Nachhaltigkeitsmanager:innen sind gefragt – so sieht der Beruf aus
20.10.2022

Nachhaltigkeitsmanager:innen: Das machen und verdienen sie

Immer mehr Unternehmen stellen sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Neben dem reinen Profit sind ökologische und soziale Aspekte in den Vordergrund gerückt. Die Aufgabe der Nachhaltigkeitsmanager:innen ist es, diese Werte auch in der Praxis umzusetzen.

CSR-Manager:innen (Corporate Social Responsibility) oder ESG-Manager:innen, um den Begriff für “Environment, Social, Governance” zu nutzen, engagieren sich leidenschaftlich für das Thema Nachhaltigkeit und haben sich höheren Zielen verschrieben: eine gerechtere Welt, Umwelt- und Klimaschutz. Sie leben Nachhaltigkeit vor und motivieren ihre Kolleg:innen für ökologische und soziale Themen.

Gleichzeitig sind Nachhaltigkeitsmanager:innen Business-Strategen und verstehen sich als Querschnittstelle im Unternehmen, um es durch die Nachhaltige Transformation zu führen.

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Warum sind Sustainability Manager:innen so wichtig?

In über 10 Jahren Erfahrung im Sustainability Management haben wir bei VERSO gelernt: Die Nachhaltige Transformation eines Unternehmens lässt sich nur durch eine wirksame Strategie und klare Verantwortlichkeiten erreichen.

Warum? Nachhaltigkeit betrifft alle Unternehmensbereiche. Deswegen wird jemand benötigt, bei dem alle Fäden zusammenlaufen.

Diese Schnittstellenfunktion übernehmen Nachhaltigkeitsmanager:innen. Sie analysieren sämtliche Geschäftsprozesse, implementieren nachhaltiges Wirtschaften und Aspekte wie Umweltschutz, Arbeitnehmer- und Menschenrechte. Sie tragen dazu bei, dass sich gerade mittelständische Unternehmen dadurch massiv vom Wettbewerb differenzieren.

Was machen ESG-Manager:innen?

Nachhaltigkeitsmanager:innen haben keinen festen Arbeitsalltag. Vielmehr benötigen Sie Platz für Kreativität, um Maßnahmen im sozialen und ökologischen Bereich auszuarbeiten und umzusetzen. Zu den Aufgaben der ESG-Manager:innen zählen:

  • Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln
  • Nachhaltigkeits-relevante Daten sammeln
  • Ziele und Maßnahmen festlegen und umsetzen sowie die Zielerreichung anhand von Kennzahlen kontrollieren
  • Erwartungen und Input von internen und externen Stakeholdern einholen
  • Lieferkette überprüfen
  • Nachhaltigkeitsbericht und Kommunikation gestalten
  • Greenwashing verhindern
  • Alle Geschäftsbereiche beim Thema Nachhaltigkeit beraten
  • Nachhaltigkeit vorleben sowie Mitarbeitende schulen und zum Nachahmen motivieren

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Was verdienen Nachhaltigkeitsmanager:innen?

Untersuchungen haben gezeigt, dass in Deutschland das Gehalt von ESG-Manager:innen im Schnitt bei durchschnittlich 4200 Euro. Das Gehalt kann stark variieren – es hängt insbesondere von der Unternehmensgröße, aber auch von Berufserfahrung und dem Bundesland ab. Die Nachhaltige Transformation im Unternehmen zu beschleunigen muss also nicht bedeuten, sich von einem guten Gehalt zu verabschieden – ganz im Gegenteil.

Und der Trend wird sich noch verstärken, denn: Die Nachfrage ist enorm hoch, während das Angebot an qualifizierten Nachhaltigkeitsexpert:innen knapp ist.

Wie läuft eine Weiterbildung als Nachhaltigkeitsmanager:in ab?

In der VERSO Academy lernen Sie den gesamten Prozess des Nachhaltigkeitsmanagements kennen. Die Themen der Weiterbildung gehen von Wesentlichkeitsanalyse und Nachhaltigkeitsstrategie über Klimabilanzierung, Umweltmanagement und Lieferkette bis hin zu Berichterstattung und Kommunikation. Unsere ESG-Experten geben Ihnen Praxisbeispiele und im digitalen Workbook können Sie Ihr neues Wissen testen.

Sie wollen selbst Nachhaltigkeitsmanagerin oder Nachhaltigkeitsmanager werden und die Nachhaltige Transformation der Wirtschaft voranbringen? Dann melden Sie sich für den nächsten Kurs an – wir freuen uns auf Sie!

* Bei diesen Informationen handelt es sich um redaktionell zusammengefassten Content, der nicht als Rechtsberatung zu verstehen ist. VERSO übernimmt keine Haftung. 

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Dr. Saskia Juretzek, Head of Sustainability bei der Tengelmann-Gruppe
06.09.2022

Interview mit Dr. Saskia Juretzek: Wie wird man CSR-Manager:in?

Warum dieser Beruf in Zukunft so wichtig wird, wie der Karriereweg aussieht und welche Kompetenzen angehende ESG-Manager:innen mitbringen sollten.

Der Beruf Nachhaltigkeitsmanager:in boomt. Während CSR-Manager:innen früher oft als reine Idealisten abgetan wurden, werden sie heute von Unternehmen händeringend gesucht. Der Klimawandel, das Artensterben, soziale Ungleichheiten, vor allem aber die wachsende Regulatorik haben zu diesem Wandel geführt.

Im Interview sprechen wir mit Dr. Saskia Juretzek über diese Entwicklung. Sie ist seit über zehn Jahren als CSR-Managerin in Großkonzernen aktiv, seit Juni 2022 Head of Sustainability bei der Tengelmann Twenty-One KG und Referentin in unserer VERSO Academy. Zusammen mit Sandra Broschat hat sie das Buch „Nachhaltige Karriere – mit dem richtigen Job die Welt verändern. Anregungen für den Ein- und Umstieg in die Nachhaltigkeit.“ herausgebracht. Wir gehen mit Dr. Saskia Juretzek den Fragen nach, wie man CSR-Manager:in wird, welche Kompetenzen man mitbringen sollte und welche Karrierewege möglich sind.

Nachhaltige Karriere

Saskia, der Titel eures Buches lautet: “Nachhaltige Karriere – mit dem richtigen Job die Welt verändern. Anregungen für den Ein- und Umstieg in die Nachhaltigkeit.” Mach uns doch bitte ein bisschen Lust auf den Beruf Nachhaltigkeitsmanager:in!

Aus meiner Sicht ist es ein Job, der Spaß bringt, weil man etwas in der Welt in die richtige Richtung bewegt. Als Nachhaltigkeitsmanager:in trifft man meist auf sehr positiv gestimmte Menschen im Unternehmen, die auch Lust darauf haben, Nachhaltigkeit miteinander voranzutreiben, und wissen, dass es etwas Wichtiges und Richtiges ist. Das sind zum Beispiel Menschen aus anderen Fachabteilungen mit verschiedenen Hintergründen und unterschiedlichen Alters, die privat schon teilweise nachhaltig leben, aber noch gar nicht wissen, wie sie das mit ihrem Job verknüpfen können.

CSR-Manager:in ist ein recht junges Berufsbild. Aus welchem Grundberuf kommen Nachhaltigkeitsmanager:innen?

Sustainability Manager waren bisher vor allem Quereinsteiger:innen wie beispielsweise Betriebswirt:innen, Sozialwissenschaftler:innen, Ingenieur:innen und Kommunikator:innen. Auf der einen Seite sind das Menschen wie ich, die über das Thema Nachhaltigkeit im positiven Sinne stolpern und merken, das ist genau das, was ich machen möchte. Auf der anderen Seite werden Menschen oft aus der Kommunikations- oder Marketingabteilung auf die Stelle gesetzt. Denen wird gesagt, wir müssen da etwas zum Thema CSR machen, könnt ihr das nicht irgendwie mitmachen. Ich finde es allerdings schade, wenn Mitarbeiter:innen für Nachhaltigkeit zuständig sind, die gar keine Lust darauf haben, nach “Schema F” arbeiten und dadurch nicht die volle Wirkung erzielen können.

Heute gibt es aber auch viele gut ausgebildete Personen, die das studiert haben und letztlich nach solchen Rollen im Unternehmen suchen.

CSR-Weiterbildungen in der VERSO Academy

Dr. Saskia Juretzek ist eine der Top-Referent:innen der VERSO Academy, die Sie im Kurs „ESG-Management in der Praxis“ im kompletten ESG-Managementprozess schulen.

Aus welchem Antrieb heraus ergreift man diesen Beruf?

Eine Rolle spielt hier, ein gewisses Mindset zu haben und dass man sich vielleicht privat mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Nachhaltigkeitsmanager:innen haben meist gewisse Werte in der Erziehung oder aus dem Umfeld mitbekommen. Sie halten es für sinnvoll, nicht zu Lasten von anderen Menschen, Tieren und Umwelt zu wirtschaften, sondern auf eine Weise, dass es allen dabei gut geht.

Aber Hand aufs Herz: Was verdient man als Nachhaltigkeitsmanager:in?

Nachhaltigkeitsmanager:innen verdienen ein Gehalt, das vergleichbar ist mit anderen Funktionen in einem Unternehmen. Es fällt mir aber schwer, eine Hausnummer zu nennen. Ein Beispiel: Ein Kollege ist vor ein paar Jahren mit 45.000 Euro und eine Kollegin etwas später mit 60.000 Euro in den Job eingestiegen. Das Gehalt hängt dabei extrem vom Unternehmen, der Unternehmensgröße, Branche und Berufserfahrung ab. Anders ist es bei NGOs (Nicht-Regierungsorganisationen), Sozial- oder Umweltorganisationen, bei denen man in einem niedrigeren  Gehaltsgefüge weniger verdient.

Wie wird man Nachhaltigkeitsmanager:in?

Zum einen ist eine Spezialisierung über ein Studium möglich – zum Beispiel mit einem Master in Sustainability Management, mit einem Vertiefungsschwerpunkt im Studiengang oder einem MBA (Master of Business Administration) in diesem Bereich. Zum anderen ist für Quereinsteiger eine Weiterbildung zu empfehlen. Das Wichtigste ist am Ende die Berufserfahrung, aber ich benötige natürlich auch das theoretische Wissen, damit ich das in den Beruf einbringen kann.

