Nachhaltigkeit auf der Website kommunizieren
18.12.2023

So kommunizieren Sie Ihre Nachhaltigkeit auf der Website

Ihr Unternehmen ist nachhaltig – aber wissen potenzielle Kund:innen das auch? In diesem Beitrag finden Sie 6 Tipps, um Ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen glaubwürdig auf der Website zu kommunizieren.

Immer mehr Konsument:innen wählen Unternehmen gezielt nach Nachhaltigkeitsaspekten aus – und immer mehr Unternehmen müssen mit Inkrafttreten des LkSG genau darauf achten, dass in ihrer Lieferkette alles mit rechten Dingen zugeht.

Nachhaltigkeit wird zunehmend zum wichtigen Kriterium bei Kauf- und Partnerschafts-Entscheidungen. Und welche bessere Möglichkeit als die eigene Website gibt es, um potenzielle Kunden und Partner über Ihre Bemühungen im Bereich Nachhaltigkeit zu informieren? Höchste Zeit also, die Nachhaltigkeitsbestrebungen Ihres Unternehmens ins Rampenlicht zu rücken.

Aber wie machen Sie das am besten?

6 Tipps, um Nachhaltigkeit glaubhaft auf der Website zu kommunizieren

Tipp 1: Transparenz und messbare Daten

Fakten, Fakten, Fakten: Solide Zahlen wirken noch immer am glaubwürdigsten. Daher lautet unser erster Tipp auch: Stellen Sie auf Ihrer Website einen detaillierten Nachhaltigkeitsbericht bereit – z.B. als eigenständige Seite oder als downloadbares pdf-Dokument. Der Bericht zeigt bestehende Maßnahmen auf, aber beschreibt auch, was Ihr Unternehmen zukünftig umsetzen wird.

Zeigen Sie darüber hinaus prominent und separat zum Bericht, welche Ziele Sie sich gesetzt haben und mit welchen Maßnahmen Sie diese erreichen wollen. Geben Sie dabei auch offen an, wo es noch Handlungsbedarf gibt.

Ab 2024 sind durch die CSRD rund 15.000 Unternehmen ohnehin zu einem Nachhaltigkeitsbericht verpflichtet. Doch auch ein freiwilliger Bericht ist eine gute Sache für alle Unternehmen, die ganz klar zeigen wollen: „Wir nehmen Nachhaltigkeit ernst!“

CSRD: Neue Vorgaben für Nachhaltigkeitsberichte

Im Rahmen des Green Deal treibt die EU zahlreiche Maßnahmen für die Nachhaltige Transformation voran – u.a. die CSRD. Alle Einzelheiten inklusive der aktuellen Neuerungen erhalten Sie in unserem Factsheet.

Tipp 2: Auszeichnungen von unabhängigen Stellen

Wurde Ihr Unternehmen für Nachhaltigkeitsmaßnahmen zertifiziert? Dann platzieren Sie entsprechende Siegel und Zertifikate unbedingt auf Ihrer Seite! Externe Bestätigungen Ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen stärken die Glaubwürdigkeit enorm.

Wichtig hierbei:

  1. Verstecken Sie Ihre Auszeichnungen nicht in einem kleinen Abschnitt auf einer Unterseite, die nicht einmal im Menü verlinkt ist. Ob als Banner auf der Startseite oder als eigener Menüpunkt: Wer Gutes tut, darf das ruhig zeigen!
  2. Setzen Sie auf Auszeichnungen anerkannter, unabhängiger Stellen. Zertifikate und Siegel, die sich jedes Unternehmen mit genügend Geld einfach erkaufen kann, bergen Greenwashing-Gefahr.

Apropos Greenwashing: Wie Sie die häufigsten Stolpersteine umgehen, lesen Sie im Beitrag „Die fünf größten Greenwashing-Fallen und wie man sie vermeidet“.

Tipp 3: Kooperationen vorstellen

Woher beziehen Sie Ihre Rohstoffe oder Waren? Mit welchen Unternehmen arbeiten Sie zusammen – und wie nachhaltig sind die? Gibt es Kooperationen mit Umwelt- und Tierschutz-, oder auch Menschenrechtsorganisationen, mit denen Ihr Unternehmen über den eigenen Tellerrand hinaus Impact schafft? In welchen Projekten ist Ihr Unternehmen aktiv?

