaltigkeitsbericht ein

Wenn es sich um Ihre erste Dokumentation handelt, sollten Sie besonders darauf achten, dass Sie ausreichend Zeit einplanen. Ein Nachhaltigkeitsbericht ist mit Sicherheit keine Raketenwissenschaft. Doch beim ersten Mal ist das Herangehen noch nicht gelernt, nicht geübt und es wird eine Menge offene Fragen geben. Es kommt darauf an, ob Sie eine Vollzeitstelle als ESG-Manager:in haben und vielleicht sogar Kolleginnen und Kollegen, die Sie unterstützen. Oder ob Sie einen anderen Jobtitel haben und nur etwa 20 Prozent Ihrer Stelle für das Nachhaltigkeitsmanagement gedacht ist. Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Vorgesetzten, wie Sie zeitliche Ressourcen realistisch einplanen können.

Eine weitere große Herausforderung, die Sie viel Zeit beim Erstellen des ESG-Reporting kosten kann, ist das Daten-Management. Mit den richtigen Tools und der richtigen Datenlage können Sie sich bis zu 90 Prozent Zeit ersparen.

Wie erstelle ich einen Nachhaltigkeitsbericht?

Einen aussagekräftigen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Leichter geht es mit unserem praxisorientierten Playbook „In 7 Schritten zum Nachhaltigkeitsbericht“.

3. Die richtigen ESG-Tools, um Zeit und Kosten zu sparen

Überlegen Sie sich möglichst frühzeitig, welche Werkzeuge, also welche Sustainability Tools, Ihnen optimal bei der Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts helfen können. Hier gibt es normalerweise zwei Lösungen:

Auf der einen Seite sind das gängige Tabellenprogramme, die den Vorteil haben, dass Sie bereits vorhanden sind. Der Nachteil daran ist die hohe Fehleranfälligkeit. Tabellenprogramme können nur sehr begrenzt ESG-wichtige Funktionen ausführen und das Datenmanagement ist meist umständlich. Darüber hinaus benötigen Sie häufig Agenturen für den Bericht beziehungsweise Designer für das Layout. Kosten und Zeitaufwand sind mit Tabellenprogrammen gerade im fortgeschrittenen Verlauf der Berichterstattung nicht zu unterschätzen.

Auf der anderen Seite gibt es dedizierte CSR-Management-Lösungen, mit denen Sie all Ihre Daten an einer Stelle gesammelt haben. Diese Tools ersparen Ihnen eine Menge Zeit und Frust bei der Eingabe und Verwaltung der Daten. Das ist übrigens auch der Grund, warum wir unsere CSR-Software entwickelt haben.

Und auch die Kosten sind mit professioneller ESG-Software deutlich geringer: Teure Agenturen und lange Abstimmungsschleifen fallen so weg und die Kosten liegen komplett in Ihrer Hand. 

4. Know-how aus Weiterbildungen oder von Berater:innen

Um einen Nachhaltigkeitsbericht erfolgreich erstellen zu können, benötigen Sie ein gewisses Sustainablity-Know-how. Es reicht zu Beginn, wenn ein Basiswissen gegeben ist. Sie sollten beispielsweise wissen, welche Rahmenwerke und Standards es gibt. Einen Überblick über die wichtigsten Standards finden Sie in unserem Factsheet.

Wichtig ist aber auch, wie der Prozess des Nachhaltigkeitsmanagements funktioniert und wo Risiken lauern. Dieses praktische Basiswissen ist jedoch unumgänglich, um einen glaubwürdigen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen und Reputationsrisiken zu vermeiden. Um es sich anzueignen, gibt es zwei Möglichkeiten:

Zum einen können Sie sich das Wissen über entsprechende Kurse oder Ausbildungen selbst erarbeiten. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Kurse von Experten aus der Praxis angeboten werden. Ein Hochschulzertifikat kann hilfreich sein, ist aber bei weitem nicht immer die beste Lösung, wenn es um ESG-Management in der Praxis geht.