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Welche Kompetenzen sollte man mitbringen?

Was Sustainability Manager als Basis benötigen, ist das Fachwissen. Daneben sind aber soziale, kommunikative und Persönlichkeits-Kompetenzen viel wichtiger. Das Ergebnis meiner Doktorarbeit war, dass man in bestimmten Dingen gut sein sollte, um seinen Job auch gut zu machen. Bei Nachhaltigkeitsmanager:innen sind das Kompetenzen wie Glaubwürdigkeit und Authentizität – dass ich vorlebe, was ich von anderen erwarte. Es geht aber auch um das Thema Beziehungsmanagement – ich muss gut darin sein, Beziehungen intern aufzubauen, das Vertrauen von anderen Menschen zu gewinnen und Interaktionen zu führen. Man benötigt auch Konfliktlösungskompetenz und Kompromissfähigkeit – man muss mit Zielkonflikten umgehen können, wenn man mit seinen sozialen und ökologischen Zielen und Themen auf ein Unternehmen trifft, das ja klassischerweise eher auf Finanzzahlen ausgerichtet ist. Sehr wichtig sind darüber hinaus Beharrlichkeit und Geduld – auch wenn ich eigentlich ein ungeduldiger Mensch bin, muss ich immer überlegen, wann für ein Nachhaltigkeitsthema der richtige Zeitpunkt ist und der Mensch mir gegenüber dafür offen ist.

Nachhaltigkeitsmanagement ist in den vergangenen Jahren essentiell für Unternehmen geworden. Warum sind Unternehmen erst jetzt darauf gekommen, etwas ändern zu wollen?

Die Regulatorik spielt eine große Rolle – vor allem für die Unternehmen, die Nachhaltigkeit davor nicht richtig ernst genommen haben. Viele Unternehmen wollen sich erst damit beschäftigen, wenn die Rahmenbedingungen für alle gelten. Ich persönlich halte das nicht für klug, weil es bei Nachhaltigkeit auch um die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens geht. Es gibt aber auch viele Unternehmen, die sich aus einer Werteüberzeugung oder einer langfristigen Sichtweise heraus schon länger mit dem Thema auseinandersetzen. Häufig hängt das mit der Führungsmannschaft zusammen, die vom Thema Nachhaltigkeit überzeugt ist. Außerdem merkt man aktuell überall auf der Welt, dass der Klimawandel vor der Tür steht, und das bringt auch viele zum Umdenken und Aufwachen.

Inwiefern hat sich damit die Stellung der Nachhaltigkeitsmanager:innen im Unternehmen verändert?

Die Wahrnehmung hat sich in vielerlei Hinsicht geändert. Den Unternehmen ist klar geworden, dass sie Ressourcen benötigen, um ein Nachhaltigkeitsmanagement wirksam umzusetzen. Auch in kleineren Unternehmen kann das keine One-Man- oder One-Woman-Show sein. Das Thema Nachhaltigkeit ist komplex und interdisziplinär, deswegen werden mehrere Expert:innen benötigt. Interessant ist auch, dass der Beruf Nachhaltigkeitsmanager:in auch intern im Unternehmen inzwischen mehr als Karrieremöglichkeit wahrgenommen wird. Und natürlich wird man mehr und mehr ernst genommen im Unternehmen, statt belächelt und in die soziale oder Öko-Ecke gestellt zu werden, wie das vielleicht früher mal der Fall war. Auch inhaltlich haben sich die Rollen verändert, es geht neben sozialem Engagement und dem Umweltmanagement nun stark um die Kerngeschäftstätigkeit des Unternehmens.

Ist das Thema Nachhaltigkeit damit angekommen, wo es hingehört: Im Zentrum eines Unternehmens, in der Unternehmensstrategie?

In der Masse ist es dort noch nicht angekommen. In Unternehmen, die sich seit 10 oder 15 Jahren mit Nachhaltigkeit beschäftigen oder Nachhaltigkeit über ihr Werteverständnis schon immer auf der Agenda haben, fließt es in die Unternehmensstrategie ein. Bei großen, börsennotierten Unternehmen passiert das ebenfalls immer öfter, aber bei ganz, ganz vielen ist das noch nicht der Fall.

Welche Aufgaben haben Nachhaltigkeitsmanager:innen?

Das hängt von der Unternehmensgröße ab. In kleinen Unternehmen ist das oft eine One-Woman- oder One-Man-Show und Nachhaltigkeitsmanager:innen machen einfach alles. In großen Unternehmen herrscht dagegen eine größere Spezialisierung, da gibt es eine oder sogar mehrere Personen, die für ein oder zwei Themen zuständig sind.

Als erste Aufgabe schaue ich mir an, welche Nachhaltigkeitsthemen für mein Unternehmen strategisch relevant sind – bei einem produzierenden Gewerbe ist das vielleicht die Dekarbonisierung. Grundlage dafür sind klassische Analysen wie Stakeholder-Befragungen und Wesentlichkeitsanalysen, anhand derer man sieht, wie die strategische Ausrichtung sein soll. Außerdem kann ich mich mit den Sustainable Development Goals befassen und schauen, wie und zu welchen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen das Unternehmen beiträgt.

Als nächstes kommt das Reporting, das ein wichtiges, jährlich wiederkehrendes und zeitintensives Thema ist. Mit der Berichterstattung erfasse ich, wie der Status quo ist, welche Kennzahlen ich in Ableitung der Strategie messen und was ich alles in den Nachhaltigkeitsbericht packen will.

Eine weitere Aufgabe ist die interne und externe Kommunikation. Da geht es beispielsweise um die Fragen: Wie nehme ich die Kolleg:innen mit? Wie schaffe ich Multiplikatoren und Change Agents im Unternehmen? Und wie bilde ich Mitarbeiter:innen weiter? Externe Kommunikation geht in Richtung: Wie möchte ich Transparenz schaffen zu dem, was wir da tun? Und wie möchte ich mich dazu aus einer Marketing- und Branding-Sicht positionieren?

Außerdem muss ich mich inhaltlich um die Themen kümmern. Man muss beispielsweise analysieren, welche Auswirkungen das Unternehmen auf die Umwelt hat und wie man sie reduzieren kann, und auf dieser Basis Maßnahmen definieren und umsetzen. Analog läuft das auf der sozialen Seite und betrifft dort beispielsweise Mitarbeiterzufriedenheit, Diversity bis hin zu Menschenrechte in der Lieferkette. Im Bereich Corporate Citizenship kann ich mich um soziale Projekte wie Kooperationen, zum Beispiel mit SOS-Kinderdörfern, kümmern.

In einem börsennotierten Unternehmen geht es auch darum, die Rating-Anfragen zu beantworten und zusätzlich zum Nachhaltigkeitsbericht weitere Informationen und Daten zur Verfügung zu stellen, damit man extern bewertet werden kann.

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Das Thema Nachhaltigkeit ist sehr vielfältig – bei den Karrierewegen sieht es ähnlich aus. Welche Karrierewege kann man als CSR-Manager einschlagen?

Da sollte man zunächst in sich hineinhören und schauen, was einen im Bereich Nachhaltigkeit am meisten interessiert. Sind es eher die sozialen Themen oder will ich dem Klimawandel begegnen? Dann geht es noch um die Organisationsform, in der man arbeiten möchte. Ist es die kleine NGO oder der große Konzern, in dem man eher ein kleines Rädchen ist, das aber große Auswirkungen haben kann? Eine Möglichkeit ist auch die Politik, in der man wahnsinnig viel bewegen kann.

Deswegen würde ich empfehlen, mit Leuten in diesen Positionen zu reden. Im Idealfall kann man seine neue Rolle mit dem verknüpfen, was man davor schon gemacht hat. Zum Beispiel: Ein Controller kann sein Wissen im Bereich Umwelt- oder soziales Controlling einbringen. Auch im Marketing oder der Kommunikation kann man sich gut weiterbilden und es gibt viele Schnittstellen bei Ingenieur:innen.

Wie wird sich das Berufsbild Nachhaltigkeitsmanager:in in den nächsten Jahren weiterentwickeln?

Aktuell ist eine extreme Boomphase, Nachhaltigkeitsmanager:innen werden händeringend gesucht. Ich gehe davon aus, dass das noch eine ganze Weile so weitergehen wird, weil sich mit der Regulatorik, dem sich verstärkenden Klimawandel und der Biodiversitäts-Krise viel bewegt. Meine Hoffnung ist, dass Nachhaltigkeit in der Zukunft so in Unternehmen integriert ist, dass man nicht mehr so viele Nachhaltigkeitsmanager:innen in eigenen Abteilungen benötigt, sondern dass diese Leute direkt in den einzelnen Fachabteilungen sitzen und Maßnahmen umsetzen. Idealerweise hat jeder Lieferketten-Experte, jeder Ingenieur sowie jeder in der Entwicklung und Produktion Ahnung von Nachhaltigkeit und denkt das gleich mit. Ich glaube allerdings, dass wir noch relativ lange selbstständige Nachhaltigkeits-Abteilungen haben werden, weil sie alles strategisch steuern und hier auch meist das Reporting zusammenläuft.

Dr. Saskia Juretzek

ist Head of Sustainability bei der Tengelmann-Gruppe. Seit über zehn Jahren ist sie als CSR-Managerin in Nachhaltigkeitsabteilungen von Großkonzernen aktiv. Sie hat im Bereich Nachhaltigkeit promoviert und bringt sich an diversen Hochschulen und Universitäten in die Lehre ein. Dr. Saskia Juretzek ist darüber hinaus Mitgründerin der Initiative „futurewoman“, die Frauen im  Nachhaltigkeitsbereich vernetzt. Außerdem gibt sie in der VERSO Academy ihr umfangreiches Wissen weiter und spricht als Referentin über die Themen CSR-Strategie und CSR in der Organisation.

Dr. Saskia Juretzek, Head of Sustainability bei der Tengelmann-Gruppe

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Wander-Wegweiser als Symbolbild für den Vergleich verschiedener Nachhaltigkeits-Standards
10.08.2022

Nachhaltigkeitsbericht: Welche Standards gibt es?