All das sind interessante Punkte, die Sie keinesfalls unter den Teppich kehren sollten! Zeigen Sie, wie Sie sich engagieren und durch Ihre Verantwortung den Wandel zur Nachhaltigkeit aktiv mitgestalten. Achten Sie aber auch hier darauf, nicht in Greenwashing-Fallen zu tappen.

Nachhaltigkeit erfolgreich und sicher kommunizieren

Dos und Don’ts sowie Rahmenbedingungen der Nachhaltigkeitskommunikation und mehr: Im Kurs „ESG-Management in der Praxis“ zeigt Ihnen Nuvia Maslo (CMO/CCO bei VERSO), wie Sie Ihre Nachhaltigkeit wirkungsvoll kommunizieren.

Tipp 4: Commitment zeigen

Dass Sie 2020 eine Blühwiese neben der Firmenzentrale angelegt haben, waren die letzten News in Sachen Nachhaltigkeit? Hoffentlich nicht! Wer die Nachhaltigkeit seines Unternehmens wirklich glaubhaft kommunizieren will, sollte langfristig planen – am besten auf Grundlage einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie.

Schildern Sie in jedem Fall, was Ihr Unternehmen bisher schon erreicht hat. Führen Sie auf, wie Nachhaltigkeit aktuell gelebt wird. Zum Beispiel auch durch ein gesundes Arbeitsumfeld für Ihre Mitarbeitenden oder faire Bezahlung in Ihrer eigenen Lieferkette. Nachhaltigkeit bezieht sich schließlich nicht allein auf die Umwelt.

Zeigen Sie aber auch, was Sie sich für die Zukunft vornehmen. Präsentieren Sie auf Ihrer Website langfristige Nachhaltigkeitsziele mit klaren Meilensteinen. Machen Sie Nachhaltigkeit zum festen Bestandteil des Purpose Statements Ihres Unternehmens. Teilen Sie Fortschrittsberichte. Mit Kontinuität und Engagement zeigen Sie immer noch am besten, dass Nachhaltigkeit bei Ihnen mehr als eine kurzfristige Marketingmaßnahme war.

Tipp 5: Ehrlich sein

Ehrlichkeit währt am längsten. Das gilt auch für die Nachhaltigkeitskommunikation. Kein Unternehmen ist zu 100 % nachhaltig – also versuchen Sie nicht, Nachhaltigkeitsmaßnahmen aus der Luft zu greifen. Stellen Sie Ihre bisherigen Maßnahmen und Erfolge vor, aber geben Sie auch offen und ehrlich zu, wo es vielleicht noch hakt. Das lässt Sie nicht schlecht dastehen – im Gegenteil! Es zeigt, dass in Ihrem Unternehmen ernsthaft über Nachhaltigkeit nachgedacht wird.

Tipp 6: Nachhaltigkeit mit einer nachhaltigen Website demonstrieren

Last but not least ein Punkt, den man auf den ersten Blick schnell vergisst: Wer die Nachhaltigkeit seines Unternehmens unterstreichen will, sollte unbedingt auch seine Website unter die Lupe nehmen! Tools wie der Website Carbon Calculator berechnen Ihnen im Handumdrehen den CO2-Fußabdruck Ihrer Seite.

CO2-Fußabdruck der Seite verso.de

Ihre Seite ist eher im globalen Durchschnitt angesiedelt? Dann halten Sie Ausschau nach Spezialist:innen für Green Webdesign, um das volle Nachhaltigkeits-Potenzial Ihrer Seite auszuschöpfen.

Bis dahin helfen Ihnen erste einfache Tipps wie diese, um Ihre Website ohne Design- oder Coding-Kenntnisse nachhaltiger zu machen:

  • Reduzieren Sie Dateigrößen (Bilder und Videos).
  • Prüfen Sie, ob Ihre Seite mit Kohle betrieben wird – ganz schnell gelingt das z.B. mit dem Tool der Green Web Foundation. Wechseln Sie andernfalls zu einem Webhosting-Anbieter mit transparent nachverfolgbarem Ökostrom.
  • Gestalten Sie Ihre Website barrierefrei, um auch sozialer Nachhaltigkeit gerecht zu werden – ein erster Schritt wären hier z.B. beschreibende Texte für Bilder.
  • Entrümpeln Sie einmal beherzt, damit veraltete Inhalte und überflüssige Tools nicht weiterhin grundlos Energie verschwenden.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg – und sind gern für Sie da, wenn Sie Unterstützung in der Nachhaltigkeitskommunikation brauchen!