Können oder wollen Sie sich das Wissen aktuell nicht selbst aneignen, gibt es zum anderen die Option externer Unterstützung. Achten Sie dringend darauf, dass die Beraterin, der Berater oder die Agentur das Thema wirklich versteht und schon lange in der Praxis umsetzt. Für einen Nachhaltigkeitsbericht reicht es nicht, dass eine Agentur schöne Texte und ansprechende Grafiken erstellen kann. Die sogenannten „Hochglanzbroschüren wirken häufig sogar kontraproduktiv, wenn es um Nachhaltigkeit und Authentizität geht.

CSRD: Neue Vorgaben für Nachhaltigkeitsberichte

Im Rahmen des Green Deal treibt die EU zahlreiche Maßnahmen für die Nachhaltige Transformation voran – u.a. auch die CSRD. Alle Einzelheiten erhalten Sie in unserem Factsheet.

5. ESG-Daten: Sammeln Sie Inhalte zum Thema Nachhaltigkeit systematisch

Um einen aussagekräftigen ESG-Bericht zu erstellen, ist eines unumgänglich: Ihre Dokumentation muss Fakten und Bemühungen zur Nachhaltigkeit im Unternehmen enthalten! Das heißt: Wenn Sie nichts im Bereich der Themen Umwelt, Sozial und Governance machen, wird es sehr schwierig, einen Bericht authentisch und erfolgreich zu gestalten. Nehmen Sie dies zum Anlass, um ESG-Maßnahmen im Unternehmen zu erkennen und zu sammeln, also Dinge, die Sie oder andere Abteilungen bereits ganz selbstverständlich tun. 

Viele Unternehmen, mit denen wir arbeiten, wissen überhaupt nicht, was sie schon alles im Bereich Nachhaltigkeit tun und sind nach einer Bestandsaufnahme positiv überrascht. Um eine solche Bestandsaufnahme zu machen, sprechen Sie am besten mit Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Abteilungen. Insbesondere die Ressorts Einkauf, Umwelt-Management, Marketing und Kommunikation sowie HR werden Ihnen relevante Informationen liefern können.

Nehmen Sie den Bericht auch zum Anlass, neue Maßnahmen zu initiieren – auf Basis Ihrer Ziele und mit Blick auf die Wesentlichkeit Ihrer Maßnahmen. Wichtig dabei: Achten Sie bei der Datensammlung darauf, dass Sie alle Daten an einem Ort sammeln und aktuell halten!

Fazit

Bereiten Sie sich gut vor und erfüllen Sie diese fünf Punkte, so profitieren Sie sowohl im Prozess der Berichterstellung als auch erheblich in der Qualität des Endergebnisses. Vorbereitung ist, wie so oft im (Arbeits-)Leben, alles – auch beim Nachhaltigkeitsbericht.

Wir helfen Ihnen bei Ihrem Nachhaltigkeitsbericht

Der Aufbau einer Nachhaltigkeitsstrategie ist mit Arbeit verbunden. VERSO begleitet Sie ganzheitlich auf diesem Weg. Seit 2010.

* Bei diesen Informationen handelt es sich um redaktionell zusammengefassten Content, der nicht als Rechtsberatung zu verstehen ist. VERSO übernimmt keine Haftung. 

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Mica Valdivia, Direktorin des VÖB
23.03.2021

Nachhaltigkeit in der Finanzbranche: Interview mit Mica Valdivia (VÖB)

Interview mit Mica Valdivia (Direktorin des Verbands Öffentlicher Banken Deutschlands) über Sustainable Finance in der Praxis und weitere hochaktuelle Fragen der Finanzbranche.

Zwischen Dezember 2019 und November 2020 haben Anleger fast doppelt so viel in nachhaltige Finanzprodukte investiert wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dass Sustainable Finance so rasant an Bedeutung gewinnt, liegt neben der steigenden Nachfrage der Anleger:innen nach nachhaltigen Finanzprodukten auch daran, dass zunehmend regulatorische Maßnahmen getroffen werden.