Durch die neue Berichtspflicht CSRD sind etwa 15.000 Unternehmen in Deutschland berichtspflichtig. Was ist der richtige Standard für Ihren CSR-Bericht? Um Ihnen die Auswahl leichter zu machen, stellen wir Ihnen die wichtigsten Standards vor. Außerdem finden Sie am Ende dieses Blogposts ein Factsheet, in dem Sie sehen, welcher Standard sich für welche Unternehmen eignet.

UN Global Compact: Für den Einstieg geeignet, nur Minimalanforderungen

Der United Nations Global Compact, kurz UNGC, wurde im Jahr 2000 auf Initiative des ehemaligen Generalsekretärs der Vereinten Nationen Kofi Annan von Georg Kell gegründet. Ziel war und ist eine gerechte, umwelt- und sozialverträgliche Ausgestaltung der Globalisierung. Der UNGC ist die weltweit größte und wichtigste Initiative für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung. Über 19.000 Unternehmen und Organisationen haben ihn unterzeichnet – davon sind mehr als 800 in Deutschland.

Das Rahmenwerk formuliert zehn soziale und ökologische Prinzipien in den Bereichen Menschenrechte, Arbeit, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung, zu denen sich die teilnehmenden Unternehmen und Organisationen bekennen. Darüber hinaus basiert der UN Global Compact auf den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs).

SFDR – der Standard für den Finanzsektor

Die EU hat die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) speziell für den Finanzdienstleistungssektor entwickelt – betroffen sind allerdings auch einige Unternehmen. Wie, verrät Ihnen unser Factsheet.

DNK: Guter Einstieg, gut anwendbar, für deutschsprachigen Raum

Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) ist im Jahr 2011 eingeführt worden. Ziel ist es, dass Unternehmen über ihre Leistungen im Bereich Nachhaltigkeit informieren und somit eine Vergleichbarkeit geschaffen wird. Etwa 800 Unternehmen haben inzwischen eine DNK-Erklärung veröffentlicht.

Der Standard umfasst 20 Kriterien, zu denen berichtet werden muss. Sie sind in die Themenbereiche Strategie, Prozessmanagement, Umweltbelange, Gesellschaft unterteilt. Bei der Berichterstattung können Unternehmen entweder das Leistungsindikatorenset nach GRI (Global Reporting Initiative) oder nach EFFAS (European Federation of Financial Analysts Societes) auswählen.

GRI: International am etabliertesten, hoher Aufwand

Die Global Reporting Initiative (GRI) ist eine Stiftung, die 1997 gegründet wurde. Die Leitlinien der GRI gelten weltweit als der wichtigste Standard für Nachhaltigkeitsberichte. Das Ziel der globalen Standards ist es, Nachhaltigkeitsberichte durch einheitliche Anforderungen besser vergleichbar zu machen. In einem Dialogprozess mit Unternehmen und Organisationen der Zivilgesellschaft werden die Richtlinien kontinuierlich weiterentwickelt.

Unternehmen, die nach den GRI-Standards ihren Nachhaltigkeitsbericht erstellen, müssen umfangreiche Angaben zum Unternehmen, zum Managementansatz sowie zu ökonomischen, ökologischen und sozialen Standards machen.

Die Global Reporting Initiative hat inzwischen ihre Standards ein weiteres Mal aktualisiert. Die aktuellen Neuerungen gelten für alle Berichte, die ab 1. Januar 2023 veröffentlicht werden. Alle Infos zu den Änderungen finden Sie im Factsheet „Neue GRI-Standards ab 2023“.

SDG: Rahmenwerk mit den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen

Die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen haben im September 2015 die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung beschlossen. Bestandteil sind die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele oder Sustainable Development Goals, kurz SDGs, die alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit umfassen: Umwelt, Soziales und Wirtschaft. Die globalen Ziele sollen bis 2030 von allen Staaten erreicht werden, um die Welt gerechter, gesünder, friedlicher und sozialer zu gestalten.

Das SDG-Rahmenwerk dient als Orientierung für Unternehmen, die über ihre Nachhaltigkeitsleistungen berichten wollen. Um die Implementierung der 17 Sustainable Development Goals und der Unterziele in die Lieferketten zu erreichen, stehen Richtlinien wie die Global Reporting Initiative (GRI) und der UN Global Compact zur Verfügung. Beide Richtlinien schlagen Indikatoren und Kennzahlen zur Messung der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen für die einzelnen SDGs vor.

ISSB: globaler Standard für kapitalmarktorientierte Unternehmen, in der Entwicklung

Die International Financial Reporting Standards Foundation entwickelt aktuell globale Standards für den Nachhaltigkeitsbericht von kapitalmarktorientierten Unternehmen. Dazu gründete die gemeinnützige IFRS-Stiftung das International Sustainability Standards Board (ISSB) in Frankfurt. Der künftige Standard hat großes Potenzial das international führende Framework zu werden.

Ziel des ISSB ist es, Mindeststandards für eine glaubwürdige, transparente und vergleichbare Berichterstattung im Bereich der ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) festzulegen. Unternehmen sollen beispielsweise angeben, mit welchen Kennzahlen sie nachhaltigkeitsbezogene Risiken und Chancen messen und überwachen und mit welcher Strategie sie diese bewältigen wollen.

Wie erstelle ich einen Nachhaltigkeitsbericht?

Einen aussagekräftigen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Leichter geht es mit unserem praxisorientierten Playbook „In 7 Schritten zum Nachhaltigkeitsbericht“.

ESRS: europaweit einheitlicher Standard, wird im Zuge der CSRD entwickelt

Im Zuge der neuen Berichtspflicht CSRD, Corporate Sustainability Reporting Directive, wird auch ein einheitlichen Standard eingeführt. Die Berichte sollen dadurch aussagekräftiger und vergleichbarer werden. Damit wächst allerdings auch der Aufwand.

Die European Financial Reporting Advisory Group, kurz EFRAG, ist damit beauftragt, die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) zu erstellen. Alle Informationen zu den ESRS gibt es in unserem Factsheet. 

ISO 14001: guter Standard für Umwelt-Management

Die ISO 14001 ist ein weltweit anerkannter Standard für Umweltmanagementsysteme, der 1996 veröffentlicht wurde. Ziel der internationalen Norm ist es, dass Unternehmen ihre Umweltleistungen verbessern und Umweltziele erreichen. Weltweit sind etwa 300.000 Unternehmen nach ISO 14001 zertifiziert – davon sind rund 8000 aus Deutschland.

Das Umweltmanagementsystem basiert auf vier Säulen: der Planung von Umweltzielen, der Umsetzung der festgelegten Maßnahmen, der Kontrolle und der Verbesserung.

ISO 26000: Leitfaden für gesellschaftlich verantwortliches Handeln

Die ISO 26000 wurde im Jahr 2010 herausgegeben und ist ein Leitfaden, der gesellschaftlich verantwortliches Handeln definiert. Da bei der Norm keine Zertifizierung vorgesehen ist, ist er nicht so weit verbreitet wie beispielsweise die ISO 14001.

Der Standard formuliert zahlreiche Handlungsempfehlungen zu Kernthemen der gesellschaftlichen Verantwortung. Dazu gehören die Themen Umwelt, Menschen-, Arbeitnehmer- und Kundenrechte sowie Gesellschaft.

Zusätzliche Infos auch in der VERSO Academy

Praxisorientierte Informationen zu den verschiedenen Standards erhalten Sie auch von unseren Referent:innen in der VERSO Academy – ein 12-wöchiger Onlinekurs zur Weiterbildung als CSR-Manager:in.

EMAS: aufwändigerer Standard für Umwelt-Management

Das Eco-Management und Audit Scheme, kurz EMAS, wurde von der Europäischen Union entwickelt und 1995 in Deutschland eingeführt. Es ist ein Gemeinschaftssystem aus Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung. Ziel ist es, Unternehmen zu helfen, die ihre Umweltleistungen verbessern wollen. In Europa sind rund 4000 Organisationen nach EMAS registriert – über 1100 davon sind aus Deutschland.

Unternehmen müssen eine Umwelterklärung veröffentlichen, in der sie unter anderem ihre Auswirkungen auf die Umwelt, ihre Umweltleistung und ihre Umweltziele offenlegen. In diesen Prozess sind die Beschäftigten mit einzubeziehen. Das EMAS deckt die Inhalte der ISO 14001 ab und geht noch darüber hinaus.

TCFD: Empfehlungen an die Finanzbranche und kapitalmarktorientierte Unternehmen

Die auf Initiative der G20-Staaten gegründete Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) hat im Jahr 2017 Empfehlungen für die freiwillige und konsistente Berichterstattung über die Auswirkungen des Klimawandels erstellt. Die Empfehlungen richten sich an die Finanzbranche und kapitalmarktorientierte Unternehmen. Weltweit haben sich über 1000 Unternehmen zu ihrer Umsetzung verpflichtet.

Ziel ist es, Unternehmen und Investoren entscheidungsrelevante Informationen über materielle klimabedingte finanzielle Risiken und Chancen zu geben. Laut den Empfehlungen sollen Angaben zu Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele gemacht werden.

Welcher Standard für welches Unternehmen?

Im Factsheet haben wir Ihnen kurz zusammengefasst, welcher Standard sich für welches Unternehmen eignet.

Wir helfen Ihnen bei Ihrem Nachhaltigkeitsbericht

Der erste Nachhaltigkeitsbericht ist eine Herausforderung, nicht alles wird auf Anhieb glatt laufen. Wichtig ist, dass Sie die ersten Schritte starten und sich mit den entsprechenden Standards weiterentwickeln. Wir begleiten Sie auf diesem Weg.

Wir helfen Ihnen beim Aufbau einer Nachhaltigkeitsstrategie und bei der Berichterstattung. Mit unserer CSR Management Software sammeln Sie schnell und übersichtlich alle relevanten Nachhaltigkeitsdaten. Und mit unseren Weiterbildungen holen Sie sich neuen Input und werden zum CSR-Profi.

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Gespiegelte Blätter – Symbolbild für die doppelte Wesentlichkeit
23.05.2022

Was bedeutet doppelte Wesentlichkeit?

Die EU hat die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) eingeführt. 15.000 Unternehmen in Deutschland müssen nun Nachhaltigkeitsberichte erstellen. Deren Inhalte werden durch das Wesentlichkeitsprinzip bestimmt. Mit der Einführung der CSRD wird die doppelte Wesentlichkeit, oder auch die doppelte Materialität, verankert. Lesen Sie, was dahinter steckt.