* Bei diesen Informationen handelt es sich um redaktionell zusammengefassten Content, der nicht als Rechtsberatung zu verstehen ist. VERSO übernimmt keine Haftung. 

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Gespiegelte Blätter – Symbolbild für die doppelte Wesentlichkeit
23.05.2022

Was bedeutet doppelte Wesentlichkeit?

Die EU hat die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) eingeführt. 15.000 Unternehmen in Deutschland müssen nun Nachhaltigkeitsberichte erstellen. Deren Inhalte werden durch das Wesentlichkeitsprinzip bestimmt. Mit der Einführung der CSRD wird die doppelte Wesentlichkeit, oder auch die doppelte Materialität, verankert. Lesen Sie, was dahinter steckt.

Definition: Was bedeutet doppelte Wesentlichkeit?

Doppelte Wesentlichkeit bedeutet:

Es muss angegeben werden,
wie einerseits Nachhaltigkeitsaspekte das Unternehmen beeinflussen (Outside-in-Perspektive)
UND
wie sich andererseits das Unternehmen auf die Gesellschaft und die Umwelt auswirkt (Inside-out-Perspektive). 

Die doppelte Wesentlichkeit wird das vor allem in Deutschland zugrunde gelegte Wesentlichkeitsprinzip ändern und dazu führen, dass deutlich mehr Angaben berichtsrelevant und die CSR-Berichte dadurch aussagekräftiger werden.

Künftig müssen Unternehmen also beide Perspektiven – unabhängig voneinander – im Nachhaltigkeitsbericht angeben. Bisher mussten beide Aspekte gleichzeitig erfüllt sein.

Bei der Outside-in-Perspektive („finanzielle Wesentlichkeit”) müssen Angaben gemacht werden, die für das Verständnis des Geschäftsverlaufs, des Geschäftsergebnisses oder der Lage der Gesellschaft notwendig sind. Häufig wird, gerade in der Finanzwelt, heute nur diese Perspektive betrachtet und von „ESG” oder „ESG-related Risks” gesprochen – also lediglich die Risikoperspektive aus Nachhaltigkeitsaspekten betrachtet.

Bei der Inside-out-Perspektive („ökologische und gesellschaftliche Wesentlichkeit“) müssen Angaben gemacht werden, die für ein Verständnis der Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf die Nachhaltigkeitsaspekte notwendig sind. Kurz gesagt muss dargelegt werden: Welchen Impact hat mein Unternehmen auf den Planeten und die Gesellschaft?

Infografik: Erklärung doppelte Wesentlichkeit der CSRD Outside-In Materialität (finanziell): Interessengruppe sind primäre Investoren. Inside-Out Materialität (gesellschaftlich & ökologisch): Interessengruppen sind Gesellschaft, Mitarbeitenden, Investoren, Umwelt und Sozialverbände, ... alle auf diesem Planeten.

Die ESRS Standards im Überblick

Die EU führt mit der neuen Berichtspflicht CSRD auch einheitliche europäische Standards für vergleichbare Nachhaltigkeitsstandards ein – die ESRS. Verschaffen Sie sich im Factsheet einen Überblick.

Die Outside-in-Perspektive

Viele Unternehmen haben sich bisher auf die Outside-in-Perspektive konzentriert, da sie eine Art Risikomanagement darstellt. Auch in Zukunft wird dieses Feld abgedeckt. Die Informationen richten sich vor allem an Investor:innen.

Aus der Outside-in-Perspektive müssen Unternehmen folgende Informationen offenlegen:

  • Wie beeinflussen externe Entwicklungen unter anderem das Geschäftsmodell, die Strategie und den Umsatz? Mit externen Entwicklungen sind hier beispielsweise unerwartete Wetterereignisse, aber auch eine strengere Regulatorik
  • Auch branchenspezifische Themen spielen eine Rolle: Gibt es Nachhaltigkeitsaspekte, die bereits von Mitbewerbern, Kunden oder Lieferanten identifiziert wurden?
  • Was sind die Hauptrisiken für das Unternehmen, ein Produkt oder eine Dienstleistung? Und wie werden sie gesteuert beziehungsweise gemindert?

Wie erstelle ich einen Nachhaltigkeitsbericht?