Doch was bedeutet das Thema Sustainable Finance nun in der Praxis? Wie bereiten sich Unternehmen, Banken und Versicherungen nun optimalerweise darauf vor? Warum ist eine gute Datenbasis beim Thema Nachhaltigkeit unerlässlich? Mit Mica Valdivia, Direktorin des Verbands Öffentlicher Banken Deutschlands, der die Interessen seiner Mitgliedsinstitute gegenüber Parlamenten, Regierungen und den Aufsichts- und Regulierungsbehörden vertritt, haben wir über diese und weitere hochaktuelle Fragen gesprochen.

Welche Rolle spielt Sustainable Finance in Ihrem Alltag beim VÖB und in dem Ihrer Mitglieder?

Mica Valdivia: Die Corona-Pandemie hat das Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit noch einmal geschärft – in der Gesellschaft ebenso wie in der Politik. Das klare Bekenntnis ist wichtig, denn die nachhaltige Transformation der Wirtschaft ist ein gesamtgesellschaftlicher Kraftakt. Dabei spielt auch die Finanzindustrie eine zentrale Rolle.

Bei den Banken gibt es ein klares Bekenntnis, die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu unterstützen. Das gilt insbesondere für die öffentlichen Banken, denn Nachhaltigkeit ist Teil ihres gesellschaftlichen Auftrags. Viele nachhaltige Großprojekte, zum Beispiel im Bereich der Energieinfrastruktur, waren und sind ohne die Unterstützung öffentlicher Banken nicht denkbar. Durch ihre Produkt- und Förderangebote sind sie ganz klar Treiber des Umbaus der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit.

Natürlich ist Nachhaltigkeit mit Herausforderungen verbunden. Das sollte aber den Blick für die Chancen nicht versperren. Nehmen wir zum Beispiel das Thema Taxonomie, also das einheitliche Klassifikationssystem für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten. Die EU-Taxonomie legt fest, dass sich Unternehmen und Finanzinstitute ab Januar 2022 an den Vorgaben der Taxonomie ausrichten müssen, wenn sie von ökologisch nachhaltigen Geschäftsaktivitäten und Finanzprodukten sprechen. Unsere Tochter VÖB-Service hat dazu kürzlich eine Studie in der Bankenbranche durchgeführt. Das Ergebnis war eindeutig: Zwei von drei Banken sind überzeugt, dass sich die neue Taxonomie-Verordnung positiv auf ihr Geschäftsmodell auswirken wird.

Nachhaltigkeit ist ein zentraler Trend, den wir als VÖB und unsere Mitglieder aktiv vorantreiben und begleiten. Entsprechend ist Nachhaltigkeit bei uns längst kein exklusives Thema mehr für den Nachhaltigkeitsbericht oder die Unternehmenskommunikation, sondern Chefsache. Es lohnt, sich hier strategisch aufzustellen – und das tun unsere Mitglieder.

Gibt es Best Practices?

Mica Valdivia: Zu nennen sind beispielsweise die Nachhaltigkeitsleitlinien der NRW.BANK, die ihr Produkt- und Dienstleistungsportfolio auf das Ziel der weitgehenden Klimaneutralität im Jahr 2050 ausrichtet. Dies betrifft sowohl das Fördergeschäft als auch die Anlagepolitik der Bank.

Auch die zum BayernLB Konzern gehörende DKB hat sich mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie ehrgeizige Ziele gesetzt. Mit klaren Kennzahlen (sog. Key Performance Indicator/KPI) sollen 80 Mrd. Euro bzw. 85 Prozent des Kreditbuchs bis zum Jahr 2030 an den Sustainable Development Goals (SDGs) ausgerichtet werden.

Die Landesbank Baden-Württemberg setzt u. a. mit ihrer an ihren strategischen Nachhaltigkeitszielen ausgerichteten Vergütungspraxis ein weiteres wichtiges Best Practice Beispiel.

Die öffentlichen Banken müssen gleichwohl die Wirtschaft in der Breite bei der Transformation ihrer Geschäftsmodelle begleiten und dürfen dabei die Zielkonflikte innerhalb der verschiedenen Nachhaltigkeitsziele nicht aus den Augen verlieren.