Definition: Was bedeutet doppelte Wesentlichkeit?

Doppelte Wesentlichkeit bedeutet:

Es muss angegeben werden,
wie einerseits Nachhaltigkeitsaspekte das Unternehmen beeinflussen (Outside-in-Perspektive)
UND
wie sich andererseits das Unternehmen auf die Gesellschaft und die Umwelt auswirkt (Inside-out-Perspektive). 

Die doppelte Wesentlichkeit wird das vor allem in Deutschland zugrunde gelegte Wesentlichkeitsprinzip ändern und dazu führen, dass deutlich mehr Angaben berichtsrelevant und die CSR-Berichte dadurch aussagekräftiger werden.

Künftig müssen Unternehmen also beide Perspektiven – unabhängig voneinander – im Nachhaltigkeitsbericht angeben. Bisher mussten beide Aspekte gleichzeitig erfüllt sein.

Bei der Outside-in-Perspektive („finanzielle Wesentlichkeit”) müssen Angaben gemacht werden, die für das Verständnis des Geschäftsverlaufs, des Geschäftsergebnisses oder der Lage der Gesellschaft notwendig sind. Häufig wird, gerade in der Finanzwelt, heute nur diese Perspektive betrachtet und von „ESG” oder „ESG-related Risks” gesprochen – also lediglich die Risikoperspektive aus Nachhaltigkeitsaspekten betrachtet.

Bei der Inside-out-Perspektive („ökologische und gesellschaftliche Wesentlichkeit“) müssen Angaben gemacht werden, die für ein Verständnis der Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf die Nachhaltigkeitsaspekte notwendig sind. Kurz gesagt muss dargelegt werden: Welchen Impact hat mein Unternehmen auf den Planeten und die Gesellschaft?

Infografik: Erklärung doppelte Wesentlichkeit der CSRD Outside-In Materialität (finanziell): Interessengruppe sind primäre Investoren. Inside-Out Materialität (gesellschaftlich & ökologisch): Interessengruppen sind Gesellschaft, Mitarbeitenden, Investoren, Umwelt und Sozialverbände, ... alle auf diesem Planeten.

Die ESRS Standards im Überblick

Die EU führt mit der neuen Berichtspflicht CSRD auch einheitliche europäische Standards für vergleichbare Nachhaltigkeitsstandards ein – die ESRS. Verschaffen Sie sich im Factsheet einen Überblick.

Die Outside-in-Perspektive

Viele Unternehmen haben sich bisher auf die Outside-in-Perspektive konzentriert, da sie eine Art Risikomanagement darstellt. Auch in Zukunft wird dieses Feld abgedeckt. Die Informationen richten sich vor allem an Investor:innen.

Aus der Outside-in-Perspektive müssen Unternehmen folgende Informationen offenlegen:

  • Wie beeinflussen externe Entwicklungen unter anderem das Geschäftsmodell, die Strategie und den Umsatz? Mit externen Entwicklungen sind hier beispielsweise unerwartete Wetterereignisse, aber auch eine strengere Regulatorik
  • Auch branchenspezifische Themen spielen eine Rolle: Gibt es Nachhaltigkeitsaspekte, die bereits von Mitbewerbern, Kunden oder Lieferanten identifiziert wurden?
  • Was sind die Hauptrisiken für das Unternehmen, ein Produkt oder eine Dienstleistung? Und wie werden sie gesteuert beziehungsweise gemindert?

Wie erstelle ich einen Nachhaltigkeitsbericht?

Einen aussagekräftigen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Leichter geht es mit unserem praxisorientierten Playbook „In 7 Schritten zum Nachhaltigkeitsbericht“.

Die Inside-out-Perspektive

Durch die Inside-out-Perspektive wird der Blick deutlich geweitet. Ansprechpartner sind nicht nur Investor:innen, sondern auch Mitarbeiter:innen, Verbraucher:innen sowie Umwelt- und Sozialverbände.

Aus der Inside-out-Perspektive müssen Unternehmen offenlegen, wie sich ihre Tätigkeit auf die Gesellschaft und die Umwelt auswirkt. Hier soll auch der Einfluss der Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsbeziehungen (einschließlich der Lieferkette) genannt werden. Gefordert werden Angaben unter anderem zu:

Umweltbelange:

  • Klimaauswirkungen
  • Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung
  • Umweltauswirkungen der Energienutzung
  • Biodiversität

Soziales:

  • Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
  • Vielfalt und Gleichbehandlung
  • Menschenrechte
  • soziales Engagement

Governance:

  • Führungs- und Kontrollprozesse
  • Bekämpfung von Korruption und Bestechung

Zusätzliche Infos auch in der VERSO Academy

In 12 Wochen zum/zur CSR-Manager:in – die VERSO Academy führt Sie durch den kompletten CSR-Managementbericht. Von Standards bis doppelte Wesentlichkeit.

Das Ziel der doppelten Wesentlichkeit

Die Europäische Union möchte mit der Einführung der neuen CSR-Berichtspflicht CSRD den Umfang der Nachhaltigkeitsangaben erhöhen. Die CSR-Berichte werden dadurch aussagekräftiger und vergleichbarer.

Außerdem wird der Impact des Nachhaltigkeitsberichts gesteigert, weil die doppelte Materialität zu einem Wandel von einer Shareholder- zu einer Stakeholder-Perspektive beiträgt.

Der CSR-Bericht richtet sich an Investor:innen, aber auch an Mitarbeiter:innen, Kund:innen und die Gesellschaft.

Wir helfen Ihnen bei Ihrem Nachhaltigkeitsbericht

Von der neuen CSR-Berichtspflicht CSRD werden nicht nur mehr Unternehmen betroffen sein. Sie werden durch die doppelte Wesentlichkeit zudem vor einer großen Herausforderung stehen. VERSO begleitet Sie durch den Bericht.

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16.06.2021

Nachhaltigkeitsbericht erstellen: 5 Tipps fürs ESG-Reporting

Bei Nachhaltigkeit wird zunehmend genauer hingeschaut – der eigene Anspruch, die gesellschaftlichen Erwartungen sowie die gesetzlichen Anforderungen bei den ESG-Themen wachsen rapide. Hier kommen 5 Tipps für glaubwürdige Nachhaltigkeitsberichte.

Ob verpflichtet oder nicht – Sie tun gut daran, jetzt schon zu starten. Mit diesen 5 Tipps erstellen Sie einen aussagekräftigen Nachhaltigkeitsbericht:

1. Commitment von höchsten Entscheidern einholen

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Ihre Geschäftsführung das Thema Sustainability als strategisch wichtiges Thema begreift. Einerseits, weil Ihrem Unternehmen schnell Greenwashing vorgeworfen werden kann. Das kann bis zur persönlichen Haftung des Managements führen. Andererseits, weil Ihre Kunden, Ihre Geschäftspartner und Ihre Mitarbeitenden intelligente Wesen sind. Sie bemerken, ob es authentisch ist, was die Geschäftsführung sagt, und ob diese tatsächlich soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit anstrebt.

Sollte Ihre Geschäftsführung nicht mit an Bord sein, haben Sie noch ein zweites Problem, wenn Sie den Nachhaltigkeitsbericht erstellen. Sie brauchen sehr viele Menschen im Unternehmen, die Ihnen Daten liefern. Das werden diese häufig nur dann priorisieren, wenn sie wissen, dass es von oben gewollt ist und von den Führungskräften und den Vorständen mitgetragen wird.

Sie sollten nicht vergessen, dass ESG eine Schnittstellenfunktion ist, bei der Sie auf alle wichtigen Abteilungen im Unternehmen zählen können müssen. Holen Sie sich zu Beginn das Commitment für Nachhaltigkeit von der höchsten Entscheiderebene, um eine solide Basis für Ihren ESG-Bericht zu legen.

2. Planen Sie ausreichend Zeit für den Nachhaltigkeitsbericht ein

Wenn es sich um Ihre erste Dokumentation handelt, sollten Sie besonders darauf achten, dass Sie ausreichend Zeit einplanen. Ein Nachhaltigkeitsbericht ist mit Sicherheit keine Raketenwissenschaft. Doch beim ersten Mal ist das Herangehen noch nicht gelernt, nicht geübt und es wird eine Menge offene Fragen geben. Es kommt darauf an, ob Sie eine Vollzeitstelle als ESG-Manager:in haben und vielleicht sogar Kolleginnen und Kollegen, die Sie unterstützen. Oder ob Sie einen anderen Jobtitel haben und nur etwa 20 Prozent Ihrer Stelle für das Nachhaltigkeitsmanagement gedacht ist. Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Vorgesetzten, wie Sie zeitliche Ressourcen realistisch einplanen können.

Eine weitere große Herausforderung, die Sie viel Zeit beim Erstellen des ESG-Reporting kosten kann, ist das Daten-Management. Mit den richtigen Tools und der richtigen Datenlage können Sie sich bis zu 90 Prozent Zeit ersparen.

Wie erstelle ich einen Nachhaltigkeitsbericht?

Einen aussagekräftigen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Leichter geht es mit unserem praxisorientierten Playbook „In 7 Schritten zum Nachhaltigkeitsbericht“.

3. Die richtigen ESG-Tools, um Zeit und Kosten zu sparen

Überlegen Sie sich möglichst frühzeitig, welche Werkzeuge, also welche Sustainability Tools, Ihnen optimal bei der Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts helfen können. Hier gibt es normalerweise zwei Lösungen:

Auf der einen Seite sind das gängige Tabellenprogramme, die den Vorteil haben, dass Sie bereits vorhanden sind. Der Nachteil daran ist die hohe Fehleranfälligkeit. Tabellenprogramme können nur sehr begrenzt ESG-wichtige Funktionen ausführen und das Datenmanagement ist meist umständlich. Darüber hinaus benötigen Sie häufig Agenturen für den Bericht beziehungsweise Designer für das Layout. Kosten und Zeitaufwand sind mit Tabellenprogrammen gerade im fortgeschrittenen Verlauf der Berichterstattung nicht zu unterschätzen.

Auf der anderen Seite gibt es dedizierte CSR-Management-Lösungen, mit denen Sie all Ihre Daten an einer Stelle gesammelt haben. Diese Tools ersparen Ihnen eine Menge Zeit und Frust bei der Eingabe und Verwaltung der Daten. Das ist übrigens auch der Grund, warum wir unsere CSR-Software entwickelt haben.