Einen aussagekräftigen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Leichter geht es mit unserem praxisorientierten Playbook „In 7 Schritten zum Nachhaltigkeitsbericht“.

Die Inside-out-Perspektive

Durch die Inside-out-Perspektive wird der Blick deutlich geweitet. Ansprechpartner sind nicht nur Investor:innen, sondern auch Mitarbeiter:innen, Verbraucher:innen sowie Umwelt- und Sozialverbände.

Aus der Inside-out-Perspektive müssen Unternehmen offenlegen, wie sich ihre Tätigkeit auf die Gesellschaft und die Umwelt auswirkt. Hier soll auch der Einfluss der Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsbeziehungen (einschließlich der Lieferkette) genannt werden. Gefordert werden Angaben unter anderem zu:

Umweltbelange:

  • Klimaauswirkungen
  • Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung
  • Umweltauswirkungen der Energienutzung
  • Biodiversität

Soziales:

  • Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
  • Vielfalt und Gleichbehandlung
  • Menschenrechte
  • soziales Engagement

Governance:

  • Führungs- und Kontrollprozesse
  • Bekämpfung von Korruption und Bestechung

Zusätzliche Infos auch in der VERSO Academy

In 12 Wochen zum/zur ESG-Manager:in – die VERSO Academy führt Sie durch den kompletten ESG-Managementbericht. Von Standards bis doppelte Wesentlichkeit.

Das Ziel der doppelten Wesentlichkeit

Die Europäische Union möchte mit der Einführung der neuen CSR-Berichtspflicht CSRD den Umfang der Nachhaltigkeitsangaben erhöhen. Die CSR-Berichte werden dadurch aussagekräftiger und vergleichbarer.

Außerdem wird der Impact des Nachhaltigkeitsberichts gesteigert, weil die doppelte Materialität zu einem Wandel von einer Shareholder- zu einer Stakeholder-Perspektive beiträgt.

Der CSR-Bericht richtet sich an Investor:innen, aber auch an Mitarbeiter:innen, Kund:innen und die Gesellschaft.

Wir helfen Ihnen bei Ihrem Nachhaltigkeitsbericht

Von der neuen CSR-Berichtspflicht CSRD werden nicht nur mehr Unternehmen betroffen sein. Sie werden durch die doppelte Wesentlichkeit zudem vor einer großen Herausforderung stehen. VERSO begleitet Sie durch den Bericht.

* Bei diesen Informationen handelt es sich um redaktionell zusammengefassten Content, der nicht als Rechtsberatung zu verstehen ist. VERSO übernimmt keine Haftung. 

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Dr. Saskia Juretzek, Head of Sustainability bei der Tengelmann-Gruppe
12.12.2020

Dr. Saskia Juretzek: Nachhaltigkeit bringt viele Vorteile

Im Interview spricht die CSR-Expertin über ihre Definition von Nachhaltigkeit, ihren Werdegang sowie geschäftliche Vorteile von CSR. Außerdem erklärt Sie, für welche Art von Unternehmen Nachhaltigkeit überhaupt eine Rolle spielen kann.

Warum hast Du dich dafür entschieden, dich dem Thema zu widmen, woher kommt deine Leidenschaft dafür? Und warum findest Du unternehmerische Nachhaltigkeit wichtig?

Saskia Juretzek: Als Kind war ich mit meiner Familie viel im Wald unterwegs, wie auch auf Bauernhöfen, so dass mir Natur und Tiere immer sehr nah waren. Noch heute ist ein Spaziergang in einem naturnahem Wald für mich die totale Erholung. Ich stamme insgesamt aus einem umweltbewussten Haushalt und habe schon früh mitbekommen, wie wichtig Umweltschutz ist. Die Idee, mich mit dem Thema auch beruflich zu beschäftigen, entwickelte sich mit der Zeit und den beruflichen Möglichkeiten. Während meiner Zeit bei Accenture wurde ich Teil der neugegründeten Arbeitsgruppe für Nachhaltigkeit. Das Thema hat mich sofort angezogen, ohne genau zu wissen, was da dahinter steckt.