Welche Veränderungen regulatorischer Art sehen Sie in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit auf die Finanzbranche zukommen und wer wird besonders betroffen sein?

Mica Valdivia: Der Gesetzgeber hat früh erkannt, dass die Finanzindustrie bei der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft eine zentrale Rolle spielt, denn Banken und Investoren haben Einfluss auf die Steuerung von Geldströmen. Entsprechend hat die EU-Kommission bereits 2018 einen Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen vorgestellt. Der Aktionsplan hat der Sustainable Finance Regulatorik durch zahlreiche neue Gesetze und Vorschriften eine enorme Dynamik verliehen. Von diesen Regelungen sind sowohl Finanzinstitute als auch Unternehmen betroffen. Entweder direkt wie durch die schon genannte Taxonomie-Verordnung oder indirekt wie bei der Verordnung über die Offenlegung nachhaltigkeitsbezogener Daten im Finanzdienstleistungssektor.

Aber auch durch die den Gesetzen folgenden Maßnahmen der Aufsichtsinstanzen werden Finanzinstitute angehalten, Nachhaltigkeitskriterien (ESG) in ihren Prozessen grundlegend zu durchdenken und zu integrieren. So hat beispielsweise die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrem Leitfaden zu Klima- und Umweltrisiken die Grundlage für einen aufsichtlichen Dialog geschaffen. Auf nationaler Ebene gibt das Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Richtung vor.

In diesem Jahr erwarten wir weitere richtungsweisende politische Impulse in Sachen Sustainable Finance, sowohl auf EU- als auch auf nationaler Ebene. So wird die EU-Kommission eine neue Sustainable Finance-Strategie vorlegen. Unklar ist, ob auch neue Regulatorik folgt. Zudem wird die deutsche Bundesregierung auf Basis der Empfehlungen des von ihr einberufenen Sustainable Finance-Beirates noch im ersten Halbjahr dieses Jahres eine nationale Sustainable Finance-Strategie vorlegen.

Man sieht: Es tut sich viel und bleibt spannend! Wichtig ist aber, dass sich die Regulatorik am Prinzip der Wesentlichkeit ausrichtet und dass – bei aller Notwendigkeit und Dringlichkeit – ausreichend Zeit für die Umsetzung eingeräumt wird.

Wie können betroffenen Finanzakteure nun konkret handeln, um sich vorzubereiten?

Mica Valdivia: Wie vorhin gesagt, birgt das Thema Nachhaltigkeit und Sustainable Finance – beziehungsweise die Ausrichtung von Finanzinstitutionen an Nachhaltigkeitszielen wie den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen oder den Sustainable Development Goals (SDGs) – große Herausforderungen, sowohl in operativer Hinsicht, als auch finanziell. Aber Sustainable Finance kann eben auch als Orientierungsrahmen verstanden werden, um das eigene Geschäftsmodell strategisch und zukunftssicher aufzustellen. Damit dies gelingt ist eines essentiell, was ich eingangs schon erwähnt hatte: Nachhaltigkeit muss Chefsache sein! Nur so kann eine ganzheitliche Transformation der eigenen Organisation gelingen.

Gibt es etwas, das Politik Ihrer Meinung nach noch dafür tun muss, um die Finanzwelt pragmatisch nachhaltiger zu gestalten?

Mica Valdivia: Eine solide Datenbasis ist der Grundstein für eine erfolgreiche, systematische Integration von Nachhaltigkeit und einer entsprechenden Ausrichtung der Geschäftsmodelle. Als unabdingbare Grundlage für einen erfolgreichen Transformationsprozess sollte der Aufbau einer europäischen Rohdatenbank für Nachhaltigkeitsdaten erfolgen.

Ein anderer wichtiger Aspekt: Es müssen ausreichend nachhaltige realwirtschaftliche Projekte und Vorhaben existieren. Das ist aktuell leider noch nicht der Fall. Eine stärkere wirtschaftspolitische Flankierung der Sustainable Finance Regulierung, welche Unternehmen darin unterstützt, sich zukunftssicher auszurichten und entsprechende Investitionen der Wirtschaft fördert, ist essentiell. Klar ist: Ohne eine Transformation der Realwirtschaft kann es keine Transformation der Finanzwirtschaft geben!