Und auch die Kosten sind mit professioneller ESG-Software deutlich geringer: Teure Agenturen und lange Abstimmungsschleifen fallen so weg und die Kosten liegen komplett in Ihrer Hand. 

4. Know-how aus Weiterbildungen oder von Berater:innen

Um einen Nachhaltigkeitsbericht erfolgreich erstellen zu können, benötigen Sie ein gewisses Sustainablity-Know-how. Es reicht zu Beginn, wenn ein Basiswissen gegeben ist. Sie sollten beispielsweise wissen, welche Rahmenwerke und Standards es gibt. Einen Überblick über die wichtigsten Standards finden Sie in unserem Factsheet.

Wichtig ist aber auch, wie der Prozess des Nachhaltigkeitsmanagements funktioniert und wo Risiken lauern. Dieses praktische Basiswissen ist jedoch unumgänglich, um einen glaubwürdigen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen und Reputationsrisiken zu vermeiden. Um es sich anzueignen, gibt es zwei Möglichkeiten:

Zum einen können Sie sich das Wissen über entsprechende Kurse oder Ausbildungen selbst erarbeiten. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Kurse von Experten aus der Praxis angeboten werden. Ein Hochschulzertifikat kann hilfreich sein, ist aber bei weitem nicht immer die beste Lösung, wenn es um ESG-Management in der Praxis geht.

Können oder wollen Sie sich das Wissen aktuell nicht selbst aneignen, gibt es zum anderen die Option externer Unterstützung. Achten Sie dringend darauf, dass die Beraterin, der Berater oder die Agentur das Thema wirklich versteht und schon lange in der Praxis umsetzt. Für einen Nachhaltigkeitsbericht reicht es nicht, dass eine Agentur schöne Texte und ansprechende Grafiken erstellen kann. Die sogenannten „Hochglanzbroschüren wirken häufig sogar kontraproduktiv, wenn es um Nachhaltigkeit und Authentizität geht.

CSRD: Neue Vorgaben für Nachhaltigkeitsberichte

Im Rahmen des Green Deal treibt die EU zahlreiche Maßnahmen für die Nachhaltige Transformation voran – u.a. auch die CSRD. Alle Einzelheiten erhalten Sie in unserem Factsheet.

5. ESG-Daten: Sammeln Sie Inhalte zum Thema Nachhaltigkeit systematisch

Um einen aussagekräftigen ESG-Bericht zu erstellen, ist eines unumgänglich: Ihre Dokumentation muss Fakten und Bemühungen zur Nachhaltigkeit im Unternehmen enthalten! Das heißt: Wenn Sie nichts im Bereich der Themen Umwelt, Sozial und Governance machen, wird es sehr schwierig, einen Bericht authentisch und erfolgreich zu gestalten. Nehmen Sie dies zum Anlass, um ESG-Maßnahmen im Unternehmen zu erkennen und zu sammeln, also Dinge, die Sie oder andere Abteilungen bereits ganz selbstverständlich tun. 

Viele Unternehmen, mit denen wir arbeiten, wissen überhaupt nicht, was sie schon alles im Bereich Nachhaltigkeit tun und sind nach einer Bestandsaufnahme positiv überrascht. Um eine solche Bestandsaufnahme zu machen, sprechen Sie am besten mit Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Abteilungen. Insbesondere die Ressorts Einkauf, Umwelt-Management, Marketing und Kommunikation sowie HR werden Ihnen relevante Informationen liefern können.

Nehmen Sie den Bericht auch zum Anlass, neue Maßnahmen zu initiieren – auf Basis Ihrer Ziele und mit Blick auf die Wesentlichkeit Ihrer Maßnahmen. Wichtig dabei: Achten Sie bei der Datensammlung darauf, dass Sie alle Daten an einem Ort sammeln und aktuell halten!

Fazit

Bereiten Sie sich gut vor und erfüllen Sie diese fünf Punkte, so profitieren Sie sowohl im Prozess der Berichterstellung als auch erheblich in der Qualität des Endergebnisses. Vorbereitung ist, wie so oft im (Arbeits-)Leben, alles – auch beim Nachhaltigkeitsbericht.

Wir helfen Ihnen bei Ihrem Nachhaltigkeitsbericht

Der Aufbau einer Nachhaltigkeitsstrategie ist mit Arbeit verbunden. VERSO begleitet Sie ganzheitlich auf diesem Weg. Seit 2010.

* Bei diesen Informationen handelt es sich um redaktionell zusammengefassten Content, der nicht als Rechtsberatung zu verstehen ist. VERSO übernimmt keine Haftung. 

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Mica Valdivia, Direktorin des VÖB
23.03.2021

Nachhaltigkeit in der Finanzbranche: Interview mit Mica Valdivia (VÖB)

Interview mit Mica Valdivia (Direktorin des Verbands Öffentlicher Banken Deutschlands) über Sustainable Finance in der Praxis und weitere hochaktuelle Fragen der Finanzbranche.

Zwischen Dezember 2019 und November 2020 haben Anleger fast doppelt so viel in nachhaltige Finanzprodukte investiert wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dass Sustainable Finance so rasant an Bedeutung gewinnt, liegt neben der steigenden Nachfrage der Anleger:innen nach nachhaltigen Finanzprodukten auch daran, dass zunehmend regulatorische Maßnahmen getroffen werden.

Doch was bedeutet das Thema Sustainable Finance nun in der Praxis? Wie bereiten sich Unternehmen, Banken und Versicherungen nun optimalerweise darauf vor? Warum ist eine gute Datenbasis beim Thema Nachhaltigkeit unerlässlich? Mit Mica Valdivia, Direktorin des Verbands Öffentlicher Banken Deutschlands, der die Interessen seiner Mitgliedsinstitute gegenüber Parlamenten, Regierungen und den Aufsichts- und Regulierungsbehörden vertritt, haben wir über diese und weitere hochaktuelle Fragen gesprochen.

Welche Rolle spielt Sustainable Finance in Ihrem Alltag beim VÖB und in dem Ihrer Mitglieder?

Mica Valdivia: Die Corona-Pandemie hat das Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit noch einmal geschärft – in der Gesellschaft ebenso wie in der Politik. Das klare Bekenntnis ist wichtig, denn die nachhaltige Transformation der Wirtschaft ist ein gesamtgesellschaftlicher Kraftakt. Dabei spielt auch die Finanzindustrie eine zentrale Rolle.

Bei den Banken gibt es ein klares Bekenntnis, die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu unterstützen. Das gilt insbesondere für die öffentlichen Banken, denn Nachhaltigkeit ist Teil ihres gesellschaftlichen Auftrags. Viele nachhaltige Großprojekte, zum Beispiel im Bereich der Energieinfrastruktur, waren und sind ohne die Unterstützung öffentlicher Banken nicht denkbar. Durch ihre Produkt- und Förderangebote sind sie ganz klar Treiber des Umbaus der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit.

Natürlich ist Nachhaltigkeit mit Herausforderungen verbunden. Das sollte aber den Blick für die Chancen nicht versperren. Nehmen wir zum Beispiel das Thema Taxonomie, also das einheitliche Klassifikationssystem für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten. Die EU-Taxonomie legt fest, dass sich Unternehmen und Finanzinstitute ab Januar 2022 an den Vorgaben der Taxonomie ausrichten müssen, wenn sie von ökologisch nachhaltigen Geschäftsaktivitäten und Finanzprodukten sprechen. Unsere Tochter VÖB-Service hat dazu kürzlich eine Studie in der Bankenbranche durchgeführt. Das Ergebnis war eindeutig: Zwei von drei Banken sind überzeugt, dass sich die neue Taxonomie-Verordnung positiv auf ihr Geschäftsmodell auswirken wird.

Nachhaltigkeit ist ein zentraler Trend, den wir als VÖB und unsere Mitglieder aktiv vorantreiben und begleiten. Entsprechend ist Nachhaltigkeit bei uns längst kein exklusives Thema mehr für den Nachhaltigkeitsbericht oder die Unternehmenskommunikation, sondern Chefsache. Es lohnt, sich hier strategisch aufzustellen – und das tun unsere Mitglieder.

Gibt es Best Practices?

Mica Valdivia: Zu nennen sind beispielsweise die Nachhaltigkeitsleitlinien der NRW.BANK, die ihr Produkt- und Dienstleistungsportfolio auf das Ziel der weitgehenden Klimaneutralität im Jahr 2050 ausrichtet. Dies betrifft sowohl das Fördergeschäft als auch die Anlagepolitik der Bank.

Auch die zum BayernLB Konzern gehörende DKB hat sich mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie ehrgeizige Ziele gesetzt. Mit klaren Kennzahlen (sog. Key Performance Indicator/KPI) sollen 80 Mrd. Euro bzw. 85 Prozent des Kreditbuchs bis zum Jahr 2030 an den Sustainable Development Goals (SDGs) ausgerichtet werden.

Die Landesbank Baden-Württemberg setzt u. a. mit ihrer an ihren strategischen Nachhaltigkeitszielen ausgerichteten Vergütungspraxis ein weiteres wichtiges Best Practice Beispiel.

Die öffentlichen Banken müssen gleichwohl die Wirtschaft in der Breite bei der Transformation ihrer Geschäftsmodelle begleiten und dürfen dabei die Zielkonflikte innerhalb der verschiedenen Nachhaltigkeitsziele nicht aus den Augen verlieren.

Welche Veränderungen regulatorischer Art sehen Sie in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit auf die Finanzbranche zukommen und wer wird besonders betroffen sein?

Mica Valdivia: Der Gesetzgeber hat früh erkannt, dass die Finanzindustrie bei der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft eine zentrale Rolle spielt, denn Banken und Investoren haben Einfluss auf die Steuerung von Geldströmen. Entsprechend hat die EU-Kommission bereits 2018 einen Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen vorgestellt. Der Aktionsplan hat der Sustainable Finance Regulatorik durch zahlreiche neue Gesetze und Vorschriften eine enorme Dynamik verliehen. Von diesen Regelungen sind sowohl Finanzinstitute als auch Unternehmen betroffen. Entweder direkt wie durch die schon genannte Taxonomie-Verordnung oder indirekt wie bei der Verordnung über die Offenlegung nachhaltigkeitsbezogener Daten im Finanzdienstleistungssektor.