Um mein Wissen in diesem Bereich zu erweitern und mich beruflich darauf zu fokussieren, entschied ich mich, an der Leuphana Universität Lüneburg zu promovieren. Gleichzeitig startete ich in der Corporate Responsibility Abteilung der Telefonica Deutschland mit Fokus auf die Nachhaltigkeitsstrategie, das Reporting und die Kommunikation. Im Anschluss an die  Doktorarbeit ging ich zur Allianz SE, der Zentrale der Allianz Gruppe und beschäftige mich dort mit Strategieentwicklung, den SDGs und Berichterstattung. Für mich persönlich haben gerade große internationale Unternehmen durch ihre Reichweite die Möglichkeit, die Gesellschaft wesentlich positiv zu beeinflussen, Best Practices zu gestalten und das Umfeld zum Nachahmen anzuregen. Das sehe ich auch als eine Pflicht an. Es begeistert mich, Teil der Nachhaltigkeitsbewegung zu sein und diese aktiv mitgestalten zu können.

 

Immer wieder hört man die Frage „Was ist Nachhaltigkeit eigentlich genau?“
Gibt es die perfekte Corporate Responsibility-Definition?

Die perfekte Corporate Responsibility Definition gibt es aus meiner Sicht nicht bzw. gibt es auch keine einheitliche Definition, die jedem geläufig ist. Ich persönlich bin kein Fan vom Begriff Corporate Social Responsibility, da er rein sprachlich auf „Social“ fokussiert (wenn er auch bspw. durch die EU breiter definiert wird). Corporate Responsibility und Sustainability sind weiter gefasste Begriffe, die soziale, ökologische und ökonomische Aspekte umfassen.

Im Kern geht es darum, den sozialen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen zu begegnen, negative Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit zu minimieren und positive zu erhöhen. Wesentlich für Unternehmen ist es, Nachhaltigkeit intern klar zu definieren und ein einheitliches internes Verständnis zu haben.

In jeder Branche kann CR etwas anderes bedeuten – in der Versicherung geht es bspw. um nachhaltige Produktlösungen und nachhaltige Anlagekriterien für Kundengelder, im produzierenden Gewerbe gegebenenfalls um die Arbeitsbedingungen in der Lieferkette und den Energieverbrauch in der Produktion.

 

Unternehmerische Nachhaltigkeit ist gesamtgesellschaftlich gesehen unbestritten ein absolutes Kernthema für unsere Zukunftsfähigkeit. Für das einzelne Unternehmen steht jedoch häufig die Gewinnerzielungsabsicht über allen anderen Zielen.

Daher provokant gefragt: Kostet Nachhaltigkeit nur, oder gibt es auch ökonomische Vorteile sich als Unternehmen einer Nachhaltigkeitsstrategie zu verschreiben?

Saskia Juretzek: Provokant geantwortet – betrachtet man Nachhaltigkeit mittel- bis langfristig gibt es nur Vorteile. Es hängt also von der Betrachtungsweise ab, vor allem von der zeitlichen. Klassischerweise treten „trade-offs“ (Zielkonflikte) auf, wenn es um langfristige Investitionen, aber um kurzfristige Renditen geht.

Viele Investitionen in Nachhaltigkeit rechnen sich mittel- bis langfristig, verursachen aber heute Kosten. Kurzfristiges Renditedenken, getrieben von Shareholder-Erwartungen steht hier der Langfristigkeit nachhaltiger Entwicklung entgegen. Natürlich gibt es auch kurzfristige Vorteile und auch Win-Win-Situationen, aber sie sind eben nicht zwangsläufig die Regel.

Neben dem aktuellen Geschäftserfolg sollte ein Unternehmen seine langfristige Geschäftsbasis sichern. Wenn ich bspw. heute meine Böden so auslauge, dass ich sie in zehn Jahren nicht mehr nutzen kann, bringt mich das auf Dauer nicht weiter. Für eine ernsthafte und erfolgreiche Auseinandersetzung mit CR ist eine langfristige Perspektive unabdingbar und auch für ein dauerhaft erfolgreich bestehendes Unternehmen wesentlich.

Nachhaltigkeit steht ökonomischen Vorteilen also nicht entgegen, sondern ist die Basis für erfolgreiches unternehmerisches Handeln.

 

Unternehmen sind ja bekanntermaßen unheimlich unterschiedlich. Von Ein-Mann-Handwerksbetrieben, über den produzierenden Mittelstand, bis hin zu Großkonzernen, wie der Allianz.

Ist Nachhaltigkeit für alle wichtig, oder reicht es vielleicht sogar, wenn die „Großen“ sich um Zukunftsfähigkeit in ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten kümmern?