Was tut der VÖB konkret für die Nachhaltige Transformation?

Mica Valdivia: Unser größter Hebel als Verband in Sachen Nachhaltigkeit ist die Möglichkeit, die Rahmenbedingungen für die Transformation der Wirtschaft aktiv mitzugestalten und unsere Mitglieder bestmöglich in diesem Prozess zu begleiten. Wir sehen in dieser Multiplikatorenfunktion unsere Kernverantwortung in Sachen Nachhaltigkeit und Sustainable Finance.

Natürlich achten auch wir im VÖB auf eine nachhaltige Praxis im Alltag, so sind wir auf dem Weg zum „papierlosen Büro“ und versuchen, den Großteil der Kommunikation zu digitalisieren. Gleichzeitig haben wir auch schon vor Corona damit begonnen, verstärkt auf Videokonferenzen zu setzen und Dienstreisen zu reduzieren.

Welche Chancen sehen Sie in der nachhaltigen Transformation des Finanzsektors?

Mica Valdivia: Die konsequente Integration von Nachhaltigkeit mit ehrgeizigen und klaren Kennzahlen und Zielvorgaben sowie einer entsprechenden Anpassung und sukzessiven Ausweitung der Produktpalette ist ein zentraler Wettbewerbsfaktor und damit auch Zukunftssicherung für Banken. Wenn man als glaubwürdiger Partner die Herausforderungen seiner Kunden versteht und durch ein entsprechendes Produktangebot begleitet, werden Kundenbindungen aufrechterhalten oder neu etabliert.

Wie kann Sustainable Finance effizient umgesetzt werden bzw. wie gelingt ein Mainstreaming?

Mica Valdivia: Die öffentlichen Banken setzen einen Schwerpunkt im Bereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Hierzu gibt es bereits erste Best Practice Beispiele unter den Mitgliedern, wie die Konzeption der „Blauen Nachhaltigkeit“ der DKB. Aber auch eigene Projekte des Verbandes können wir herausstellen, wie beispielsweise ein Pilotprojekt zur Umsetzung der Taxonomie-Verordnung auf Basis einer KI-Lösung. Wir sind überzeugt, dass die systematische Integration von Nachhaltigkeit vor allem über Digitalisierung effizient erfolgen wird. Auf dieses Thema legen wir aktuell einen besonderen Fokus.

Was ist bei der Kommunikation von Nachhaltigkeit besonders wichtig? Was sind No-Gos?

Mica Valdivia: Kommunikation ist beim Thema Nachhaltigkeit natürlich extrem wichtig. Aber sie muss glaubwürdig und authentisch sein, sprich: Worte und Taten dürfen nicht auseinanderfallen. Deshalb sollten Unternehmen und Organisationen die großen Herausforderungen – und teils auch Unwägbarkeiten oder Zielkonflikt – die mit der Integration von Nachhaltigkeit in die bestehenden Geschäftsprozesse verbunden sind, annehmen und offen kommunizieren.

In der Kommunikation mit seinen Stakeholdern ist es zudem sinnvoll, zeitlich definierte strategische Ziele klar zu formulieren. So gibt man seinen Kunden, Partnern, Politik und weiteren Gesprächspartnern einen klaren Rahmen. Um das Thema anfassbarer zu machen und als Ergänzung zum generellen Nachhaltigkeitsdialog ist es zudem sinnvoll, Best Practice Beispiele herauszustellen und aktiv zu kommunizieren. Das hat oft auch einen positiven Abstrahleffekt auf andere Marktakteure.

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Dr. Saskia Juretzek, Head of Sustainability bei der Tengelmann-Gruppe
12.12.2020

Dr. Saskia Juretzek: Nachhaltigkeit bringt viele Vorteile

Im Interview spricht die CSR-Expertin über ihre Definition von Nachhaltigkeit, ihren Werdegang sowie geschäftliche Vorteile von CSR. Außerdem erklärt Sie, für welche Art von Unternehmen Nachhaltigkeit überhaupt eine Rolle spielen kann.