Aber auch durch die den Gesetzen folgenden Maßnahmen der Aufsichtsinstanzen werden Finanzinstitute angehalten, Nachhaltigkeitskriterien (ESG) in ihren Prozessen grundlegend zu durchdenken und zu integrieren. So hat beispielsweise die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrem Leitfaden zu Klima- und Umweltrisiken die Grundlage für einen aufsichtlichen Dialog geschaffen. Auf nationaler Ebene gibt das Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Richtung vor.

In diesem Jahr erwarten wir weitere richtungsweisende politische Impulse in Sachen Sustainable Finance, sowohl auf EU- als auch auf nationaler Ebene. So wird die EU-Kommission eine neue Sustainable Finance-Strategie vorlegen. Unklar ist, ob auch neue Regulatorik folgt. Zudem wird die deutsche Bundesregierung auf Basis der Empfehlungen des von ihr einberufenen Sustainable Finance-Beirates noch im ersten Halbjahr dieses Jahres eine nationale Sustainable Finance-Strategie vorlegen.

Man sieht: Es tut sich viel und bleibt spannend! Wichtig ist aber, dass sich die Regulatorik am Prinzip der Wesentlichkeit ausrichtet und dass – bei aller Notwendigkeit und Dringlichkeit – ausreichend Zeit für die Umsetzung eingeräumt wird.

Wie können betroffenen Finanzakteure nun konkret handeln, um sich vorzubereiten?

Mica Valdivia: Wie vorhin gesagt, birgt das Thema Nachhaltigkeit und Sustainable Finance – beziehungsweise die Ausrichtung von Finanzinstitutionen an Nachhaltigkeitszielen wie den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen oder den Sustainable Development Goals (SDGs) – große Herausforderungen, sowohl in operativer Hinsicht, als auch finanziell. Aber Sustainable Finance kann eben auch als Orientierungsrahmen verstanden werden, um das eigene Geschäftsmodell strategisch und zukunftssicher aufzustellen. Damit dies gelingt ist eines essentiell, was ich eingangs schon erwähnt hatte: Nachhaltigkeit muss Chefsache sein! Nur so kann eine ganzheitliche Transformation der eigenen Organisation gelingen.

Gibt es etwas, das Politik Ihrer Meinung nach noch dafür tun muss, um die Finanzwelt pragmatisch nachhaltiger zu gestalten?

Mica Valdivia: Eine solide Datenbasis ist der Grundstein für eine erfolgreiche, systematische Integration von Nachhaltigkeit und einer entsprechenden Ausrichtung der Geschäftsmodelle. Als unabdingbare Grundlage für einen erfolgreichen Transformationsprozess sollte der Aufbau einer europäischen Rohdatenbank für Nachhaltigkeitsdaten erfolgen.

Ein anderer wichtiger Aspekt: Es müssen ausreichend nachhaltige realwirtschaftliche Projekte und Vorhaben existieren. Das ist aktuell leider noch nicht der Fall. Eine stärkere wirtschaftspolitische Flankierung der Sustainable Finance Regulierung, welche Unternehmen darin unterstützt, sich zukunftssicher auszurichten und entsprechende Investitionen der Wirtschaft fördert, ist essentiell. Klar ist: Ohne eine Transformation der Realwirtschaft kann es keine Transformation der Finanzwirtschaft geben!

Was tut der VÖB konkret für die Nachhaltige Transformation?

Mica Valdivia: Unser größter Hebel als Verband in Sachen Nachhaltigkeit ist die Möglichkeit, die Rahmenbedingungen für die Transformation der Wirtschaft aktiv mitzugestalten und unsere Mitglieder bestmöglich in diesem Prozess zu begleiten. Wir sehen in dieser Multiplikatorenfunktion unsere Kernverantwortung in Sachen Nachhaltigkeit und Sustainable Finance.

Natürlich achten auch wir im VÖB auf eine nachhaltige Praxis im Alltag, so sind wir auf dem Weg zum „papierlosen Büro“ und versuchen, den Großteil der Kommunikation zu digitalisieren. Gleichzeitig haben wir auch schon vor Corona damit begonnen, verstärkt auf Videokonferenzen zu setzen und Dienstreisen zu reduzieren.

Welche Chancen sehen Sie in der nachhaltigen Transformation des Finanzsektors?

Mica Valdivia: Die konsequente Integration von Nachhaltigkeit mit ehrgeizigen und klaren Kennzahlen und Zielvorgaben sowie einer entsprechenden Anpassung und sukzessiven Ausweitung der Produktpalette ist ein zentraler Wettbewerbsfaktor und damit auch Zukunftssicherung für Banken. Wenn man als glaubwürdiger Partner die Herausforderungen seiner Kunden versteht und durch ein entsprechendes Produktangebot begleitet, werden Kundenbindungen aufrechterhalten oder neu etabliert.

Wie kann Sustainable Finance effizient umgesetzt werden bzw. wie gelingt ein Mainstreaming?

Mica Valdivia: Die öffentlichen Banken setzen einen Schwerpunkt im Bereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Hierzu gibt es bereits erste Best Practice Beispiele unter den Mitgliedern, wie die Konzeption der „Blauen Nachhaltigkeit“ der DKB. Aber auch eigene Projekte des Verbandes können wir herausstellen, wie beispielsweise ein Pilotprojekt zur Umsetzung der Taxonomie-Verordnung auf Basis einer KI-Lösung. Wir sind überzeugt, dass die systematische Integration von Nachhaltigkeit vor allem über Digitalisierung effizient erfolgen wird. Auf dieses Thema legen wir aktuell einen besonderen Fokus.

Was ist bei der Kommunikation von Nachhaltigkeit besonders wichtig? Was sind No-Gos?

Mica Valdivia: Kommunikation ist beim Thema Nachhaltigkeit natürlich extrem wichtig. Aber sie muss glaubwürdig und authentisch sein, sprich: Worte und Taten dürfen nicht auseinanderfallen. Deshalb sollten Unternehmen und Organisationen die großen Herausforderungen – und teils auch Unwägbarkeiten oder Zielkonflikt – die mit der Integration von Nachhaltigkeit in die bestehenden Geschäftsprozesse verbunden sind, annehmen und offen kommunizieren.

In der Kommunikation mit seinen Stakeholdern ist es zudem sinnvoll, zeitlich definierte strategische Ziele klar zu formulieren. So gibt man seinen Kunden, Partnern, Politik und weiteren Gesprächspartnern einen klaren Rahmen. Um das Thema anfassbarer zu machen und als Ergänzung zum generellen Nachhaltigkeitsdialog ist es zudem sinnvoll, Best Practice Beispiele herauszustellen und aktiv zu kommunizieren. Das hat oft auch einen positiven Abstrahleffekt auf andere Marktakteure.

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Dr. Saskia Juretzek, Head of Sustainability bei der Tengelmann-Gruppe
12.12.2020

Dr. Saskia Juretzek: Nachhaltigkeit bringt viele Vorteile

Im Interview spricht die CSR-Expertin über ihre Definition von Nachhaltigkeit, ihren Werdegang sowie geschäftliche Vorteile von CSR. Außerdem erklärt Sie, für welche Art von Unternehmen Nachhaltigkeit überhaupt eine Rolle spielen kann.

Warum hast Du dich dafür entschieden, dich dem Thema zu widmen, woher kommt deine Leidenschaft dafür? Und warum findest Du unternehmerische Nachhaltigkeit wichtig?

Saskia Juretzek: Als Kind war ich mit meiner Familie viel im Wald unterwegs, wie auch auf Bauernhöfen, so dass mir Natur und Tiere immer sehr nah waren. Noch heute ist ein Spaziergang in einem naturnahem Wald für mich die totale Erholung. Ich stamme insgesamt aus einem umweltbewussten Haushalt und habe schon früh mitbekommen, wie wichtig Umweltschutz ist. Die Idee, mich mit dem Thema auch beruflich zu beschäftigen, entwickelte sich mit der Zeit und den beruflichen Möglichkeiten. Während meiner Zeit bei Accenture wurde ich Teil der neugegründeten Arbeitsgruppe für Nachhaltigkeit. Das Thema hat mich sofort angezogen, ohne genau zu wissen, was da dahinter steckt.

Um mein Wissen in diesem Bereich zu erweitern und mich beruflich darauf zu fokussieren, entschied ich mich, an der Leuphana Universität Lüneburg zu promovieren. Gleichzeitig startete ich in der Corporate Responsibility Abteilung der Telefonica Deutschland mit Fokus auf die Nachhaltigkeitsstrategie, das Reporting und die Kommunikation. Im Anschluss an die  Doktorarbeit ging ich zur Allianz SE, der Zentrale der Allianz Gruppe und beschäftige mich dort mit Strategieentwicklung, den SDGs und Berichterstattung. Für mich persönlich haben gerade große internationale Unternehmen durch ihre Reichweite die Möglichkeit, die Gesellschaft wesentlich positiv zu beeinflussen, Best Practices zu gestalten und das Umfeld zum Nachahmen anzuregen. Das sehe ich auch als eine Pflicht an. Es begeistert mich, Teil der Nachhaltigkeitsbewegung zu sein und diese aktiv mitgestalten zu können.

 

Immer wieder hört man die Frage „Was ist Nachhaltigkeit eigentlich genau?“
Gibt es die perfekte Corporate Responsibility-Definition?

Die perfekte Corporate Responsibility Definition gibt es aus meiner Sicht nicht bzw. gibt es auch keine einheitliche Definition, die jedem geläufig ist. Ich persönlich bin kein Fan vom Begriff Corporate Social Responsibility, da er rein sprachlich auf „Social“ fokussiert (wenn er auch bspw. durch die EU breiter definiert wird). Corporate Responsibility und Sustainability sind weiter gefasste Begriffe, die soziale, ökologische und ökonomische Aspekte umfassen.

Im Kern geht es darum, den sozialen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen zu begegnen, negative Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit zu minimieren und positive zu erhöhen. Wesentlich für Unternehmen ist es, Nachhaltigkeit intern klar zu definieren und ein einheitliches internes Verständnis zu haben.