Saskia Juretzek: Die Antwort ist für mich recht klar. In Deutschland liegt die Anzahl kleinerer und mittlerer Unternehmen bei mehr als 99%. Es braucht daher alle Akteure, um einen entscheidenden positiven Beitrag zur ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Zukunftsfähigkeit zu leisten.

Aber natürlich spielt die Größe eines Unternehmen eine Rolle. In Großunternehmen stehen mehr Kapazitäten zur Verfügung, der Hebel ist größer und häufig gibt es eigenständige CR-Abteilungen. Letzteres ist sicherlich in einem Zehn-Mann-Betrieb nicht sinnvoll oder umsetzbar. Dennoch können hier Mitarbeiter zusätzliche Aufgaben, beispielsweise rund um Umweltschutz, übernehmen. Die Themen an sich ändern sich nicht zwangsläufig, aber natürlich die Ressourcen, die ich zur Verfügung habe.

Als nicht börsennotiertes Unternehmen habe ich im positiven Sinne mehr Freiraum und kann langfristiger planen als ein quartalsgetriebenes, börsennotiertes Unternehmen. Viele Familienunternehmen sind Nachhaltigkeitsvorreiter, sie denken und planen sehr langfristig, so dass Nachhaltigkeit leichter integrierbar ist – es kommt zu weniger Zielkonflikten zwischen ökologischen, sozialen und ökonomischen Zielen.

Dr. Saskia Juretzek

ist Head of Sustainability bei der Tengelmann-Gruppe. Seit über zehn Jahren ist sie als CSR-Managerin in Nachhaltigkeitsabteilungen von Großkonzernen aktiv. Sie hat im Bereich Nachhaltigkeit promoviert und bringt sich an diversen Hochschulen und Universitäten in die Lehre ein. Dr. Saskia Juretzek ist darüber hinaus Mitgründerin der Initiative „futurewoman“, die Frauen im  Nachhaltigkeitsbereich vernetzt. Außerdem gibt sie in der VERSO Academy ihr umfangreiches Wissen weiter und spricht als Referentin über die Themen CSR-Strategie und CSR in der Organisation.

Dr. Saskia Juretzek, Head of Sustainability bei der Tengelmann-Gruppe

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Bild von den 17 Sustainable Development Goals: No poverty, Zero hunger, Good health and well-being, Quality education, Gender equality, Clean water and sanitation, Affordable and clean energy, Decent work and economic growth, Industry Innovation and Infrastructure, Reduced inequalities, Sustainable cities and communities, Responsible consumption and production, Climate action, Life below water, Life on land, Peace Justice and Strong institutions, Partnerships for the goals
06.07.2020

SDG: Das Rahmenwerk für Nachhaltigkeit und CSR-Management der UN

In diesem Überblick erfahren Sie in sieben kurzen Punkten alles was Sie wissen müssen, um die Entwicklungsziele (SDG) für Ihr Unternehmen einzuordnen.

Licence to Operate

Kunden, Mitarbeiter und andere Interessengruppen fragen nach gesellschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen Ihrer Geschäftstätigkeit. Es ist zunehmend klar, dass Nachhaltigkeit im Unternehmen zur „Licence to Operate“ wird. Das CSR-Management (Corporate Social Responsibility) soll also strategisch(er) oder sogar erstmals angegangen werden. Wie das SDG-Rahmenwerk Ihnen dabei helfen kann, erfahren Sie im Artikel.

Wenn heute über die Umsetzung von Nachhaltigkeit in den Unternehmen gesprochen wird, sind die Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen fester Bestandteil der Agenda. Das Rahmenwerk hilft, CSR Management strategisch im Unternehmen zu gestalten. Allerdings ist am Anfang oft unklar, wie sich die SDGs nun konkret operationalisieren und in die Nachhaltigkeitsstrategie der Unternehmen einbinden lassen.

In unserem Überblicksartikel erfahren Sie in sieben kurzen Punkten alles was Sie wissen müssen, um die Entwicklungsziele (SDG) für Unternehmen erstmalig einordnen zu können. Den Ursprung der SDG stellen wir ebenso vor, wie die Rolle von Unternehmen, die deutsche Nachhaltigkeisstrategie und den Umsetzungsstatus. Vor allem geben wir Ihnen jedoch Antworten auf die Frage: Wie können Sie mit ihrem Unternehmen ein proaktiver Teil der nachhaltigen Entwicklung werden? Aber lassen Sie uns von vorne beginnen.