Warum hast Du dich dafür entschieden, dich dem Thema zu widmen, woher kommt deine Leidenschaft dafür? Und warum findest Du unternehmerische Nachhaltigkeit wichtig?

Saskia Juretzek: Als Kind war ich mit meiner Familie viel im Wald unterwegs, wie auch auf Bauernhöfen, so dass mir Natur und Tiere immer sehr nah waren. Noch heute ist ein Spaziergang in einem naturnahem Wald für mich die totale Erholung. Ich stamme insgesamt aus einem umweltbewussten Haushalt und habe schon früh mitbekommen, wie wichtig Umweltschutz ist. Die Idee, mich mit dem Thema auch beruflich zu beschäftigen, entwickelte sich mit der Zeit und den beruflichen Möglichkeiten. Während meiner Zeit bei Accenture wurde ich Teil der neugegründeten Arbeitsgruppe für Nachhaltigkeit. Das Thema hat mich sofort angezogen, ohne genau zu wissen, was da dahinter steckt.

Um mein Wissen in diesem Bereich zu erweitern und mich beruflich darauf zu fokussieren, entschied ich mich, an der Leuphana Universität Lüneburg zu promovieren. Gleichzeitig startete ich in der Corporate Responsibility Abteilung der Telefonica Deutschland mit Fokus auf die Nachhaltigkeitsstrategie, das Reporting und die Kommunikation. Im Anschluss an die  Doktorarbeit ging ich zur Allianz SE, der Zentrale der Allianz Gruppe und beschäftige mich dort mit Strategieentwicklung, den SDGs und Berichterstattung. Für mich persönlich haben gerade große internationale Unternehmen durch ihre Reichweite die Möglichkeit, die Gesellschaft wesentlich positiv zu beeinflussen, Best Practices zu gestalten und das Umfeld zum Nachahmen anzuregen. Das sehe ich auch als eine Pflicht an. Es begeistert mich, Teil der Nachhaltigkeitsbewegung zu sein und diese aktiv mitgestalten zu können.

 

Immer wieder hört man die Frage „Was ist Nachhaltigkeit eigentlich genau?“
Gibt es die perfekte Corporate Responsibility-Definition?

Die perfekte Corporate Responsibility Definition gibt es aus meiner Sicht nicht bzw. gibt es auch keine einheitliche Definition, die jedem geläufig ist. Ich persönlich bin kein Fan vom Begriff Corporate Social Responsibility, da er rein sprachlich auf „Social“ fokussiert (wenn er auch bspw. durch die EU breiter definiert wird). Corporate Responsibility und Sustainability sind weiter gefasste Begriffe, die soziale, ökologische und ökonomische Aspekte umfassen.

Im Kern geht es darum, den sozialen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen zu begegnen, negative Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit zu minimieren und positive zu erhöhen. Wesentlich für Unternehmen ist es, Nachhaltigkeit intern klar zu definieren und ein einheitliches internes Verständnis zu haben.

In jeder Branche kann CR etwas anderes bedeuten – in der Versicherung geht es bspw. um nachhaltige Produktlösungen und nachhaltige Anlagekriterien für Kundengelder, im produzierenden Gewerbe gegebenenfalls um die Arbeitsbedingungen in der Lieferkette und den Energieverbrauch in der Produktion.

 

Unternehmerische Nachhaltigkeit ist gesamtgesellschaftlich gesehen unbestritten ein absolutes Kernthema für unsere Zukunftsfähigkeit. Für das einzelne Unternehmen steht jedoch häufig die Gewinnerzielungsabsicht über allen anderen Zielen.

Daher provokant gefragt: Kostet Nachhaltigkeit nur, oder gibt es auch ökonomische Vorteile sich als Unternehmen einer Nachhaltigkeitsstrategie zu verschreiben?