In jeder Branche kann CR etwas anderes bedeuten – in der Versicherung geht es bspw. um nachhaltige Produktlösungen und nachhaltige Anlagekriterien für Kundengelder, im produzierenden Gewerbe gegebenenfalls um die Arbeitsbedingungen in der Lieferkette und den Energieverbrauch in der Produktion.

 

Unternehmerische Nachhaltigkeit ist gesamtgesellschaftlich gesehen unbestritten ein absolutes Kernthema für unsere Zukunftsfähigkeit. Für das einzelne Unternehmen steht jedoch häufig die Gewinnerzielungsabsicht über allen anderen Zielen.

Daher provokant gefragt: Kostet Nachhaltigkeit nur, oder gibt es auch ökonomische Vorteile sich als Unternehmen einer Nachhaltigkeitsstrategie zu verschreiben?

Saskia Juretzek: Provokant geantwortet – betrachtet man Nachhaltigkeit mittel- bis langfristig gibt es nur Vorteile. Es hängt also von der Betrachtungsweise ab, vor allem von der zeitlichen. Klassischerweise treten „trade-offs“ (Zielkonflikte) auf, wenn es um langfristige Investitionen, aber um kurzfristige Renditen geht.

Viele Investitionen in Nachhaltigkeit rechnen sich mittel- bis langfristig, verursachen aber heute Kosten. Kurzfristiges Renditedenken, getrieben von Shareholder-Erwartungen steht hier der Langfristigkeit nachhaltiger Entwicklung entgegen. Natürlich gibt es auch kurzfristige Vorteile und auch Win-Win-Situationen, aber sie sind eben nicht zwangsläufig die Regel.

Neben dem aktuellen Geschäftserfolg sollte ein Unternehmen seine langfristige Geschäftsbasis sichern. Wenn ich bspw. heute meine Böden so auslauge, dass ich sie in zehn Jahren nicht mehr nutzen kann, bringt mich das auf Dauer nicht weiter. Für eine ernsthafte und erfolgreiche Auseinandersetzung mit CR ist eine langfristige Perspektive unabdingbar und auch für ein dauerhaft erfolgreich bestehendes Unternehmen wesentlich.

Nachhaltigkeit steht ökonomischen Vorteilen also nicht entgegen, sondern ist die Basis für erfolgreiches unternehmerisches Handeln.

 

Unternehmen sind ja bekanntermaßen unheimlich unterschiedlich. Von Ein-Mann-Handwerksbetrieben, über den produzierenden Mittelstand, bis hin zu Großkonzernen, wie der Allianz.

Ist Nachhaltigkeit für alle wichtig, oder reicht es vielleicht sogar, wenn die „Großen“ sich um Zukunftsfähigkeit in ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten kümmern?

Saskia Juretzek: Die Antwort ist für mich recht klar. In Deutschland liegt die Anzahl kleinerer und mittlerer Unternehmen bei mehr als 99%. Es braucht daher alle Akteure, um einen entscheidenden positiven Beitrag zur ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Zukunftsfähigkeit zu leisten.

Aber natürlich spielt die Größe eines Unternehmen eine Rolle. In Großunternehmen stehen mehr Kapazitäten zur Verfügung, der Hebel ist größer und häufig gibt es eigenständige CR-Abteilungen. Letzteres ist sicherlich in einem Zehn-Mann-Betrieb nicht sinnvoll oder umsetzbar. Dennoch können hier Mitarbeiter zusätzliche Aufgaben, beispielsweise rund um Umweltschutz, übernehmen. Die Themen an sich ändern sich nicht zwangsläufig, aber natürlich die Ressourcen, die ich zur Verfügung habe.

Als nicht börsennotiertes Unternehmen habe ich im positiven Sinne mehr Freiraum und kann langfristiger planen als ein quartalsgetriebenes, börsennotiertes Unternehmen. Viele Familienunternehmen sind Nachhaltigkeitsvorreiter, sie denken und planen sehr langfristig, so dass Nachhaltigkeit leichter integrierbar ist – es kommt zu weniger Zielkonflikten zwischen ökologischen, sozialen und ökonomischen Zielen.

Dr. Saskia Juretzek

ist Head of Sustainability bei der Tengelmann-Gruppe. Seit über zehn Jahren ist sie als CSR-Managerin in Nachhaltigkeitsabteilungen von Großkonzernen aktiv. Sie hat im Bereich Nachhaltigkeit promoviert und bringt sich an diversen Hochschulen und Universitäten in die Lehre ein. Dr. Saskia Juretzek ist darüber hinaus Mitgründerin der Initiative „futurewoman“, die Frauen im  Nachhaltigkeitsbereich vernetzt. Außerdem gibt sie in der VERSO Academy ihr umfangreiches Wissen weiter und spricht als Referentin über die Themen CSR-Strategie und CSR in der Organisation.

Dr. Saskia Juretzek, Head of Sustainability bei der Tengelmann-Gruppe

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Bild von den 17 Sustainable Development Goals: No poverty, Zero hunger, Good health and well-being, Quality education, Gender equality, Clean water and sanitation, Affordable and clean energy, Decent work and economic growth, Industry Innovation and Infrastructure, Reduced inequalities, Sustainable cities and communities, Responsible consumption and production, Climate action, Life below water, Life on land, Peace Justice and Strong institutions, Partnerships for the goals
06.07.2020

SDG: Das Rahmenwerk für Nachhaltigkeit und CSR-Management der UN

In diesem Überblick erfahren Sie in sieben kurzen Punkten alles was Sie wissen müssen, um die Entwicklungsziele (SDG) für Ihr Unternehmen einzuordnen.

Licence to Operate

Kunden, Mitarbeiter und andere Interessengruppen fragen nach gesellschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen Ihrer Geschäftstätigkeit. Es ist zunehmend klar, dass Nachhaltigkeit im Unternehmen zur „Licence to Operate“ wird. Das CSR-Management (Corporate Social Responsibility) soll also strategisch(er) oder sogar erstmals angegangen werden. Wie das SDG-Rahmenwerk Ihnen dabei helfen kann, erfahren Sie im Artikel.

Wenn heute über die Umsetzung von Nachhaltigkeit in den Unternehmen gesprochen wird, sind die Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen fester Bestandteil der Agenda. Das Rahmenwerk hilft, CSR Management strategisch im Unternehmen zu gestalten. Allerdings ist am Anfang oft unklar, wie sich die SDGs nun konkret operationalisieren und in die Nachhaltigkeitsstrategie der Unternehmen einbinden lassen.

In unserem Überblicksartikel erfahren Sie in sieben kurzen Punkten alles was Sie wissen müssen, um die Entwicklungsziele (SDG) für Unternehmen erstmalig einordnen zu können. Den Ursprung der SDG stellen wir ebenso vor, wie die Rolle von Unternehmen, die deutsche Nachhaltigkeisstrategie und den Umsetzungsstatus. Vor allem geben wir Ihnen jedoch Antworten auf die Frage: Wie können Sie mit ihrem Unternehmen ein proaktiver Teil der nachhaltigen Entwicklung werden? Aber lassen Sie uns von vorne beginnen.

Die Wurzeln der SDG (Sustainable Development Goals)

Die Diskussion um eine nachhaltigen Entwicklung von Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt, die mit der Veröffentlichung des so genannten Brundlandt-Reports „Our Common Future“ im Jahr 1987 die breitere Öffentlichkeit erreicht hat (World Commission on Environment and Development), ist in der heutigen Zeit ungebrochen aktuell. In mehreren Entwicklungsschritten haben die globalen Zielsetzungen dieser Diskussion Eingang in die von den Vereinten Nationen veröffentlichten Development Goals (SDG) gefunden.

Die Rolle von Unternehmen im SDG Framework

Dabei wird auch ein Rahmenwerk aufgespannt, dass die Unternehmen als wichtige Akteure der nachhaltigen Entwicklung definiert und ihnen Hilfestellungen bei der Umsetzung von Maßnahmen auf der regionalen und betrieblichen Ebene anbietet. Die SDG betonen die Notwendigkeit der aktiven Beteiligung privater Unternehmen und appellieren an deren Kreativität und Innovation, um Werte für das Gemeinwohl zu schaffen. Dazu gehört zum Beispiel die Verringerung der Armut, die Ausmerzung des Hungers und den Schutz der biologischen Vielfalt.

Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen und ihre 17 nachhaltigen Entwicklungsziele stellen die Unternehmen vor die neue Herausforderung, ihre Operationen und Strategien auf die Anforderungen der SDGs abzustimmen.

17 übergeordnete Nachhaltigkeitsziele und Deutschlands Beitrag

Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen „Transforming Our World: The 2030 Agenda for Sustainable Development“ umfasst 17 globale Ziele (UN SDG) für eine nachhaltige Entwicklung. Die Agenda trat am 01. Januar 2016 mit einer Laufzeit von 15 Jahren in Kraft. Die Ziele umfassen verschiedene Themen, die wichtige Aspekte der Nachhaltigkeit sind, wie zum Beispiel Armut, Diskriminierung, Klimawandel, Schutz der natürlichen Umwelt, Bildung und Arbeitsfragen. Basis für die Umsetzung der SDG in Deutschland ist die im Januar 2017 (Neuauflage 2018) von der Bundesregierung verabschiedete Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie.

Die 17 übergeordneten Nachhaltigkeitsziele sind die Folgenden:

  1. Keine Armut
  2. Kein Hunger
  3. Gesundheit und Wohlbefinden
  4. Hochwertige Bildung
  5. Geschlechtergleichheit
  6. Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
  7. Bezahlbare und saubere Energie
  8. Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
  9. Industrie, Innovation und Infrastruktur
  10. Weniger Ungleichheiten
  11. Nachhaltige Städte und Gemeinden
  12. Nachhaltiger Konsum und Produktion
  13. Maßnahmen zum Klimaschutz
  14. Leben unter Wasser
  15. Leben an Land
  16. Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
  17. Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

Zu diesen übergeordneten Zielen werden in der Agenda 2030 169 Unterziele vorgeschlagen, um die Länder bei der Überwachung ihres Beitrags zu den 17 UN SDG zu unterstützen. Eine wesentliche Rolle, um die Ziele zu erreichen, spielt hierbei der Beitrag von Unternehmen.

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Zwei wesentliche Richtlinien zur Umsetzung der SDG in Unternehmen

Um die Implementierung der SDG und der Unterziele in die Lieferketten der Unternehmen zu erreichen, stehen verschiedene international anerkannte Richtlinien, wie die Global Reporting Initiative (GRI) und der UN Global Compact zur Verfügung.  Beide Richtlinien schlagen Indikatoren und Kennzahlen zur Messung der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen für die einzelnen UN SDGs vor.