Die Wurzeln der SDG (Sustainable Development Goals)

Die Diskussion um eine nachhaltigen Entwicklung von Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt, die mit der Veröffentlichung des so genannten Brundlandt-Reports „Our Common Future“ im Jahr 1987 die breitere Öffentlichkeit erreicht hat (World Commission on Environment and Development), ist in der heutigen Zeit ungebrochen aktuell. In mehreren Entwicklungsschritten haben die globalen Zielsetzungen dieser Diskussion Eingang in die von den Vereinten Nationen veröffentlichten Development Goals (SDG) gefunden.

Die Rolle von Unternehmen im SDG Framework

Dabei wird auch ein Rahmenwerk aufgespannt, dass die Unternehmen als wichtige Akteure der nachhaltigen Entwicklung definiert und ihnen Hilfestellungen bei der Umsetzung von Maßnahmen auf der regionalen und betrieblichen Ebene anbietet. Die SDG betonen die Notwendigkeit der aktiven Beteiligung privater Unternehmen und appellieren an deren Kreativität und Innovation, um Werte für das Gemeinwohl zu schaffen. Dazu gehört zum Beispiel die Verringerung der Armut, die Ausmerzung des Hungers und den Schutz der biologischen Vielfalt.

Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen und ihre 17 nachhaltigen Entwicklungsziele stellen die Unternehmen vor die neue Herausforderung, ihre Operationen und Strategien auf die Anforderungen der SDGs abzustimmen.

17 übergeordnete Nachhaltigkeitsziele und Deutschlands Beitrag

Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen „Transforming Our World: The 2030 Agenda for Sustainable Development“ umfasst 17 globale Ziele (UN SDG) für eine nachhaltige Entwicklung. Die Agenda trat am 01. Januar 2016 mit einer Laufzeit von 15 Jahren in Kraft. Die Ziele umfassen verschiedene Themen, die wichtige Aspekte der Nachhaltigkeit sind, wie zum Beispiel Armut, Diskriminierung, Klimawandel, Schutz der natürlichen Umwelt, Bildung und Arbeitsfragen. Basis für die Umsetzung der SDG in Deutschland ist die im Januar 2017 (Neuauflage 2018) von der Bundesregierung verabschiedete Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie.

Die 17 übergeordneten Nachhaltigkeitsziele sind die Folgenden:

  1. Keine Armut
  2. Kein Hunger
  3. Gesundheit und Wohlbefinden
  4. Hochwertige Bildung
  5. Geschlechtergleichheit
  6. Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
  7. Bezahlbare und saubere Energie
  8. Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
  9. Industrie, Innovation und Infrastruktur
  10. Weniger Ungleichheiten
  11. Nachhaltige Städte und Gemeinden
  12. Nachhaltiger Konsum und Produktion
  13. Maßnahmen zum Klimaschutz
  14. Leben unter Wasser
  15. Leben an Land
  16. Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
  17. Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

Zu diesen übergeordneten Zielen werden in der Agenda 2030 169 Unterziele vorgeschlagen, um die Länder bei der Überwachung ihres Beitrags zu den 17 UN SDG zu unterstützen. Eine wesentliche Rolle, um die Ziele zu erreichen, spielt hierbei der Beitrag von Unternehmen.

Bild von den 17 Sustainable Development Goals: No poverty, Zero hunger, Good health and well-being, Quality education, Gender equality, Clean water and sanitation, Affordable and clean energy, Decent work and economic growth, Industry Innovation and Infrastructure, Reduced inequalities, Sustainable cities and communities, Responsible consumption and production, Climate action, Life below water, Life on land, Peace Justice and Strong institutions, Partnerships for the goals

Zwei wesentliche Richtlinien zur Umsetzung der SDG in Unternehmen

Um die Implementierung der SDG und der Unterziele in die Lieferketten der Unternehmen zu erreichen, stehen verschiedene international anerkannte Richtlinien, wie die Global Reporting Initiative (GRI) und der UN Global Compact zur Verfügung.  Beide Richtlinien schlagen Indikatoren und Kennzahlen zur Messung der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen für die einzelnen UN SDGs vor.

Eine Annäherung an die Umsetzung der globalen Entwicklungsziele können Unternehmen also über den Umweg der Implementierung der GRI-Indikatorik erreichen.