Saskia Juretzek: Provokant geantwortet – betrachtet man Nachhaltigkeit mittel- bis langfristig gibt es nur Vorteile. Es hängt also von der Betrachtungsweise ab, vor allem von der zeitlichen. Klassischerweise treten „trade-offs“ (Zielkonflikte) auf, wenn es um langfristige Investitionen, aber um kurzfristige Renditen geht.

Viele Investitionen in Nachhaltigkeit rechnen sich mittel- bis langfristig, verursachen aber heute Kosten. Kurzfristiges Renditedenken, getrieben von Shareholder-Erwartungen steht hier der Langfristigkeit nachhaltiger Entwicklung entgegen. Natürlich gibt es auch kurzfristige Vorteile und auch Win-Win-Situationen, aber sie sind eben nicht zwangsläufig die Regel.

Neben dem aktuellen Geschäftserfolg sollte ein Unternehmen seine langfristige Geschäftsbasis sichern. Wenn ich bspw. heute meine Böden so auslauge, dass ich sie in zehn Jahren nicht mehr nutzen kann, bringt mich das auf Dauer nicht weiter. Für eine ernsthafte und erfolgreiche Auseinandersetzung mit CR ist eine langfristige Perspektive unabdingbar und auch für ein dauerhaft erfolgreich bestehendes Unternehmen wesentlich.

Nachhaltigkeit steht ökonomischen Vorteilen also nicht entgegen, sondern ist die Basis für erfolgreiches unternehmerisches Handeln.

 

Unternehmen sind ja bekanntermaßen unheimlich unterschiedlich. Von Ein-Mann-Handwerksbetrieben, über den produzierenden Mittelstand, bis hin zu Großkonzernen, wie der Allianz.

Ist Nachhaltigkeit für alle wichtig, oder reicht es vielleicht sogar, wenn die „Großen“ sich um Zukunftsfähigkeit in ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten kümmern?

Saskia Juretzek: Die Antwort ist für mich recht klar. In Deutschland liegt die Anzahl kleinerer und mittlerer Unternehmen bei mehr als 99%. Es braucht daher alle Akteure, um einen entscheidenden positiven Beitrag zur ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Zukunftsfähigkeit zu leisten.

Aber natürlich spielt die Größe eines Unternehmen eine Rolle. In Großunternehmen stehen mehr Kapazitäten zur Verfügung, der Hebel ist größer und häufig gibt es eigenständige CR-Abteilungen. Letzteres ist sicherlich in einem Zehn-Mann-Betrieb nicht sinnvoll oder umsetzbar. Dennoch können hier Mitarbeiter zusätzliche Aufgaben, beispielsweise rund um Umweltschutz, übernehmen. Die Themen an sich ändern sich nicht zwangsläufig, aber natürlich die Ressourcen, die ich zur Verfügung habe.

Als nicht börsennotiertes Unternehmen habe ich im positiven Sinne mehr Freiraum und kann langfristiger planen als ein quartalsgetriebenes, börsennotiertes Unternehmen. Viele Familienunternehmen sind Nachhaltigkeitsvorreiter, sie denken und planen sehr langfristig, so dass Nachhaltigkeit leichter integrierbar ist – es kommt zu weniger Zielkonflikten zwischen ökologischen, sozialen und ökonomischen Zielen.

Dr. Saskia Juretzek

ist Head of Sustainability bei der Tengelmann-Gruppe. Seit über zehn Jahren ist sie als CSR-Managerin in Nachhaltigkeitsabteilungen von Großkonzernen aktiv. Sie hat im Bereich Nachhaltigkeit promoviert und bringt sich an diversen Hochschulen und Universitäten in die Lehre ein. Dr. Saskia Juretzek ist darüber hinaus Mitgründerin der Initiative „futurewoman“, die Frauen im  Nachhaltigkeitsbereich vernetzt. Außerdem gibt sie in der VERSO Academy ihr umfangreiches Wissen weiter und spricht als Referentin über die Themen CSR-Strategie und CSR in der Organisation.

Dr. Saskia Juretzek, Head of Sustainability bei der Tengelmann-Gruppe

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