Eine Annäherung an die Umsetzung der globalen Entwicklungsziele können Unternehmen also über den Umweg der Implementierung der GRI-Indikatorik erreichen.

Wie sich den SDG als Unternehmen also widmen?

Was brauchen Sie nun konkret, um sich den SDG und Nachhaltigkeit im Allgemeinen sinnvoll zu widmen? Maßgeblich sind erst einmal zwei Basispfeiler: Einerseits eine organisatorische und inhaltliche Verantwortung bei einer oder einem CSR-Beauftragten. Die zweite wichtige Voraussetzung ist ein Ort zur Bündelung aller nachhaltigkeitsrelevanter Daten. Ohne diese beiden Grundvoraussetzungen ist es quasi nicht möglich sich als Organisation dem Thema weiter zu nähern.

Doch auch mit klarer inhaltlicher Verantwortung und Datenbündelung ist es, je nach Unternehmensgröße, Branche und Interessengruppen, eine nicht zu unterschätzende und sehr individuell zu gestaltende Aufgabe, die SDG strategisch anzugehen.

Beratungsunternehmen aus dem Bereich der Nachhaltigkeit und des Nachhaltigkeitsreportings, wie auch wir bei VERSO, stehen Unternehmen und CSR-Manager:innen deshalb bei der Umsetzung mit Rat und Tat zur Seite.

Dass externe Unterstützung aufgrund der Komplexität der verschiedenen Richtlinien lohnenswert ist, zeigt unter anderem eine Studie von Van der Waal und Thijssens (2020). Diese bringt Licht in das „unentdeckte Terrain“ der SDG-Beteiligung von Unternehmen. Dazu werden in der Untersuchung die Nachhaltigkeitsberichte der 2000 weltweit größten börsennotierten Unternehmen analysiert.

Status quo der SDG-Umsetzung in der Wirtschaft

Momentan beschäftigen sich zwar bereits einige Vorreiter-Unternehmen intensiv mit der Umsetzung der SDG innerhalb ihrer Nachhaltigkeitsstrategie. Das Engagement der Unternehmen in den SDG insgesamt ist allerdings noch begrenzt. Es steht hauptsächlich mit dem Engagement für andere nachhaltigkeitsbezogene Themen sowie mit der Unternehmensgröße und dem Nachhaltigkeitsniveau des jeweiligen Unternehmens in Zusammenhang.

Man kann daraus schließen, dass das Engagement für die SDG einerseits aus regulatorischen Gründen erfolgt, es werden schlicht bestehende Gesetze befolgt. Andererseits liegen häufig institutionelle Gründe für ein Engagement vor. Die qualitative Prüfung der einzelnen Berichte zeigt, dass die Beteiligung der Unternehmen weitgehend symbolisch und absichtlich erfolgt und noch nicht substanziell ist. Dies legt den Schluss nahe, dass viele Unternehmen die SDG – ähnlich wie den Global Compact – als ein Schema mit unverbindlichen Auswirkungen betrachten. Kurz gesagt: Noch zu viele Unternehmen befassen sich momentan nur so intensiv mit den SDG, wie sie gesetzlich dazu gezwungen sind.

Um aber die weltweite Zukunftsfähigkeit zu ermöglichen, die die Sustainable Development Goals zum Ziel hat, müssen Unternehmen hier noch deutlich mehr tun. Glücklicherweise entdecken immer mehr Unternehmen, dass das Einflechten der Entwicklungsziele in die eigene Strategie notwendig und unumgänglich ist.

Warum nun Zeit ist umzudenken

An dieser Stelle vergeben leider viele Unternehmen noch die Chance, um von den positiven Effekten eines Engagements zu profitieren. Dabei entwickeln sich nicht selten während der Umsetzung auch ungeahnte betriebswirtschaftliche Effekte. Nachhaltigkeit und die Umsetzung der Entwicklungsziele der Vereinten Nationen sind also langfristig auf allen Ebenen lohnenswert und unumgänglich.

Neben einer aktiven Gesellschaft sind die Unternehmen die wichtigsten Akteure, um die großen globalen Ziele einer gerechteren Verteilung des Wohlstands und der Begrenzung der schädigenden Wirkungen der Globalisierung zu erreichen. Nur gemeinsam können wir die Agenda 2030 zum Erfolg führen. Lassen Sie uns gemeinsam anpacken!

We guide you through sustainability

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3 Gründe für Unternehmenserfolg durch Nachhaltigkeit
09.10.2019

3 Gründe, warum nachhaltige Unternehmen erfolgreicher sind

Ein erster Auszug des Gastbeitrags von einem unserer Gründer Andreas Maslo erschienen auf t3n.de.

Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Trendthema. Welchen ROI (Return on Investment) gibt es für Unternehmen?

Plastik aus dem Alltag (und somit aus den Meeren) verbannen, weniger ins Flugzeug steigen, dem Klimawandel entgegenwirken und soziale Gerechtigkeit durch bewussten Konsum fördern: Es wird immer mehr darüber berichtet, welche kleinen und großen Maßnahmen jeder Einzelne von uns treffen kann, um unseren Planten wieder ein Stück gesünder zu machen.

Nun ein kleiner Perspektivenwechsel. Was tun Unternehmen für eine bessere Welt und welchen Einfluss haben sie darauf? Allein in Deutschland gibt es rund 3,44 Millionen Unternehmen (Stand 2024). Betrachten wir von der Gesamtanzahl den Anteil der Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern, haben wir eine Summe von etwas mehr als 453.000 Unternehmen. Was passiert wohl, wenn all diese Unternehmen sich konsequent nachhaltig ausrichten? Richtig, eine ganze Menge an positivem Einfluss auf Gesellschaft und Umwelt. Doch viele Unternehmen fragen sich insgeheim, was sie selbst davon haben und tun sich schwer, einen ROI zu erkennen. Doch es gibt ihn – und das ist erwiesen.

1. Unternehmen mit einer Nachhaltigkeitsstrategie sind innovationsstärker

Unternehmen wie beispielsweise  Fjällräven haben sich zur Aufgabe gemacht, mit ihrer Unternehmensphilosophie einen positiven Einfluss und Fußabdruck auf unserer Welt zu hinterlassen. So wird bei der Weiterentwicklung und Neugestaltung von Produkten die Natur als Inspirationsquelle genutzt und nicht der Chemiebaukasten zu Rate gezogen. Die ökologischen Vorteile liegen auf der Hand: niedrige bis keine negativen Umweltauswirkungen, Langlebigkeit und Wiederverwertbarkeit – da auf natürlich vorhandene Materialien und Prozesse der Natur zurückgegriffen wird.

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CSR in mittelständischen Unternehmen
23.09.2019

Wie mittelständische Unternehmen mit CSR zukunftsfähig bleiben

Ein erster Auszug des Gastbeitrags von einem unserer Gründer Andreas Maslo erschienen im PRIMEPULSE MAGAZIN.

Warum ist Nachhaltigkeit gerade für den Mittelstand so wichtig und was haben Unternehmen konkret davon?

Weltweit gibt es rund 2.700 sogenannte „Hidden Champions“. 48% davon sind deutsche Mittelständler (1.307), so der BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e.V.. Über ein Drittel der erwirtschafteten Umsätze wird vom Mittelstand erwirtschaftet, in dem fast zwei Drittel aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Deutschland beschäftigt sind. Zudem kommt die hohe Anerkennung als treibende Kraft und starker Partner für Großunternehmen weltweit sowie wesentliches Glied diverser Wertschöpfungsketten. Um nur ein paar tatkräftige Fakten aufzuführen. Unser „German Mittelstand“ ist eine Erfolgsgeschichte die von Vordenkern, Unternehmertalenten und Machern sowie Macherinnen geprägt ist und oftmals eine lange Tradition hat.

Was sind heute und morgen noch die großen Hebel, um erfolgreich zu bleiben und noch erfolgreicher zu werden?

Künstliche Intelligenz, Automatisierung, Industrie 4.0, Blockchain, Quantencomputing, der „War on Talents“ und nicht zuletzt die Digitalisierung sind Buzzwords, die heute allgegenwärtig sind. Als hätten Unternehmenslenker mit der Potenzialanalyse all dieser Begriffe und der globalwirtschaftlichen Volatilität nicht genug zu tun, werden sie noch aus einer ganz anderen Ecke in die Pflicht genommen – Kunden, Mitarbeiter und Öffentlichkeit erwarten einen positiven gesellschaftlichen Beitrag von Unternehmen – mehr denn je.

Wir alle spüren die Auswirkungen des Klimawandels längst im eigenen Umfeld und wissen, dass diese exponentiell schnell zunehmen werden, wenn wir nichts tun. Gleichzeitig wird auch der Ruf nach sozialer Gerechtigkeit immer lauter und will gehört werden, um die Welt friedlich und intakt zu halten. Konsumenten entscheiden bewusster, welche Unternehmen sie unterstützen.

Um dies als Unternehmen in Einklang zu bringen und Verantwortung zu übernehmen, gilt es die Auswirkungen des unternehmerischen Handelns auf die Gesellschaft (ökonomisch, ökologisch und sozial) strategisch zu denken und umzusetzen. Eine Studie der Technischen Universität Dortmund ergab, dass 74 % der Befragten im Mittelstand sich bereits mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen. 80% gaben an, dass Nachhaltigkeit von der Unternehmensführung in die Unternehmensstrategie integriert werden sollte. Letztendlich hat aber nur jedes zweite mittelständische Unternehmen tatsächlich eine Strategie, wie sich Nachhaltigkeit in ihr unternehmerisches Handeln integrieren lässt. Dies wird sich in den nächsten Jahren mit Sicherheit massiv ändern, da nachhaltig agierende Unternehmen schlicht erfolgreicher sind.

Woran das liegt und warum es sich besonders im Mittelstand lohnt, Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie zu verankern und zu leben, hängt vor allem mit den folgenden drei Punkten zusammen…

* Bei diesen Informationen handelt es sich um redaktionell zusammengefassten Content, der nicht als Rechtsberatung zu verstehen ist. VERSO übernimmt keine Haftung. 

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