Wie sich den SDG als Unternehmen also widmen?

Was brauchen Sie nun konkret, um sich den SDG und Nachhaltigkeit im Allgemeinen sinnvoll zu widmen? Maßgeblich sind erst einmal zwei Basispfeiler: Einerseits eine organisatorische und inhaltliche Verantwortung bei einer oder einem CSR-Beauftragten. Die zweite wichtige Voraussetzung ist ein Ort zur Bündelung aller nachhaltigkeitsrelevanter Daten. Ohne diese beiden Grundvoraussetzungen ist es quasi nicht möglich sich als Organisation dem Thema weiter zu nähern.

Doch auch mit klarer inhaltlicher Verantwortung und Datenbündelung ist es, je nach Unternehmensgröße, Branche und Interessengruppen, eine nicht zu unterschätzende und sehr individuell zu gestaltende Aufgabe, die SDG strategisch anzugehen.

Beratungsunternehmen aus dem Bereich der Nachhaltigkeit und des Nachhaltigkeitsreportings, wie auch wir bei VERSO, stehen Unternehmen und CSR-Manager:innen deshalb bei der Umsetzung mit Rat und Tat zur Seite.

Dass externe Unterstützung aufgrund der Komplexität der verschiedenen Richtlinien lohnenswert ist, zeigt unter anderem eine Studie von Van der Waal und Thijssens (2020). Diese bringt Licht in das „unentdeckte Terrain“ der SDG-Beteiligung von Unternehmen. Dazu werden in der Untersuchung die Nachhaltigkeitsberichte der 2000 weltweit größten börsennotierten Unternehmen analysiert.

Status quo der SDG-Umsetzung in der Wirtschaft

Momentan beschäftigen sich zwar bereits einige Vorreiter-Unternehmen intensiv mit der Umsetzung der SDG innerhalb ihrer Nachhaltigkeitsstrategie. Das Engagement der Unternehmen in den SDG insgesamt ist allerdings noch begrenzt. Es steht hauptsächlich mit dem Engagement für andere nachhaltigkeitsbezogene Themen sowie mit der Unternehmensgröße und dem Nachhaltigkeitsniveau des jeweiligen Unternehmens in Zusammenhang.

Man kann daraus schließen, dass das Engagement für die SDG einerseits aus regulatorischen Gründen erfolgt, es werden schlicht bestehende Gesetze befolgt. Andererseits liegen häufig institutionelle Gründe für ein Engagement vor. Die qualitative Prüfung der einzelnen Berichte zeigt, dass die Beteiligung der Unternehmen weitgehend symbolisch und absichtlich erfolgt und noch nicht substanziell ist. Dies legt den Schluss nahe, dass viele Unternehmen die SDG – ähnlich wie den Global Compact – als ein Schema mit unverbindlichen Auswirkungen betrachten. Kurz gesagt: Noch zu viele Unternehmen befassen sich momentan nur so intensiv mit den SDG, wie sie gesetzlich dazu gezwungen sind.

Um aber die weltweite Zukunftsfähigkeit zu ermöglichen, die die Sustainable Development Goals zum Ziel hat, müssen Unternehmen hier noch deutlich mehr tun. Glücklicherweise entdecken immer mehr Unternehmen, dass das Einflechten der Entwicklungsziele in die eigene Strategie notwendig und unumgänglich ist.

Warum nun Zeit ist umzudenken

An dieser Stelle vergeben leider viele Unternehmen noch die Chance, um von den positiven Effekten eines Engagements zu profitieren. Dabei entwickeln sich nicht selten während der Umsetzung auch ungeahnte betriebswirtschaftliche Effekte. Nachhaltigkeit und die Umsetzung der Entwicklungsziele der Vereinten Nationen sind also langfristig auf allen Ebenen lohnenswert und unumgänglich.

Neben einer aktiven Gesellschaft sind die Unternehmen die wichtigsten Akteure, um die großen globalen Ziele einer gerechteren Verteilung des Wohlstands und der Begrenzung der schädigenden Wirkungen der Globalisierung zu erreichen. Nur gemeinsam können wir die Agenda 2030 zum Erfolg führen. Lassen Sie uns gemeinsam anpacken!

We guide you through sustainability

Der Aufbau einer Nachhaltigkeitsstrategie ist mit Arbeit verbunden. VERSO begleitet Sie ganzheitlich auf diesem Weg. Seit 2010.

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